Pfaffenhofen
Spaß an der Schleifmaschine

Beim MINTmacher-Tag erfahren Lehrer und Erzieher, wie der Praxisalltag in Firmen aussieht

23.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Mit Freude bei der Arbeit: Die Praktikantin Sarah Wörmann beim Schleifen eines Bohrkopfes. - Foto: Enzmann

Pfaffenhofen (PK) Sarah Wörmann hat Spaß an ihrer Arbeit. Die Praktikantin schleift bei der Firma Huber Bohrköpfe. Eine ganze Reihe hat sie schon fertiggestellt. Immer wieder hält sie den Bohrer vorsichtig gegen die Schleifscheibe. Dann schaut sie nach, wie viel noch fehlt, bis der nächste fertig ist.

Wörmann besucht die elfte Klasse der Fachoberschule in Scheyern und absolviert zurzeit ihr Praktikum in Metallverarbeitung bei der Pfaffenhofener Firma Huber. Das mittelständische Unternehmen ist spezialisiert auf das Werkzeugschleifen. „Wenn alle meine Auszubildenden so engagiert wären wie die Praktikanten, die ich von der FOS bekomme, würde ich mir beide Finger abschlecken“, sagt Geschäftsführer Josef Huber.

Damit Aussagen wie diese seltener werden, hat die Initiative Regionalmanagement Region Ingolstadt (IRMA) das MINTmacher-Netzwerk gegründet. Ziel ist es, Kinder schon von klein auf für technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge zu begeistern. Und zwar durch Praxisbezug. „Unsere Zielgruppe sind alle pädagogischen Fachkräfte, also Erzieher und Lehrkräfte genauso wie Unternehmensvertreter und Ausbilder“, sagt Jutta Adler, Bildungsreferentin der IRMA. „Über allen Themen steht das Praxisnahe und die Vernetzung.“

Was das konkret bedeutet, haben insgesamt 130 Teilnehmer, darunter viele Lehrkräfte und Erzieher, am Mittwochnachmittag bei der Firma Huber und fünf weiteren Betrieben erfahren. Georg Hammerl, der derzeit an der Technischen Universität München promoviert, berichtete aus seiner Erfahrung: „In der Schule und auch im Studium wird man Seitenweise mit Theorie überhäuft. Aber am besten ist es doch, wenn man die Dinge praktisch umsetzen kann.“ Hammerl absolvierte vor Jahren selbst ein Praktikum bei der Firma Huber, das ihm damals geholfen hat. „Durch ein Praktikum weiß ich doch am besten, was ich später einmal beruflich machen möchte und was eben nicht.“ Darum sein Appell an die Schulen: „Fordert eure Schüler dazu auf, in den Ferien Praktika zu absolvieren.“ Der selben Meinung war auch Rudi Pawlitschko, Beratungslehrer des Beruflichen Schulzentrums Pfaffenhofen: „Es wäre toll, wenn jede Schule ein Netz an Firmen hätte, um Praktika zu vermitteln.“ Noch könnten manche Schularten, wie etwa das Gymnasium, auf diesem Gebiet etwas verbessern. „Denn profitieren würden letztlich alle davon. Die Schulen, die Unternehmen, die Wirtschaft“, sagte Pawlitschko. „Solche Praktika halte ich übrigens auch für Lehrer sinnvoll.“

Wie die Praxis bei seiner Firma aussieht, zeigte Josef Huber bei einer Führung durch die eigene Werkstatt: Der Geschäftsführer präsentierte seine Dreh-, Fräs- und Schleifmaschinen und die daraus angefertigten Produkte. Dazu zählen Bohrer und Fräser genau so wie Teile, die zum Beispiel in ein künstliches Hüftgelenk eingebaut werden.

Nach den Betriebsbesichtigungen wurde die Weiterbildungs- und Netzwerkveranstaltung im Schyren-Gymnasium fortgesetzt. „Auch der Landkreis nimmt dieses Vorhaben sehr ernst und betrachtet MINT-Förderung als gemeinsame Aufgabe verschiedener Initiativen, der Kommunalpolitik und der regionalen Wirtschaft. Diese gelungene Kooperation zeigt uns, wie im Landkreis und der Region alle Hand in Hand arbeiten, um die Region für die Zukunft zu rüsten und den Status als überaus erfolgreicher Wirtschaftsstandort zu sichern“, sagte dabei Landrat Martin Wolf. #

Der MINT-Didaktiker Professor Martin Lindner referierte über Ergebnisse aus der Forschung, wie Unternehmen und Schulen kooperieren können und wie solche Kooperationen in der Praxis optimal genutzt werden. In den acht Workshops konnten die Teilnehmer dann einfache und praktische Tipps für ihre Arbeit selbst erfahren und erleben.

Das weitere Vorgehen im MINTmacher-Netzwerk wird in einem Handlungskonzept festgehalten. Dieses befindet sich aktuell noch in Arbeit und wird bis Ende des Jahres fertiggestellt.