Pfaffenhofen
Katholikinnen und das Kopftuch

Bei Besuch in der Moschee: Diskussionen um die Rolle der Frau im Islam

10.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:34 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Das Interesse ist sehr groß gewesen: Über 40 Frauen folgten am Freitagabend der Einladung des Katholischen Frauenbundes Pfaffenhofen und der arabisch-deutschen Frauengruppe Al-salam zum Besuch der Ditib-Ensar-Moschee in der Hohenwarter Straße.

Während der diesjährigen interkulturellen und interreligiösen Wochen in Pfaffenhofen nahm Wafaa Abou Baker, Vorsitzende der arabisch-deutschen Frauengruppe Al-salam, Kontakt zu Ursel Sibinger, der Vorsitzenden des Katholischen Frauenbundes, auf und regte diesen Termin zur Begegnung und des Austausches zwischen den beiden Frauengruppen an. Nach Ablauf des Fastenmonats Ramadan folgten nun über 40 katholische Frauen dieser Einladung.

Zunächst führte Wafaa Abou Baker durch die Ditib-Ensar-Moschee. Beeindruckt zeigten sich die Besucherinnen von dem lichtdurchfluteten Gotteshaus, dabei betonte Abou Baker, dass die großen Fenster bewusst als Zeichen der Transparenz gewählt wurden. "Jeder kann schon von außen sehen, was innen geschieht", sagte die Vorsitzende.

Stand zunächst die Gestaltung der Gebetsräume im Mittelpunkt, drehten sich die Fragen der Besucherinnen anschließend vor allem angesichts der heißen Temperaturen um die körperlichen Belastungen während des Fastenmonats Ramadan. In ihren Erläuterungen wiesen die Muslima auch auf die religiösen Aspekte des Verzichts hin. So seien sie dazu aufgerufen in dieser Zeit des freiwilligen Verzichts auch an arme Mitmenschen zu denken und entsprechend zu spenden.

Breiten Raum bei den Gesprächen nahm auch der Aspekt der Rolle der Frau im Islam ein. So hatten die Gastgeberinnen in einem Raum vielerlei Tücher ausgebreitet und zeigten den Bucherinnen, wie die Kopftücher gebunden werden. Gleichzeitig erläuterten sie die Hintergründe der Kopftuchpflicht für die muslimische Frau. So gehe es bei der gesamten Kleidung der Muslime, männlich wie weiblich darum, den Körper in der Art zu verdecken, dass er nicht das Interesse des anderen Geschlechts auf sich lenke.

Da die Haare eine sehr wichtige Rolle für das Aussehen spielten und eine gewisse Anziehungskraft ausübten, gelte es diese durch das Kopftuch zu bedecken. Außer Haus sollten nur das Gesicht und die Hände der muslimischen Frau zu sehen sein. In der eigenen Wohnung und vor männlichen Familienangehörigen, wie Mann, Vater, Onkel, Neffen und Söhnen, gelte diese Pflicht nicht.

Obwohl im Koran so festgeschrieben, erkennt Wafaa Abou Baker die Kopftuchpflicht eher als freiwillig. So gebe es nach wie vor viele Frauen, die dieser Tradition folgten, in der Gemeinde kenne sie aber auch gläubige Muslima, die kein Kopftuch trügen. Wie sehr das Tragen eines Kopftuchs die äußere Erscheinung verändern kann, hat die Besucherin Maria Scheffler bei einem Selbstversuch erfahren. Bereitwillig ließ sie sich ein Kopftuch binden und zeigte sich anschließend mit der traditionellen Kopfbedeckung.