Pfaffenhofen
"Ist doch schön so"

Wirte sprechen acht Jahre nach dem Volksentscheid über das Rauchverbot

26.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Müssen draußen bleiben: Auch Gastronom Impero Occhiuzzi und Bedienung Steffi gehen regelmäßig zum Qualmen vor die Tür der Pfaffenhofener Centro Bar - und finden es prima. - Foto: Bendisch

Pfaffenhofen (PK) Rauchfrei sind die bayerischen Kneipen und Restaurants seit acht Jahren. Während sich viele daran gewöhnt haben, trauern andere der Zeit nach, als jeder Wirt noch selbst entscheiden durfte, ob bei ihm gepafft werden darf oder nicht. Wir haben uns in Pfaffenhofen umgehört.

"Ist doch schön so, kein Problem", sagt Gastwirt Impero Occhiuzzi und zieht mit Feuerzeug und Zigarette vor die Tür. Seit knapp acht Jahren geht in der bayerischen Gastronomie nikotinmäßig nichts mehr: Nichtraucher atmeten damals auf; viele Raucher trauern der Zeit mit dem Aschenbecher auf dem Tresen immer noch nach.

In Raucherkreisen war der Passauer ÖDP-Politiker Sebastian Frankenberger wohl die am meisten gehasste Person des Freistaats: Sein Feldzug gegen den Blauen Dunst führte 2010 zum Volksentscheid "Nichtrauscherschutz" und damit zum absoluten Rauchverbot in bayerischen Kneipen und Restaurants. Zuvor durfte zwei Jahre lang noch in ausgewiesenen Nebenräumen, kleinen Einraum-Wirtshäusern und Bierzelten gepafft werden. Zum einen wurde der nicht unumstrittene dauerlächelnde Ritter gegen den Qualm für den bayerischen Verdienstorden vorgeschlagen, zum anderen erhielt er Morddrohungen, wurde beim Gaststättenbesuch von Wirten und Gästen beleidigt oder bekam Hausverbot. "Ich würde ihn würgen": Eine Bemerkung, die man auch in Pfaffenhofener Kneipen mitunter hörte.

Was ohnehin nicht mehr aufzuhalten war, versuchten Wirte mit diversen Tricks noch eine Zeit lang zu strecken. So wurden Kneipen zu Raucherklubs ernannt; Zutritt nur mit Mitgliedsausweis. "Ach ja, die Karten. Die haben wir auch gehabt, so ein Schmarrn", erinnert sich Impero Occhiuzzi (49) von der Centro Bar. Eigentlich sei das Rauchverbot ja vernünftig, meint er und die Italiener hätten es längst vorgemacht: "Geht alles". Als Occhiuzzi die Klubausweise an seine Gäste verteilte, war er übrigens selbst jahrelang Nichtraucher - "Ich hatte eine schwere Erkältung und das Aufhören war gar nicht schwer" - doch vor drei Jahren griff er in einer Stresssituation wieder zur Zigarette: "Echt blöd, ich weiß." Anfangs hätten die Stammraucher der Centro Bar schon gegen die Regelung ohne Ausnahmen protestiert, meint er: "Jetzt wollen sie es aber auch nicht mehr anders. Insgesamt sind wir froh, dass es so gekommen ist - und im Sommer kann man ja draußen sitzen und rauchen."

Rock und Blues, abgerundet durch etwas frisch Gezapftes und eine Zigarette: So sah für viele Gäste der leider längst verschwundenen Musikkneipe Siglbräu am Hauptplatz die Idealvorstellung eines gelungenen Abends aus. "Machen wir uns doch nix vor, mit dem Rauchverbot fing das Kneipensterben an; für die Wirte war das ein ganz harter Schlag", meint der ehemalige Sigl-Chef Adi Descy (56). Auch er habe damals Umsatzeinbußen deutlich zu spüren bekommen, erinnert er sich: "Das mit den Klubausweisen haben wir natürlich auch probiert, hat aber letztlich alles nichts gebracht." Dass die Restaurants laut Statistik vom Rauchverbot profitierten und größere Umsätze verzeichneten, hält er für ein Gerücht: "Wenn man abends um Neune in solche Lokale reinschaut, ist doch nichts mehr los." Natürlich wolle kein vernünftiger Mensch neben einem Kind rauchen, betont er: "Aber der Wirt einer kleinen Kneipe sollte selbst entscheiden können, ob geraucht werden darf oder nicht." Descy raucht seit seinem zwölften Lebensjahr, handhabt seinen Zigarettenkonsum aber eher außergewöhnlich: "Ohne? Naaa... Aber manchmal rauche ich eine ganze Woche nicht, ohne dass ich es merke. Dann geht mir auch nix ab."