Pfaffenhofen
Irgendwo in Afrika

Andreas Huber arbeitet seit über zwei Jahren in einem Kinderheim – und predigt das Evangelium

26.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:19 Uhr

 

Pfaffenhofen (PK) Ein junger Mann wandert nach Afrika aus, um dort in einem Kinderheim zu arbeiten und gelegentlich in Kirchen das Evangelium zu predigen. In dieses Abenteuer hat sich Andreas Huber aus Rohrbach gestürzt – und auf dem Schwarzen Kontinent sein Glück gefunden.

Der 24-Jährige hat in seiner alten Heimat eine Ausbildung zum Technischen Zeichner absolviert. Bald nach der Übernahme war ihm aber klar, dass er das nicht auf Dauer machen möchte. „Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, mein Leben damit zu verbringen, acht bis neun Stunden am Tag vorm Computer zu sitzen und Anlagen zu konstruieren“, sagt Huber. Nach dem Sinn des Lebens habe er gesucht als er sich entschloss, für einige Wochen nach Afrika zu gehen. Das war im Jahr 2011. Inzwischen lebt der Rohrbacher zusammen mit seiner Frau Sweetness im eigenen Haus in der Nähe von White River, Südafrika.

Zunächst war Huber sechs Wochen in Mosambik und Südafrika. „Die lachenden Gesichter der Kinder, die früher auf der Straße gelebt und jetzt eine Familie haben, haben mir klar gemacht, dass ich auf jeden Fall zurückkommen will. Der Aufenthalt hat mich komplett verändert“, erinnert sich der Rohrbacher. Als er wenige Monate später wieder die Koffer packt, weiß er nicht wie lang er bleiben wird – es sollte eine lange Zeit werden. „Meine Eltern waren anfangs sehr besorgt und aufgebracht. Das hat sich aber mittlerweile gelegt und sie sind sehr stolz auf mich und das was ich mache“, erzählt Huber.

Die Umstellung von der beschaulichen Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen zu einem völlig neuem Leben in Afrika war nicht ganz einfach. Da bereitete die Verständigung noch die geringsten Probleme: Eine der elf offiziellen Sprachen in Südafrika ist Englisch. Andere Herausforderungen sind da schon weitaus größer: „Es gibt kein fließendes Wasser, der Strom geht oft aus und das komplette Weltbild ist ganz anders“, sagt der 24-Jährige. Auch die typisch deutsche Zeitorientierung und Organisation sucht man in Afrika vergeblich: „Hier passiert mehr oder weniger alles wie es eben passiert – und wann, weiß keiner so genau“, erklärt Huber. Anfangs hat der Rohrbacher bei Verabredungen oft stundenlang auf Leute gewartet. Mittlerweile hat er sich aber an die Mentalität gewöhnt. Außergewöhnlich ist der Oberbayer in Afrika allerdings immer noch: „Die Kinder zeigen manchmal mit dem Finger auf mich und rufen 'Mulungu', was soviel wie 'Weißer Mann' bedeutet“, erzählt Huber mit einem Lächeln. Zusammen mit einem Ehepaar aus Amerika bildet er die weiße Minderheit in Backdoor, dem kleinen Dorf, in dem Andreas Huber lebt.

Der Rohrbacher ist Mitglied der Iris Revival Church. Nachdem er das Iris Bible College erfolgreich abgeschlossen hat, studiert er im Moment per Fernstudium Theologie. Das ist in Afrika jedoch ein wenig anders als in Europa. „Das Studium ist an keine Denomination gebunden. Es ist also freikirchlich“, erklärt Huber. In Südafrika seien die meisten Kirchen gemeinnützige Organisationen und funktionieren unabhängig voneinander. „Meine Frau und ich werden manchmal in Kirchen eingeladen um am Sonntag das Evangelium zu predigen“, sagt der Rohrbacher. Seine Haupttätigkeit liegt jedoch bei der Arbeit mit Kindern. Die kirchliche Organisation Iris Global betreibt weltweit eine Vielzahl an Kinderheimen und engagiert sich in Katastrophengebieten. „Als ich anfangs hierher gekommen bin, habe ich direkt im Kinderheim gelebt. Morgens habe ich praktische Tätigkeiten wie Blumengießen übernommen und am Nachmittag mit den Kindern Fußball gespielt, ihnen bei den Hausaufgaben geholfen und ihnen beigebracht wie man einen Computer benutzt“, sagt Huber.

Mittlerweile hat er vor allem organisatorische Aufgaben: Essen kaufen, Besucher und Gastsprecher transportieren, die Kinder in die Schule fahren und Events organisieren. Außerdem unterrichtet der Rohrbacher an der örtlichen Bibelschule. „Das Schöne dabei ist, dass kein Tag dem anderen gleicht. Manchmal steht nichts an und ich verbringe den ganzen Tag mit dem Theologiestudium oder arbeite an unserem Haus,“ so Huber. An dem Haus hatte er auch einiges zu tun: Als er dort eingezogen ist, gab es weder Strom, noch Wasserleitungen. „Seitdem habe ich es größtenteils selbst renoviert und bewohnbar gemacht,“ erzählt der Auswanderer.

Seine Frau Sweetness hat er in der Kirche kennengelernt. Zu der Zeit hat sie in der Bibelschule in Backdoor gearbeitet, etwa sieben Kilometer vom Kinderheim entfernt, in dem Andreas Huber gewohnt hat. „Ich hatte kein Auto oder Fahrrad, deshalb bin ich nachmittags oft dorthin getrampt und abends wieder zurück zum Kinderheim gejoggt. Viele Leute haben gesagt, ich bin komplett verrückt, weil es besonders nachts eine gefährliche Gegend ist“, erinnert sich Huber. Diese Liebesmüh war allerdings nicht vergeblich: 2012 hat er Sweetness geheiratet. Da die beiden komplett auf freiwilliger Basis arbeiten, finanzieren sie sich ihren Lebensunterhalt durch Spendengelder. Zusammen sind sie unter anderem in Simbabwe und Swasiland auf Missionstrips unterwegs. „Auch in Mosambik haben wir das Evangelium in kleinen Buschdörfern, wo die Menschen noch nie etwas von Jesus gehört haben, gepredigt“, sagt Huber über seine Arbeit.

Zu Familie, Freunden und Fußballkameraden in der alten Heimat hat er weiterhin regelmäßig Kontakt. Eine Rückkehr nach Deutschland ist für ihn deshalb auch nicht ausgeschlossen: „Sweetness und ich waren im vergangenen Jahr zu Besuch hier. Ihr hat es trotz der anfänglichen Sprachprobleme sehr gefallen. Wir können uns gut vorstellen eines Tages wieder nach Deutschland zurück zu kommen“, sagt Huber. Zur Zeit fühlen sich die beiden aber pudelwohl in Afrika. „Auch wenn es nicht immer ganz leicht ist“, ergänzt der Rohrbacher. In jedem Fall glaubt er, dass Südafrika und Deutschland viel von einander lernen können: „Probleme werden hier nicht gelöst, bevor sie entstehen, sondern erst dann, wenn es nicht mehr anders geht. Die Menschen leiden unter Dingen, die uns in Europa leicht vermeidbar erscheinen. Trotzdem gibt es viel weniger Leute, die deprimiert und ausgebrannt sind.“