Pfaffenhofen
Janicher-Buska sieht auch Verbraucher in der Schuld

10.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:58 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Auch wenn der Nachweis antibiotikaresistenter Erreger auf Hühnerfleisch in den Medien gerade hochkocht, ist das Problem des Medikamentenmissbrauchs in der Massentierhaltung an sich nicht neu. Die Pfaffenhofenerin Christine Janicher-Buska, Kreisgeschäftsführerin des Bund Naturschutz, hat im November genau dieses Thema schon bei einem Termin im Bayerischen Umwelt- und Gesundheitsministerium zur Sprache gebracht, vor den Gefahren gewarnt und stärkere Kontrollen gefordert.

Unser Redakteur Michael Kraus sprach mit ihr über die aktuellen Entwicklungen.

 

Was ist eigentlich das Kernproblem des großflächigen Einsatzes von Antibiotika in der Massentierhaltung?

Christine Janicher-Buska: Antibiotika werden bei der Massentierhaltung prophylaktisch wegen schlechter Haltung verabreicht. Der Mensch nimmt es mit dem Fleisch auf, und Krankheitserreger bilden Resistenzen: Antibiotika, die für Menschen gedacht sind, wirken dann bei Krankheiten nicht mehr. Wir fordern, dass Antibiotika wirklich nur gegeben werden, wenn ein Tier krank ist. Dafür möchten wir uns auch bei der Großdemo in Berlin einsetzen.

 

Das Thema ist ja eigentlich kein neues. Reagiert die Politik jetzt zu spät?

Janicher-Buska: Ja, wie immer. Hinter dem Problem stehen die Pharmalobby und die großen Agrarfabriken, die viele Tiere auf engem Raum halten, sie aber gesund haben wollen – und zwar um jeden Preis. Die Schuld liegt auch beim Verbraucher, der billige Lebensmittel haben will.

 

Wer trägt Ihrer Ansicht nach die Verantwortung für den Antibiotikamissbrauch?

Janicher-Buska: Das ist ein Zusammenspiel: Tierärzte, die zu schnell Medikamente abgeben; Landwirte, die zu schnell Antibiotika fordern und der Verbraucher, der Billigfleisch will. Und das gibt es eben nur aus Massentierhaltung.

 

Ist der Landkreis von den kritisierten Zuständen bei der Tierhaltung betroffen?

Janicher-Buska: Ich denke schon. Wir haben viele Schweinemastbetriebe. Schweine sind hochsensibel und besonders anfällig für Krankheiten, weil sie so überzüchtet sind, damit man viel mageres Fleisch und lange Kotelettstränge aus ihnen gewinnen kann. Und bei der Kälber- oder Bullenmast ist es genau das gleiche – und die haben wir im Landkreis auch.

 

Im Landkreis gibt es auch viel kleinstrukturierte Landwirtschaft. Hat der kleine Bauernhof eine Chance gegen industrielle Tierhaltung?

Janicher-Buska: Wenn es so weiter geht wie bisher, dann nicht. Aber wir wollen ja ein Umdenken anstoßen. Und auch immer mehr Verbraucher wollen diese Zustände nicht mehr.

 

Hand aufs Herz: Essen Sie Fleisch?

Janicher-Buska: Ich bin Vegetarierin: kein Fleisch, kein Fisch.

 

Für die Fleischesser: Worauf sollte man beim Kauf speziell von Geflügelfleisch achten, wenn man Angst vor Antibiotika und multiresistenten Erregern hat?

Janicher-Buska: Man sollte Biofleisch kaufen – in Pfaffenhofen etwa beim Biomarkt. Aber auch beim Discounter gibt es Bioprodukte, die man essen kann.

 

Was kann man als Verbraucher generell tun, um sich gegen Missstände in Mastbetrieben zu engagieren?

Janicher-Buska: Man kann seine Abgeordneten in Landtag und Bundestag ansprechen und fordern, dass die bestehenden Gesetze zur Regelung von Antibiotika-Einsatz besser umgesetzt oder sogar noch verschärft werden.