Pfaffenhofen
Kunst auf der Flasche

Einige Brauereien gehen bei der Gestaltung der Etikette ihrer Biersorten neue Wege

24.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Foto: Severin Strasser

Pfaffenhofen (PK) Von einer Flasche grinst ein Bock im Trachtenjanker, von der nächsten schaut einem Graf Ignaz entgegen, ganz klassisch ist ein bayerisches Rautenmuster mit Pferdegespann, eher modern das Etikett mit Ägir, der Gott der Weltmeere. Bei den Etiketten von Bierflaschen finden sich ganz unterschiedliche Motive, die Brauereien geben sich immer mehr Mühe, ihr Bier zu einem echten Blickfang zu machen. Einfache Wapperl mit dem Namen der Brauerei und der Bezeichnung des Biers gibt es kaum noch.

Müllerbräu-Chef Manuel Müller unterscheidet bei den Etiketten seiner Biere zwei "Linien". Bei den Klassikern wie "Altbayrisch Hell", dem Festbier oder dem Weißbier sind eher traditionelle Motive zu finden. Rauten, Pferdegespann, beim Weißbier eine Weizenähre. "Wir wollen die traditionellen Motive beibehalten", sagt Müller. Allerdings sei ein Facelift geplant. Ganz anders bei der Craftbierserie. Den neuen "Bavarian Craft Bock" ziert der grinsende Bock im Janker das Etikett des India Pale Ales "Red Nax" zeigt die Müllerbräu-Mühle in abgewandelter Form, auf dem "Super Pils", das im Juni erscheint, ist eine Gabel zu sehen, auf der eine Hopfendolde aufgespießt ist. Inspiration dazu holte sich Müller unter anderem bei einem Tätowierer. "Mit den neuen Sorten wollen wir anders rüberkommen", sagt er. Gemeinsam mit dem Designer Stefan Wirz hat Müller die Ideen umgesetzt.

Ganz anders die Herangehensweise bei der Graf-Toerring-Brauerei. Sowohl das Etikett des Pilseners "Graf Ignaz" als auch das des Hellen "Original" hat sich seit 20 Jahren kaum verändert. Aus produktionstechnischen Gründen gab es bei der Verlagerung der Produktion nach Freising eine Änderung bei der Form - von achteckig ausgestanzt auf rechteckig geschnitten. Die Motive sind aber weitestgehend gleich geblieben. Beim "Graf Ignaz" wurde ab und an ein bisschen an der Schrift und der Farbe gedreht, sonst aber nichts. "Eine Änderung hat immer einen Einfluss auf den Konsumenten", sagt Verkaufsleiter Michael Kilchert. "Wir sind da ganz, ganz vorsichtig. Wir stehen für Beständigkeit und Zuverlässigkeit."

Leichter haben es da Emporkömmlinge aus der Craft-Brew-Szene. Albert Hartmair und Thomas Hoppe von der kleinen Brauerei Hoppmair's in Güntersdorf haben sich für ihre Biersorten was Besonderes überlegt. Das Etikett ihres Hellen zeigt Ägir, den Gott der Weltmeere, das Weißbier Ceres, die Göttin des Getreides und des Ackerbaus. Entwickelt hat die Motive die argentinische Künstlerin Angela Corti, die Cousine von Thomas Hoppe. "Wir haben ihr unsere Geschichte erzählt; es war dann ihre Idee, jedem unserer Biere einen Gott zuzuordnen", sagt Hartmair. "Sie hat die Etiketten mit der Hand gemalt und dann digitalisiert." Wie wichtig das Design den beiden Brauereigründern ist, zeigt der Satz, den sie bei auf ihrem Profil in einem sozialen Netzwerk eingestellt haben: "Drei Leute, ein Hopfenbauer, ein Brauer und eine Künstlerin haben sich zusammengetan, um etwas Neues, Einzigartiges zu kreieren", steht dort. Hartmair: "Wir wollen bayerische Biere neu interpretieren. Das geht nicht mit einer normalen Flasche."