Pfaffenhofen
"Lächeln ist Gottes Geschenk an die Menschen"

Kaplan Antony Thattil aus Indien gefällt seine neue Arbeitsstelle bei der Stadtpfarrei Pfaffenhofen

19.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Über Erfahrungen berichten: Kaplan Antony Thattil schreibt über die Eindrücke, die er in Deutschland sammelt. Seine Aufgaben in Pfaffenhofen unterscheiden sich von denen in seiner Heimat Indien. - Foto: Guld

Pfaffenhofen (PK) Die neue Sprache lernen, die Gemeinde betreuen und über seine Erfahrungen schreiben - Kaplan Antony Thattil hat immer viel zu tun. Über seine Eindrücke und die Unterschiede zu seiner Heimat Indien erzählt er im Gespräch.

"Lächeln ist Gottes Geschenk an die Menschen", sagt Kaplan Thattil. Dass man seine Arbeit mit Freude und Freundlichkeit erledigt, sei wichtig. Pfaffenhofens neuer Kaplan ist seit dem 1. September in Pfaffenhofen und bis jetzt fühlt er sich wohl. Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Pfarrei klappt gut. "Ich habe schon viele nette Menschen kennengelernt", sagt der 36-Jährige. Das gilt nicht nur für seine Kollegen, sondern auch für die Gläubigen. Dabei freut es ihn besonders, dass in Pfaffenhofen so viele zur Messe kommen.

Wie lange er in St. Johannes Baptist bleibt, diese Entscheidung treffe der Bischof von Augsburg und Thattil werde so lange bleiben, bis dieser ihn in eine andere Gemeinde schickt. "Oder bis ich vom Bischof in Kerala zurückgerufen werde", sagt Thattil. Kerala - das ist seine Heimat in Indien, dort ist Thattil aufgewachsen. Über 60 Prozent der Einwohner dieses Bundesstaats sind katholisch, der Glauben wird groß geschrieben. Thattil ist mit der christlichen Religion aufgewachsen. Bevor er nach Deutschland kam, war der 36-Jährige bereits seit acht Jahren Kaplan in seiner Heimat und hat auch fünf Jahre als Pfarrer gearbeitet.

Ursprünglich hat Thattil Journalismus studiert. Danach entschloss er sich, eine kirchliche Laufbahn einzuschlagen, seine im Studium erworbenen Kenntnisse konnte er dennoch ausgiebig nutzen. Denn im kirchlichen Zentrum in Kerala war er neben seiner Tätigkeit als Kaplan auch der Leiter des Medienzentrums. Als Direktor einer katholischen Fernsehsendung machte er sich ebenfalls verdient. Doch auch in Pfaffenhofen hat Thattil viel zu tun. "Ich bin normalerweise immer beschäftigt", erklärt er. Der Tag beginnt für den Kaplan mit einem Gebet und einer Yogaeinheit, zum Frühstücken bleibt vor der ersten Messe meist keine Zeit: "Ich trinke eigentlich nur einen Kaffee." Die Aufgaben reichen vom Besuch von Geburtstagen und Jubiläen über Beerdigungen. Auch die Predigten müssen geschrieben und geübt werden.

Das größte Problem dabei macht noch immer die Sprache. Denn Thattil ist erst seit Herbst 2015 in Bayern. Obwohl sein Deutsch für diesen kurzen Zeitraum schon nicht schlecht ist, passiert es auch während des Gesprächs ab und zu, dass er ins Englische verfällt. "Ich habe schon mehrere Fremdsprachen gelernt", erklärt der Kaplan. "Aber Deutsch ist sehr schwer." Vor Pfaffenhofen war der 36-Jährige schon ein Jahr lang als Kaplan in Lechhausen bei Augsburg tätig.

Für Thattil ist es wichtig, möglichst viel über Deutschland zu erfahren. Dazu gehört auch die Kultur. Was das betrifft, war unter anderem das Pfaffenhofener Volksfest im September ein Höhepunkt für den Kaplan. "Das war toll mit dem Einzug", erinnert er sich. "Wie in München, nur kleiner." Besonders begeistert haben ihn auch die Sternsinger. Es habe ihn berührt, dass sich junge Menschen engagieren und das gesammelte Geld an Notleidende spenden. "Das heißt christlich sein", findet Thattil.

Unterschiede zur Glaubensgemeinschaft in Indien gibt es einige. Zum Beispiel ist das Verhältnis zwischen Priester und Gläubigen in Indien ein sehr enges, wie Thattil erzählt. "Der Pfarrer kennt eigentlich jeden in der Gemeinde." Es ist auch üblich, als Pfarrer allen Familien, die zur Kirchengemeinde gehören, mehrmals im Jahr zu besuchen - ohne besonderen Anlass, sondern einfach, um den Kontakt zu halten. Auch gebe es sehr viele kirchliche Jugendvereine, deutlich mehr als in Deutschland.

Hier liegt auch Thattils Motivation für die Zukunft: Vor einer Weile hat er zum Beispiel in einer zehnten Klasse in Pfaffenhofen einen Vortrag auf Englisch über Religionen in Indien gehalten.

Aber nicht nur die Kommunikation mit den Jugendlichen, sondern mit allen Menschen seiner Pfarrgemeinde ist für Thattil wichtig. Sein Motto: "Time is short." Das heißt so viel wie: Die Zeit ist begrenzt. Für Thattil ist deshalb klar: "Das bedeutet, wir haben viel zu tun."