Pfaffenhofen
Ohne Hürden und Stolperfallen

Planer und Architekten informieren sich bei Tagung in Pfaffenhofen über barrierefreies Bauen

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Über die gesetzlichen Vorschriften für ein barrierefreies Bauen klärte Professor Christian Schiebel auf. - Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) Zu einer Veranstaltung der Initiative "Forum Grünes Bauen Bayern" hatte das Informationszentrum Beton mit weiteren Verbänden Fachleute eingeladen. Sie bekamen Impulse, wie städtisches Umfeld barrierefrei gestaltet werden kann und welche Vorschriften eingehalten werden müssen.

Grün und Beton, das schließt sich nur auf den ersten Blick aus. Tatsächlich werden bei Beton 30 Prozent des Umsatzes im "Grünen Bereich" gemacht, wie Thomas Loders vom bayrischen Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden (BIV) erklärt. Das sind nicht nur Beton-Blumenkübel, Sitzflächen oder Einfassungen, sondern es geht um den gesamten öffentlichen Raum, um Plätze, Straßen oder Lärmschutzwände.

Das Thema hat für die rund 60 Veranstaltungsteilnehmer, die ins Hotel Alea gekommen waren, insofern eine Brisanz bekommen, weil die bayerische Landesregierung per Bauordnung beschlossen hat, dass bis 2023 staatliche öffentlich zugängliche Gebäude, Verkehrsflächen und Freiräume barrierefrei und uneingeschränkt zugänglich sein müssen. Die gesetzlichen Vorgaben sind die Behindertenrechtskonvention der UN, aber auch der Artikel 3 des Grundgesetzes, der um den Satz "Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden" ergänzt wurde. Konkret umgesetzt bedeutet das: Bordsteine müssen abgesenkt werden, damit Rollstuhlfahrer kein Problem bekommen, große Flächen wie etwa der Hauptplatz sollen kantenfrei gestaltet werden, Bodenplatten, Pflastersteine oder Regenabflüsse müssen stolperfrei sein, Bushaltestellen mit genoppten Bodenplatten ausgestattet werden, an denen sich Sehbehinderte orientieren können - um nur wenige Beispiele zu nennen. Für öffentliche Gebäude, ob Neubauten, Anbauten oder Renovierungen gilt das Gleiche: Sie müssen uneingeschränkt zugänglich sein, ob mit Aufzügen oder Liften. Als leuchtendes Beispiel nannte Loders die Neugestaltung des Ilminsel, auf der sich jedermann problemlos bewegen könne. Ohnehin bieten die Gartenschauen der Betonindustrie die Möglichkeit zu zeigen, was mit diesem Werkstoff, dem nicht das beste Image anhängt, möglich ist. Die Problematik ist kein Minderheiten-Thema. 2050, sagt Thomas Loders, sei die Hälfte der deutschen Bevölkerung über 60. Um Fördermittel zu bekommen, klärte Professor Christian Schiebel, Leiter des Sachgebiets Städtebau und Bauordnung bei der Regierung von Oberbayern, über die rechtlichen Vorschriften auf. 200 Millionen Euro stünden zum barrierefreien Ausbau für ganz Bayern zur Verfügung, für Oberbayern 41 Millionen Euro. Klingt viel, scheint aber eher ein symbolischer Betrag.

Bürgermeister Thomas Herker, darauf angesprochen, verzieht mit einem Augenaufschlag den Mund: "Wissen Sie, was der barrierefreie Umbau der Kreuzung beim Bürgerpark an der B 13 gekostet hat? 300 000 Euro!" Wäre Pfaffenhofen die einzige oberbayrische Kommune, die sich aus dem Fördertopf bedienen darf, könnte das Geld möglicherweise gerade reichen.