Pfaffenhofen
Lehrermangel an der Berufsschule

Hubert Ruisinger spricht Klartext: Fehlende Planstellen und Betreuung der Asylbewerber gefährden Ausbildung

06.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Es fehlen Lehrer. Der Sportunterricht wird komplett gestrichen. Auch in den Fächern Deutsch, Sozialkunde und Religion wird es gehörige Einschränkungen geben. „Und vermutlich müssen wir letztlich sogar die Stundenzahl beim Fachunterricht kürzen“, sagte Hubert Ruisinger (kleines Foto) gestern im Kreisausschuss. Ruisinger zeichnete ein düsteres Bild zur Situation an seiner Bildungseinrichtung. Er ist Schulleiter an der Pfaffenhofener Berufsschule. Und die Lage scheint kritisch zu sein. Sonst hätte er sich wohl kaum öffentlich in derart klarer Form geäußert.

Im ersten Moment versuchte Landrat Martin Wolf (CSU) den Ausbruch Ruisingers noch abzuwehren. „Wir werden das an gegebener Stelle besprechen und versuchen, eine Lösung zu finden“, entgegnete er. Aber Ruisinger war gestern im großen Sitzungssaal des Landratsamtes nicht so leicht zum Schweigen zu bringen. Er legte nach. Wurde deutlich. „Ich bin gespannt, was unsere Unternehmer dazu sagen, wenn wir zwar mit hohem personellem Aufwand eine optimale Betreuung der Asylbewerber an unserer Schule leisten müssen, aber nicht mehr genug Lehrkräfte haben, um den Fachunterricht für unsere Berufsschüler zu halten.“ Die Lage sei kritisch, fuhr Ruisinger fort. „Wir können nicht alle Missstände in der Welt auffangen und ausgleichen.“

Die Gründe für den personellen Notstand an der Berufsschule seien vielfältig. Vor allem mangle es der Pfaffenhofener Schule an genehmigten Planstellen. „In den Berechnungen der Lehrerstellen wurde von sinkenden Schülerzahlen ausgegangen. Bei uns werden es aber immer mehr Schüler“, erläuterte Ruisinger. Dies könne sich frühestens in zwei, drei Jahren wieder bessern. Und ob die Zahl der Stellen dann tatsächlich zunehme, sei auch dann mehr als unsicher. „Vor allem im Metall- und Elektrobereich haben wir viel zu wenige Bewerber und personelle Engpässe“, fügte der Schulleiter an.

Ruisinger redete Klartext. „Denn das hat noch nie geschadet“, fügte er ausdrücklich hinzu. Eigentlich ging es nur um die Anschaffung von 51 Notebooks. 31 davon sollen neu gekauft, 20 weitere als Ersatz veralteter Geräte dienen. Im Computerzeitalter ist das beileibe nichts Ungewöhnliches. Die Zustimmung der Räte wäre Ruisinger wohl auch sicher gewesen, wenn er kein Wort dazu verloren hätte. Die Empfehlung an den Kreistag erging somit auch erwartungsgemäß einstimmig und quer durch alle Fraktionen. Gut 51 000 Euro kosten die 51 neuen Notebooks, an denen die Berufsschüler bald lernen dürfen.

Ein Nachspiel dürfte Ruisingers Ansprache dennoch haben. „So wie ich das sehe, fehlen Lehrer. Wir betteln um jeden Lehrling. Und wenn wir sie bekommen, wollen wir sie auch optimal ausbilden. Wenn das nicht so ist, können wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, lautete ein Kommentar. Von wem? Max Hechinger war’s. Seines Zeichens Kreishandwerksmeister. Und der wird Ruisingers Generalanklage nicht ungehört verklingen lassen.