Pfaffenhofen
Lesebühne zieht positive Halbzeitbilanz

Im Frühjahrsprogramm waren unter anderem Neal Hall, Sigi Haiplik und Thomas Schuler vertreten

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Beim "Auswärtsspiel" war zuletzt unter anderem der Autor Markus Ostermair zu Gast auf der Pfaffenhofener Lesebühne. - Foto: Peter Riegler

Pfaffenhofen (PK) Fünf höchst unterschiedliche Lesungen sind auf dem Frühjahrsprogramm der Pfaffenhofener Lesebühne gestanden, die die städtische Kulturabteilung jetzt zum dritten Mal veranstaltet hat. Und die Organisatoren sind mit der Resonanz des Publikums rundum zufrieden.

Die fünf Lesungen seien alle besondere Erlebnisse gewesen, teilt die Stadtverwaltung mit. Ein guter Grund also, das Programm im Herbst mit einigen literarischen Höhepunkten fortzusetzen. Besonders freuen können sich Interessierte schon auf eine Lesung von Catalin Dorian Florescu am 24. September in der Kulturhalle und ein Gastspiel von Michael Lerchenberg & Eberwein unter dem Titel "Ludwig Thoma - ein schwieriger Bayer" am 11. November im Festsaal des Rathauses.

Den Auftakt zur vergangenen Lesebühnen-Reihe gestaltete im Februar die Buchhandlung Osiander mit einer Lesung von Thomas Schuler, einem der führenden Napoleon-Experten Deutschlands, der in seinem Buch "Wir sind auf einem Vulkan" der Verbindung zwischen Napoleon und Bayern nachging.

Während hier Historisches im Mittelpunkt stand, ging es bei der zweiten Lesebühnen-Veranstaltung Anfang April um typisch Bayerisches. Sigi Haiplik, literarischer Geheimtipp in der Pfaffenhofener Kulturszene, und Sepp Raith, bayernweit bekannter Liedermacher, unterhielten ihre Zuhörer mit finster-hintersinnigen Geschichten, kurzweiligen Gedichten und pointierten Liedern.

Weit weg aus Bayern, über den "großen Teich" bis nach Kanada beziehungsweise Amerika führten die beiden folgenden Abende das Pfaffenhofener Publikum. Dem weltberühmten kanadischen Musiker und Songwriter Neil Young widmeten der Schriftsteller Thomas Kraft, die Sängerin Laura Wachter und der Gitarrist Steven Lichtenwimmer eine musikalische Lesung. "Heart of Gold" betitelten die drei Künstler ihre literarisch-musikalische Hommage an Neil Young, in der sie sein Leben mit Texten, Fotos und Liedern eindrucksvoll Revue passieren ließen. Zu Gast auf der Pfaffenhofener Bühne war dann am 6. Mai der amerikanische Lyriker Neal Hall. Er stammt aus Ohio und ist schwarz. Schlüsselthemen in seinen Texten sind der fortwährende Rassismus, die Unterdrückung, Ausbeutung und Denunziation, die den schwarzen Amerikanern widerfahren. Mit mächtiger, teilweise schonungsloser Sprache klagt er in seinen Gedichten die nicht enden wollende Diskriminierung an. Um dem Publikum das Verstehen zu erleichtern, waren seine Gedichte eigens ins Deutsche übersetzt worden. Einprägsam vorgetragen wurde die deutsche Version jeweils von der Schauspielerin und Kulturförderpreisträgerin der Stadt Pfaffenhofen, Laura Maire.

Den Abschluss der Lesebühnen-Reihe bildete am Samstag, 20. Mai, das "Auswärtsspiel" dreier junger Literaten aus München. Markus Ostermair, Ricarda Kiel und Tristan Marquardt kamen zu einer literarischen Landpartie ins Pfaffenhofener Kreativquartier. Die Lesung brachte junge Lyrik, aber auch Prosa in die ehemalige THW-Halle neben der Alten Kämmerei. Ins Bild passte dabei vor allem ein gemeinsamer Vortrag von Ricarda Kiel und Tristan Marquardt, die ein lyrisches Twitter-Projekt vorstellten: Eine Dokumentation von Kurzgedichten, Spezialität der beiden, die sie unter verschiedenen Pseudonymen über einen längeren Zeitraum auf Twitter austauschten, wodurch ein lyrisches Gespräch entstand, das auch die Tagesgeschehnisse und Erlebnisse der Beiden abbildete. Kontrapunkt zu diesen extremen Kurzformaten waren die sehr detaillierten Beschreibungen und Beobachtungen in Markus Ostermairs Texten. Mit Gitarrenstücken musikalisch umrahmt wurde die Lesung durch den "Chinesischen Geschäftsmann", seines Zeichens Mieter des Kreativquartiers.