Pfaffenhofen
Liebenswerter Liebesschwank

Theaterspielkreis präsentiert den "Grenzstein" und das Publikum ist mittendrin im Geschehen

20.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

"Die Kinder wollen ins Wasser gehen!" Mit List und viel Dramatik sorgt das Personal der verfeindeten Familien dafür, dass sich die Liebenden doch noch kriegen (oben). In der italienischen Fassung gibt Reinhard Haiplik (links) den Geizhalz, Sabrina Capobianco und Giovanni Aroldi sind echte Naturtalente (Mitte) und Gastronom Flavio Pilla genießt sein "piccola colazione". - Fotos: Bendisch

Pfaffenhofen (PK) Brunnhofer und Kreitmayr sind sich nicht grün, Hansen und Klaasen können einander nicht ab und auch Molinari und Fontanello tauschen seit Generationen Nickeligkeiten aus. Keiner der Betroffenen weiß, weshalb er eigentlich gegen den Nachbarn stänkert - es war ja nie anders.

Immer die gleiche Geschichte, auf bairisch, hochdeutsch oder italienisch: Genau darin liegt der Reiz der kleinen Komödie, die der Theaterspielkreis in drei verschiedenen Versionen präsentiert. Von der gewohnten Bühne im Haus der Begegnung sind die Akteure heuer auf den Theaterkarren umgestiegen, eine Hommage an die Gaukler des 17. Jahrhunderts, die mit ihrem Tross dort Station machten, wo es ein Publikum zum Bespaßen gab. Und wo findet man es sonst, wenn nicht auf der Gartenschau?

Drei Regisseure, jeder mit eigenen Umsetzungsideen, bringen den "Verrückten Grenzstein" auf die mobile Bühne. Weil alle drei Ausgaben bei freiem Eintritt beste Unterhaltung für je rund 40 Minuten garantieren, sollte man am besten nicht nur eine sehen: Auch der Vergleich macht einen großen Teil des Vergnügens aus.

Die Geschichte ist schnell erzählt und auch in der italienischen Version, übersetzt von Reinhard Haiplik, ohne Probleme zu verstehen. Zwei Landwirte, der eine ein Geizhals, der andere eher Typ Lebemann, machen sich einen täglichen Sport daraus, den Grenzstein zu verrücken und somit das eigene Grundstück zu vergrößern. Ausgerechnet ihre Kinder verlieben sich zum Entsetzen der Väter ineinander - "Nicht mit der von dem da drüben!" - und damit es ein Happy End gibt, lassen sich Magd und Knecht der beiden Höfe etwas einfallen.

Auch für die musikalische Einstimmung wird beim fahrenden Freilichttheater gesorgt: Passend zur jeweiligen Version gibt es Landler, "Eine Seefahrt, die ist lustig" oder "Tiritomba" auf der Quetschn. Das Publikum ist mittendrin, statt nur dabei und bei der großen Wäsche baumeln Mieder und Hemden zum Greifen nah.

Schön ist das Zusammenspiel "alter Theaterhasen" und frischem Nachwuchs; auch Neulinge ohne bisherige Bühnenerfahrung wurden dazugeholt. Das gilt insbesondere für die Italo-Ausgabe: Weil er jetzt offiziell Rentner ist und sein Lokal dem Sohn übergab, lässt sich Gastronom Flavio Pilla nun selbst bedienen und genießt als Bauer Molinari auf dem Theaterkarren ein sehr üppiges "piccola colazione". Sein Gegenspieler Fontanello - Reinhard Haiplik macht sich sehr gut als Erbsenzähler - gönnt sich dagegen selbst nichts. Er musste nicht lange zum Mitmachen überredet werden: Giovanni Aroldi gibt den Knecht, ist ein Naturtalent und hat beim Publikum ganz schnell einen Stein im Brett - und zum Abschluss gibt es noch ein geschmettertes "Santa Lucia".

Der liebenswerte Liebesschwank mit einem Schuss Commedia dell' Arte ist noch an folgenden Terminen im Bürgerpark zu sehen: Am Sonntag, 23. Juli, gibt es um 15 Uhr die bayrische und um 17 Uhr die italienische Fassung, am Samstag, 29. Juli, stehen um 13 Uhr Hochdeutsch und um 14 Uhr Italienisch auf dem Programm und am Sonntag, 30. Juli, wird um 14 Uhr die italienische, um 18 Uhr die bayrische Version aufgeführt.