Pfaffenhofen
Liedermacher voller Leidenschaft

Ralf Eberhardt zeigt die ganze Schaffensbreite von Reinhard Mey

30.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Foto: Magdalena Zurek

Pfaffenhofen (PK) Liedermacher stehen derzeit nicht gerade hoch im Kurs. Völlig zu Unrecht, wie Ralf Eberhardt bei seinem Auftritt auf der Intakt-Musikbühne in Pfaffenhofen am Beispiel von Reinhard Mey bewies.

Liedermacher brauchen keine große Show, um zu ihrem Publikum vorzudringen. Schlichtes Schwarz mit einer Prise Understatement bestimmte denn auch am Freitagabend die Bühne und das Outfit jener, die darauf aktiv wurden. Neben Eberhardt waren dies Jörg Klein an der zweiten Gitarre und Wolfgang Altmann am Akkordeon. Gemeinsam und mit verschmitztem Vergnügen brachten sie stimmlich und instrumental Farbe ins Spiel. Für den ausgewogenen Sound zeichnete Hans Finsterer an der Technik verantwortlich. Das Publikum – meist der Generation „roundabout fifty“ angehörend – schwelgte unter der musikalischen Führung in Erinnerungen an Partys, bei denen noch live Musik gemacht wurde. An kuschelige Momente am Lagerfeuer und an die erste Liebe, die man noch nicht „Luv“ buchstabierte.

Doch Reinhard Mey hat mehr zu bieten als derlei nostalgische Rückblicke. Mit seiner gelungenen Auswahl an Stücken aus vier Jahrzehnten und 60 Alben gelang es Eberhardt die ganze Schaffensbreite des Liedermachers zu spiegeln. Vom „kalorienhaltigen“ Auftakt mit der „Heißen Schlacht am kalten Büfett“ bis zum luftig leichten Freiheitsepos „Über den Wolken“. Zwischendrin ritt der Amtsschimmel, mordete vermeintlich der Gärtner und klagte ein Vater über den Mangel an ruhigen Minuten. Man schmunzelte über die „Frohe Weihnacht“ nebst Geschenk-Odyssee und blickte ein wenig wehmütig auf „Une bonne année“ zurück. Doch gab es auch Kritisches von beklemmender Aktualität zu hören. „Kaspar Hauser“ (geschrieben 1969) als gespenstischer Spiegel von Fremdenfeindlichkeit und Hass oder „Das Meer“, indem Mey bereits 1970 den sträflichen Umgang mit der Natur beklagt.

Im wahren Leben Leiter der Mediendesign-Abteilung eines Automobilkonzerns, verwandelte sich Eberhardt in einen Liedermacher voller Leidenschaft. Und das so gekonnt, dass man bisweilen glaubte, das Original vor sich zu haben. 35 Jahre lang habe er geübt, meinte der Wahl-Geisenfelder mit einem Augenzwinkern. Die „Generalprobe“ zum aktuellen Auftritt habe er kürzlich am Vorabend seines 50. Geburtstags absolviert, gestand er. Schon das, wie Zeugen versichern, „mit großem Erfolg“. Die eigentliche Premiere darf das gleiche Urteil für sich in Anspruch nehmen.