Pfaffenhofen
"Ein bisschen was zurückgeben"

PK TRIFFT Claude Herion: Der Maschinenbauer und Wirtschaftswissenschaftler leitet die WMH Antriebstechnik GmbH

17.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:02 Uhr

Claude Herion will im Wirtschaftsbeirat des Landkreises seine Erfahrungen einbringen. Der 55-Jährige ist Chef der in Wolnzach ansässigen WMH Antriebstechnik GmbH. - Foto: Kienberger

Pfaffenhofen (PK) Der Erfolg hat viele Väter - manchmal gehören auch Fehlschläge dazu. Einer, der aus einer misslungenen Spieltaktik gelernt und die nächsten Matchbälle verwandelt hat, ist Claude Herion. Als neues Mitglied im Wirtschaftsbeirat will er diese Erfahrung im Einzel nun auch im Team einbringen.

Das gewählte Bild kommt nicht von ungefähr, ist der Unternehmer, der in Wolnzach die global agierende WMH Antriebstechnik GmbH leitet, doch selber Tennisspieler. Einer, der überdies gerne mal die "Höhenflüge" eines Piloten mit der Berechtigung zum Blindflug nach Instrumenten erlebt. Einer, der sich beim Joggen die nötige Ausdauer holt. Und der beim Klavierspielen jene Bodenhaftung erlangt, die er braucht, um "runter zu kommen". Der vierfache Vater hat eine Scheidung, die Insolvenz des elterlichen Betriebes mit all der dazu gehörenden Stigmatisierung durchgemacht - und ist dabei "ein Stück weit unabhängig vom Urteil anderer geworden".

Vor über einem Jahrhundert im Elsass gegründet, hat die Firma Herion infolge zweier Weltkriege immer wieder von Null anfangen müssen. Dass Claude Herion den durch wirtschaftliche Fehleinschätzungen in Schieflage geratenen Betrieb wieder auf die Erfolgsspur gebracht hat, "ist vielen Faktoren zu danken", sagt er. Natürlich müsse man eine "Vision" haben, fleißig sein, sich begeistern können für eine Sache und "die Mitarbeiter dabei mitnehmen". Es gehöre aber auch dazu, die eigenen Grenzen zu kennen, zu wissen "wann, wo und von wem man sich gegebenenfalls externe Hilfe holen sollte", sagt der Geschäftsführer.

Und dann sei da "noch das Quäntchen Glück", so der diplomierte Maschinenbauer (FH) und studierte Wirtschaftswissenschaftler (Absolvent der Illinois State University), der als späterer Mitarbeiter einer der "Big Five" in der Unternehmensberatung an der Privatisierung deutscher Kombinate im Osten mitgewirkt hat. Ausbildung und Erfahrung versetzen ihn in die Lage, "sich einerseits in komplexe technische Sachfragen einzuarbeiten" und andererseits "deren Nutzen aus ökonomischer Sicht zu bewerten".

Zu besagtem Glück zählt er das Zusammentreffen mit der Marktentwicklungsgesellschaft in Wolnzach, die ihm auf der Suche nach einer zukunftsfähigen Lösung für die seit 1947 in Pfaffenhofen ansässige Firma ein "einzigartiges Modell" vorschlägt: 2007 zieht der Produktionsstandort um, zunächst als Mieter des Objektes. Aus 14 Mitarbeitern sind inzwischen 107 geworden und vor wenigen Tagen hat Herion die Kaufoption gezogen - Gebäude und Grundstück gehören nun endgültig ihm.

Auch in China hat Herion inzwischen einen Betrieb mit weiteren 70 Beschäftigten aufgebaut. Weltweit sucht der Honorarprofessor, der regelmäßig Vorlesungen an der Technischen Universität Qingdao hält, im Pool junger Experten nach Fachleuten, die bei der Entwicklung von innovativen Produkten helfen können. "So haben wir uns zum Marktführer in einigen Bereichen entwickelt", sagt der 55-Jährige, dessen Firma einen Exportanteil von fast 40 Prozent aufweist.

Mit Blick auf die "großartige Unterstützung", die ihm selber zuteil wurde, möchte Herion "ein bisschen was zurückgeben" - daher sein Engagement im Wirtschaftsbeirat, der aus seiner Sicht für den Landkreis "ein Segen ist". Und das nicht nur, weil das Gremium Angebote wie den Unternehmertag, "der mit seinen qualifizierten Inhalten bundesweit seines gleichen sucht", auf die Beine stellt. Gerade auf kommunaler Ebene fühlten sich Entscheidungsträger in Sachen Mittelstand "eher in der Pflicht, als auf Landes- oder Bundesebene", gibt Herion als weiteren Grund an und ergänzt: "In Berlin werden wir doch nur kurz vor den Wahlen als Thema entdeckt, in der Tagespolitik spielen wir doch gar keine Rolle." Er weiß, wer dereinst den Davis-Cup gewinnen will, muss erst mal in der Bezirksklasse die Rückhand richtig einsetzen.