Pfaffenhofen
Märchenhaftes aus Mähren und Böhmen

Bejubelte Kammermusik-Matinee mit Bärbel Speck-Betz und Marie-Therese Daubner

06.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Mit ihrer Klassik-Matinee haben Bärbel Speck-Betz (am Flügel) und Marie-Therese Daubner (am Cello) die Besucher im Rathaus-Festsaal begeistert - Foto: Erdle

Pfaffenhofen (edf) Der häufig bemühte Untergang des Abendlandes kann so bald nicht bevorstehen: Trotz sommerlichster Witterung und ganz ohne Hinweis auf die funktionstüchtige Klimaanlage zog die Sonntagsmatinee mit Bärbel Speck-Betz und Marie-Therese Daubner rund 100 Klassikfreunde in den Festsaal des Rathauses.

Ihr ganz eigener Ton schützt die Werke von Leoš Janácek seit jeher vor hitparadentauglicher Popularität. Janáceks „Märchen“ (1910 komponiert, 1923 revidiert) macht da keine Ausnahme, hindert aber auch nicht an hervorragender Interpretation: Ob nun Märchenhandlung in drei Bildern oder lediglich komponierte Märchenstimmungen, Prinzessin Speck-Betz am Klavier und Prinz Daubner am Cello wussten die rhythmisch vertrackte, aus eckig-kurzen Phrasen gebaute verkappte Cellosonate als so sprödes wie stimmungsvolles Werk zu vermitteln.

Sprödigkeit und Antonín Dvorák wird man hingegen nur selten in Verbindung bringen. Mit der „Waldesruhe“ op. 68 Nr. 5 hatten die Künstlerinnen einen Dvorák ausgesucht, der mit seinem weiten Melodiebogen, „molto cantabile“, dem Cello auf den Leib geschrieben scheint, auch wenn es sich um die Bearbeitung eines vierhändigen Klavierstücks handelt. Volksliedhaft, leicht melancholisch, tonschön süffig, aber nicht süßlich, mit kräftigem, über bloße Stützfunktion hinaus gestaltetem Klavierpart erlebte man bis zum Abschwung über mehrere Oktaven wahrlich ein romantisches Charakterstück.

Zentrales Werk des Konzerts aber war Beethovens dritte Cellosonate op. 69. Gleiches Stück, gänzlich andere Aufführung: erlebte man beim letzten Rathauskonzert die um 1807, zur Zeit der 5. und 6. Symphonie entstandene Sonate als lediglich launig geboten, machte Marie-Therese Daubner schon mit dem selbstbewussten Cellosolo-Beginn klar, dass hier kein bloß klassizistischer Spaß zu erwarten wäre. In entschlossenem Zugriff, ohne das kantable Thema zu überfrachten, demonstrierten die Künstlerinnen nicht erst in der Durchführung, dass in dieser Musik auch etwas verhandelt wird. Der „Schlagabtausch“ im Scherzo mit dem aufsässig drängelnden Synkopen-Cello mag als deutliches Beispiel für den „wilden Beethoven“ dienen. Daubners voller Celloton füllte den Rathaussaal und fand sich mit dem Klavierpart von Speck-Betz in schönster Ausgewogenheit – wie es dieser Beethoven eben komponiert hat. Besonders hervorgehoben seien die wunderbar abgestimmten Überleitungen; bewusst wahrgenommen werden diese häufig ja erst dann, wenn etwas nicht stimmt. Hier allerdings stimmte praktisch alles, was sich unter anderem in zustimmendem Zwischenapplaus schon nach dem ersten Satz äußerte.

Als dankbar und heftig eingeforderte Zugabe eine lebhafte Pizzicato-Nocturne von Bohuslav Martinu. Auf solchem Niveau möge der städtische Hoch-Kultur-Sommer gerne noch lange weitergehen.