Aigner ist gegen eine pauschale Ausdehnung der Lebensarbeitszeit

30.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr
Bayern Wirtschaftsministerin Ilse Aigner war zu Gast im Kloster Scheyern. −Foto: Christian Tamm

Scheyern (dk) Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) war am Samstag zu Besuch im Kloster Scheyern. Sie war auf Einladung der Christlich-Sozialen Arbeitnehmer-Union (CSA) Oberbayern in den Landkreis Pfaffenhofen gekommen. Traditionell stellt die CSA ihr Treffen vor dem Tag der Arbeit unter ein Leitmotiv aus den Feldern der Wirtschaftspolitik und der Arbeitswelt. Dieses Jahr standen dabei die Wirtschaft 4.0 und die Zukunft der Arbeit im Fokus.

Der Freistaat möchte dem digitalen Wandel mit digitalen Gründerzentren begegnen. Die Region 10 rund um Ingolstadt ist in der engeren Standortauswahl. Eine feste Zusage wollte Aigner am Samstag aber noch nicht aussprechen. Die Rentenpläne der großen Koalition kritisierte die Ministerin.

Sie betonte zunächst, wie wichtig die Marktwirtschaft für den Freistaat und die Bundesrepublik sei. „Hier steht – anders als in der Planwirtschaft – der Mensch im Mittelpunkt.“ Wenn man sich gegenwärtig die bayerischen Zahlen ansieht, stelle man fest, dass „wir in nahezu allen Landkreisen Vollbeschäftigung haben“. Inzwischen sei sogar ein gegenläufiger Trend zu erkennen: Es müsse zunehmend nach Facharbeitern gesucht werden.

Besonderes Augenmerk legte die Ministerin auf das Handwerk und den Mittelstand. Sie selbst stamme aus einem mittelständischen Betrieb und wisse daher um die Aufgaben, die gemeistert werden müssten. Immerhin seien hier drei Viertel aller Arbeitsplätze in Bayern zu finden. Den Angestellten dürfe es auch in Zukunft an nichts fehlen. Für den digitalen Wandel sieht Aigner den Freistaat gut aufgestellt. Es sei nicht das erste Mal, dass sich die Industrie grundlegend verändert: „Erst hatten wir die Mechanisierung, dann die Automatisierung und nun eben die Digitalisierung“, sagte Aigner. Jedes Mal habe sich die Arbeitswelt der Menschen massiv verändert.

Unter den Augen von Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU) ging Aigner auch darauf ein, ob es nun definitiv im Raum Ingolstadt ein digitales Gründerzentrum geben wird. Sie könne noch nichts Abschließendes sagen, aber „es ist so gut wie sicher, dass wir in manchen Regierungsbezirken mehr als nur ein Zentrum bekommen werden“. Der Konkurrent der Region 10 um den Zuschlag ist der Raum Rosenheim.

Auch zum aktuellen bundespolitischen Streitthema Rente bezog Ilse Aigner Stellung und richtete sich gegen die Pläne der Bundesregierung, das Renteneintrittsalter zu erhöhen. Zwar wachse mit der Altersarmut sicherlich ein Problem heran. Aber: „Wir in Bayern stehen gut da. Außerdem halte ich es nicht für die intelligenteste Lösung, pauschal die Lebensarbeitszeit heraufzusetzen“. Die Wirtschaftsministerin machte jedoch klar, dass man denjenigen, die länger arbeiten wollen, keine Schwierigkeiten machen dürfe. „Natürlich müssen wir hier Anreize setzen“.

CSA-Landesvorsitzender und Landtagsabgeordneter Joachim Unterländer sagte, dass die soziale Marktwirtschaft auch im Zuge der Veränderungen am Arbeitsmarkt ein „Garant dafür ist, dass wir Herausforderungen wie die Flüchtlingskrise oder den demografischen Wandel stemmen können“. Zudem müsse mehr Wert darauf gelegt werden, dass Arbeitnehmer ihren Beruf besser mit der Familie vereinen können.