Pfaffenhofen
Mauern und schweißen unter Wasser

PK-Ferienreporterinnen mit Berufstauchern im Ingolstädter Ölkraftwerk

01.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Foto: Isabel Ammer

Pfaffenhofen/Großmehring (PK) „Ist da einer unter Wasser“ Ferienreporterin Paula deutet aufgeregt in die Donau. Das Blubbern wird stärker – ein Taucherhelm leuchtet schwach gelb in der Tiefe. Unter Wasser muss ein Rohr repariert werden, das aus dem Ölkraftwerk in die Donau führt.

„Beim Sporttauchen blubberst du irgendwo umeinander, aber wir schweißen und mauern – alles, was ein Arbeiter macht, nur eben unter Wasser“, erklärt Stefan Akhawan, Geschäftsführer von AUP Unterwassertechnik, den PK-Ferienreporterinnen Felicitas und Paula. Momentan hat die Pfaffenhofener Firma einen Einsatz in Ingolstadt, am Kraftwerk von Eon. Eine Verbindungsleitung sei kaputt, durch die Kühlwasser zurück in die Donau fließt, erklärt Kraftwerksleiter Wolfgang Althaus. Zehn Kubikmeter Wasser werden pro Sekunde aus der Donau entnommen, laufen zur Kühlung durch das Kraftwerk, und werden zurück in den Fluss geleitet. Höchstens um drei Grad dürfen sie das entnommene Wasser dabei erwärmen, damit es den Fischen nicht schadet, wenn es wieder in die Donau fließt. Nur dass jetzt ein Rücklaufrohr leckt. In der Wiese hinter dem Damm, zwischen Fluss und Kraftwerk, hat sich eine große Pfütze gebildet, vom auslaufenden Rohr unter der Erde – so hoch wie der Wasserpegel der Donau.

Eine gedämpfte Stimme dringt aus dem offenen Einsatzwagen von AUP Unterwassertechnik. Der Taucher beschreibt die Situation, die er unter Wasser vorfindet. „Da sind große Steine, die kannst du nicht mit der Hand wegräumen.“ Dann rauscht es. Stefan Akhawan weist seinen Mitarbeiter an, erst einmal aufzutauchen, und ihm die Situation genauer zu schildern.

Gebannt starren Paula und Felicitas aufs Wasser. Mehr Blasen steigen auf. Aus der Tiefe leuchtet immer deutlicher der gelbe Helm des Tauchers herauf, bis er schließlich die Wasseroberfläche durchbricht. Paula und Felicitas weichen unwillkürlich einen Schritt zurück. Mit dem dicken, schwarzen Anzug, der anliegt wie eine zweite Haut und dem großen runden Helm mit der Lampe an der Seite und den Schläuchen, die in den Mund führen, sieht er kaum menschlich aus. Doch dann schält sich nach und nach Kasim aus dem Anzug, einer von mehreren Berufstauchern, die mit Stefan Akhawan arbeiten.

„Ist das gefährlich“, will Felicitas wissen. „Man muss halt aufpassen“, sagt Akhawan – aber das müsse man schließlich in jedem Beruf. Der Unterschied hier sei, dass man ohne technische Hilfe und ohne ein Team nicht arbeiten könne. Wie tief sie dazu tauchen müssten, fragen die PK-Ferienreporterinnen. „Hier sind es nur fünf Meter ungefähr, aber es können auch mal 50 sein“, antwortet Akhawan. In Deutschland, Österreich und Italien sei seine Firma im Einsatz, an Wasserkraftwerken und beim Dammbau, beim Tiefbau, Brückenbau und Brunnenbau, um nur Beispiele zu nennen. Oder eben wie bei Eon, wenn ein Rohr unter Wasser defekt ist.

Kraftwerksleiter Wolfgang Althaus nimmt alle mit in sein Büro, um die Schäden und das weitere Vorgehen besser analysieren zu können. Der Taucher hat Videoaufnahmen gemacht. Fische schwimmen vor der Kamera durch das erstaunlich klare, grüne Wasser. Die Rohre zeichnen sich deutlich auf dem Bildschirm ab – und auch die zu großen Steine, von denen der Berufstaucher gesprochen hat, sind zu erkennen. Das Problem muss weiter durchdacht werden, für die PK-Ferienreporterinnen organisiert Althaus stattdessen spontan eine Führung durch sein Kraftwerk.

Vor den Kraftwerksblöcken stehen Hochspannungsmasten mit 220 000 Volt. „Man hört ein leichtes Brutzeln, das sind Entladungseffekte“, erklärt Althaus. Die Mädchen lauschen und nicken. Zwei von vier Kraftwerksblöcken sind in Betrieb – normalerweise. Gerade ist Revision in dem einen, Glück für die PK-Ferienreporterinnen, denn so können sie mitten hineinsehen in die Turbinen. 400 Megawatt erzeuge so ein Kraftwerksblock, erklärt Mitarbeiter Siegbert Lorenz. Doch das Kraftwerk selbst brauche in Betrieb allein so viel Strom wie ganz Ingolstadt. Dafür könne ein Block auch zehn Städte so groß wie Ingolstadt versorgen.

Allerdings würden die Blöcke nicht mehr so oft laufen, wie noch vor einem Jahr. Das Kraftwerk spüre die Windräder. „Wenn kein Wind geht, sind wir das Reservekraftwerk; manchmal haben wir drei Stunden Bereitschaft am Tag, manchmal zwölf Stunden“, erklärt Lorenz. Aller Strom, der von Windrädern produziert wird, wird vorrangig ins Netz eingespeist.

Paula und Felicitas begeistern allerdings vor allem die Tiere im Kraftwerk: Hasen hoppeln über die Wiesen, auf einem der Schlote wohnt eine Wanderfalkenfamilie.