Pfaffenhofen
Quatschen ohne Ende

Das lokale Filibuster der Pfaffenhofener SPD setzt einen frischen Akzent in eher spröden Wahlkampfzeiten

08.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:42 Uhr

Hauptsache reden – gerne auch sinnlos: Beim lokalen Filibuster der SPD in Pfaffenhofen traten unter anderem Atze Bauer (von links), Thomas Herker und Markus Rinderspacher ans Mikrofon - Fotos: Paul

Pfaffenhofen (apl) Mit einem 48-stündigen politischen Redemarathon, genannt Filibuster, hat die SPD einen frischen Akzent im dahindümpelnden Wahlkampf gesetzt. In seinem Mutterland, den USA, genießt der Filibuster kein hohes Ansehen. Es ist doch die beliebte, aber ziemlich „gemeine“ Methode der Minderheit im Kongress, durch endloses und wenig sinnvolles Reden zu verhindern, dass abgestimmt wird.

Eigentlich kann beim Filibuster sogar über ziemlich alles geredet werden, nur – und das ist die einzige Regel – es darf sich nicht wiederholen. Im bayerischen Landtag geht das allerdings nicht so ohne Weiteres. Trotzdem: Es ist eine nette Idee, die eingefahrenen Gleise der Wahlwerbung in Form von verschnarchten Infoständen am Wochenmarkt mal etwas aufzupeppen.

Dem sozialdemokratischen Bewerber Markus Käser – er konzipierte die Veranstaltung im alten Feuerwehrhaus – tut man gewiss kein Unrecht, wenn man ihm die Fähigkeit zum 48-stündigen Durchquatschen attestiert. Der Ortsvorsitzende ging denn auch mit gutem Beispiel voran und redete im zunächst mäßig besetzten Veranstaltungsraum eine knappe halbe Stunde.

Schimpfen auf die CSU war dabei seine Sache nicht. Das übernahm einen Tag später Markus Rinderspacher, der Fraktionschef der SPD im Landtag. Nein, Käser spöttelte lieber über die teilweise etwas angestaubten Wahlkampfmethoden der eigenen Partei. Die drückt den Kandidaten gern mal einen bundesweit einheitlichen Leitfaden in die Hand, mit dem diese dann nach Art von Teppichvertretern von Haustür zu Haustür dackeln und vorformulierte Fragen ablesen müssen. Für Käser, den Liebhaber von Facebook und Twitter, ein Relikt und ein Graus.

Bürgermeister Thomas Herker, der zweite Genosse am Rednerpult, drohte zunächst zwar scherzhaft an, nun aus einem Kochbuch vorzulesen, was nach den Regeln des Filibusters durchaus zulässig wäre. Er lies dann aber doch lieber die politische Historie seiner Partei in den vergangenen sieben Jahren und die private politische Sozialisation Revue passieren. Inzwischen hatte sich sogar das Radio eingefunden, die Pfaffenhofener hatten es also nach ihrer öffentlichen Fleischklopsbraterei erneut geschafft, sich landesweit ins Gespräch zu bringen. Bundestagskandidat Florian Simbeck widerstand der Versuchung, die Stunden mit einer Einlage aus guten alten Erkan-und-Stefan-Zeiten zu füllen – obwohl es den junge Passanten auf der Türltorstraße wohl ziemlich sicher gefallen hätte.

So was wie ein lokales Filibuster funktioniert keinesfalls zwei volle Tage ohne Musik und deshalb war als Vertreter der leichten Muse unter anderem der Komiker Atze Bauer aus Bamberg engagiert worden. Bekannt ist er im fränkischen Raum durch die Show „Die Lachnacht“. Er präsentierte fast eine Stunde lang Comedy-Songs im Blues-Stil. Das war zum Lachen, etwa wenn er den in der Wirtschaft grassierenden Übernahmewahn philosophierte: „In Franken hat Scheffler Conti geschluckt, das heißt, ich muss jetzt Herbert Grönemeyer ein Übernahmeangebot machen.“

Eine derartige Veranstaltung lässt sich nicht beliebig wiederholen, aber vielleicht zeigen die anderen Parteien zur nächsten Wahl Sinn für Humor und lassen ihre Kandidaten dann bei einem interfraktionellen Filibuster gegeneinander antreten. Es darf, dies vielleicht als Appetithäppchen für die Freien Wähler, auch gesungen werden.