Pfaffenhofen
"Neuer Pfarrer, neues Glück"

Albert Miorin übernimmt in St. Johannes Baptist und ist stets für spontane Kurztrips bereit

28.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Als neuer Stadtpfarrer will Albert Miorin die Regel der "Fünf M" leben: "Man muss Menschen zeigen, dass man sie mag." - Foto: Lodermeyer

Pfaffenhofen (PK) Die erste Predigt hat der neue Stadtpfarrer schon gehalten: Fast schon klammheimlich ist Albert Miorin nach Pfaffenhofen gezogen. Auch an diesem Wochenende feiert er mit den Gläubigen in der Kirche St. Johannes Baptist.

Inzwischen ist Albert Miorin ein echter Pfaffenhofener: Anfang der Woche hatte er sich umgemeldet. "Spätestens beim Wohnungsgeberschein war ihnen klar, war ich bin", erzählt Miorin. Denn noch konnte er recht unbemerkt durch Pfaffenhofen spazieren, erkannt haben ihn die Bürger kaum. Und auch in Zukunft müssen manche vielleicht zweimal hinsehen: Er ist kaum im schwarzen Anzug unterwegs, einen Talar besitzt Miorin gar nicht.

Für seine Zeit in Pfaffenhofen hat sich der Geistliche noch kein großes Konzept überlegt. "Das ergibt sich von selbst", spricht er aus Erfahrung. Bisher war Miorin in Gundelfingen, im Landkreis Starnberg, in Weilheim und die vergangenen 19 Jahre schließlich in Augsburg. Eine Sache aus seiner bisherigen Gemeinde Augsburg-Hochzoll und Friedberg-West würde der neue Stadtpfarrer allerdings schon gerne auch in Pfaffenhofen versuchen: Gemeinsam reisen. Pfingsten beispielsweise möchte Miorin nach Armenien fahren, die Augsburger sind mit an Bord und für Pfaffenhofener sei sicher auch Platz.

Überhaupt, das Reisen: Ob nun Lourdes, Paris, die Alhambra, Córdoba, Galway oder andere Städte, Miorin ist gerne auch Achse. "Ich bin absolut frankophil", gesteht er. "Paris war das erste Ziel auf meiner ersten Interrail-Reise." Mit zwei Klassenkameraden sei er noch zu Schulzeiten quer durch Europa gereist. "Wir haben im Hafen von Piräus auf einer Parkbank übernachtet oder im Schlafsaal für 96 Leute in Irland." Immer wieder verschlägt es ihn dabei nach Lourdes. "Ich habe 30 Jahre immer im Sommer dort gearbeitet", erzählt Miorin. Bei der Gruppe "Pèlerin d'un jour" - zu deutsch: Pilger für einen Tag - war er als Führer aktiv. "Da war bei den Gästen alles dabei. Einmal hatten wir fünf Hamburger Dirnen da, die auch gebeichtet hatten - und dann wieder zurück an die Arbeit gingen." Bis heute hat Miorin stets eine gültige Metro-Karte im Geldbeutel, "wenn ich auf dem Weg nach Lourdes in Paris umsteige".

Hin und wieder reist Miorin auch für Trauungen ins Ausland. Beispielsweise in Irland oder auch in Spanien feierte er schon Hochzeiten, weil ihn das Brautpaar darum gebeten hatte. "Das ist der Vorteil eines weltweiten Unternehmens", sagt der Geistliche.

Manchmal lässt sich der Geistliche auch von seinen Büchern inspirieren. "Ich lese sehr gerne Krimis", sagt er. Die Serie um den bretonischen Kommissar Dupin beispielsweise. "Da hatte ich ein Buch fertig gelesen - da habe ich mich nachts um halb drei an den Computer gesetzt und die nächste Reise in die Bretagne gebucht." Ein Traum allerdings steht hierbei noch aus: "Ich möchte nach New Orleans und den Mississippi hinaufschippern", sagt er. Diese Idee hat Miorin, seit er "Onkel Toms Hütte" von Harriet Beecher Stowe gelesen hatte.

Zwar besitzt der neue Stadtpfarrer keinen Fernseher - "Das war immer das Spannendste für die Kommunionkinder, wenn sie mich im Pfarrhaus besucht haben" -, so liebt er doch gute Unterhaltung: Miorin hat ein Abonnement im Münchner Gasteig und sieht sich generell auch gern Musicals an. "Von ,König der Löwen' war ich nicht so überzeugt, dafür hat mir ,Aladdin' umso mehr gefallen", erzählt er. Sein Lieblingsstück allerdings ist "Liebe stirbt nie" von Andrew Lloyd Webber. "Das ist die Fortsetzung vom ,Phantom der Oper' - das ist einfach traumhaft inszeniert." Auch Konzerte, unter anderem Jazz, hört sich Miorin gern an. "Ich bring es fertig, mit dem Eurocity nach Zürich zu fahren und morgens wieder zurück", sagt er lachend. Trotzdem stellt Miorin klar: "Ich bin nie länger weg als zehn Tage." Schon allein die Post, die sich während dieser Zeit ansammelt, halte ihn von einem längeren Urlaub ab.

Zu diesem Beruf ist Miorin letztlich aus langer Berufung gekommen - wenn er auch zunächst Religionspädagogik studiert hatte. Schon als Kind war er Ministrant, seit er 14 Jahre alt ist, spielte er die Orgel in der Kirche. Als Priester war er zuletzt seit 1997 in Augsburg für 12 000 Katholiken zuständig. "Vor anderthalb Jahren hatte mich der Generalvikar angerufen, ob ich grundsätzlich noch einmal wechseln möchte", berichtet Miorin. "Als dann im Frühjahr Pfaffenhofen frei war, war er sehr schnell bei mir." Dass er nun in der Gemeinde St. Johannes Baptist nicht unbedingt einen einfachen Start hat, ist Miorin bewusst. "Pfarrer Faulhaber war hochverehrt, Pfarrer Wagner in der Kritik", sagt Miorin. "Aber: neuer Pfarrer, neues Glück. Es wird sicher nicht einfach - aber wann ist schon etwas einfach"

Für ihn gilt die Regel der "Fünf M", die ihm der damalige Pfarrer von Weßling ans Herz gelegt hatte: "Man muss den Menschen zeigen, dass man sie mag." Den Mitmenschen möchte Miorin daher offen begegnen. "In meiner Familie habe ich alles, von Scheidung bis Obdachlosigkeit", sagt der neue Stadtpfarrer. "Es gibt nichts, was mir da noch nicht begegnet ist."

Für seinen Start in Pfaffenhofen wünscht sich Miorin eine große Offenheit. "Die Leute sollen sich nicht schüchtern zurückhalten", sagt er. "Ich bin da, um etwas zu lernen."