Pfaffenhofen
Inklusion zwischen Popcorn und Cola

Almuth-Rönner-Gedächtnispreis im Rahmen einer Kinonacht unter vier Bewerbern aufgeteilt

06.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Foto: Patrick Ermert

Pfaffenhofen (PK) Erstmals ist gestern im Rahmen einer Kinonacht der Almuth-Rönner-Inklusionspreis vergeben worden. Der erste Platz ging an Alexander Ladwig aus Pfaffenhofen. Doch hinter ihm konnten sich noch drei weitere Bewerber über eine Anerkennung ihrer freiwilligen sozialen Arbeit freuen.

Ladwig ist mit seiner Firma „Haus, Garten, Pflege“ im Dienstleistungsbereich tätig. Und er ist darin ein ganz spezieller Vorreiter des Inklusionsgedankens. Er beschäftigt vier Mitarbeiter, die Suchtprobleme haben oder psychisch krank sind – und schafft es, ohne Fördermittel mit ihnen so wirtschaftlich zu arbeiten, dass sie für ihr eigenes Einkommen sorgen können. „Sie mähen den Rasen, schneiden die Hecke, putzen die Treppe – aber ganz nach ihren Befindlichkeiten“, beschreibt Ladwig seinen Beitrag zur Inklusion. Mit flexiblen Arbeitszeiten. Und sehr viel Nachsicht. „Unser größter Dank gilt unseren Kunden, die das zulassen“, sagte er in seiner kurzen Ansprache. Und fügte mit einem Blick auf die Veranstalter von Regenbogen und der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Pfaffenhofen (PSAG) an: „Inklusion zwischen Popcoren und Cola – das sollte es wirklich öfter geben.“

Ladwig war nicht der einzige Gewinner dieser langen Kinonacht. Die Jury entschloss sich, nachdem das Preisgeld von ursprünglich 300 Euro durch weitere Spenden doch gehörig nach oben gesetzt werden konnte, kurzfristig dazu, mehrere Bewerber zu belohnen. „Wir können mit den Preisträgern somit neben dem zentralen Aspekt der Arbeit, den Alexander Ladwig abdeckt, auch noch die Bereiche Kultur und Wohnen abdecken – und werden somit dem Inklusionsgedanken deutlich gerechter“, sagte Ulrike Suffel-Rinkl, die vor dem „Besonderen Film“ die Preisverleihung vornahm.

Den zweiten Preis – und damit jeweils 230 Euro – teilen sich zum einen die beiden Künstler Ulrike Blechschmidt aus Ilmmünster und Günter Merkl aus Reichertshofen. Zum anderen ging er an die Architektin Judith Teklenburg aus Wolnzach, die ein besonderes Mehrgenerationenhaus umsetzt. Blechschmidt und Merkl haben in den vergangenen Jahren mehrere Ausstellungen in Pfaffenhofen organisiert, in denen psychisch kranke und gesunde Menschen quasi Bild an Bild ihr Können zeigen. „Ohne dass der Betrachter weiß, ab die Werke von einem Kranken oder einem Gesunden stammen“, erläuterte Suffel-Rinkl. Ein interessanter Ansatz, den Merkl genauer erläuterte. „Es geht uns darum, eine Brücke zu bauen“, startete er seine Rede. Außerdem sei die Wahrnehmung innerhalb der Gesellschaft ein zentraler Aspekt der Inklusion. „So viel Unterschied ist da nicht. Es geht oft schleichend – und noch öfter sehr schnell“, beschrieb er als ehemals Betroffener den Sturz in die Psychose. Es sei die Abgrenzung durch Destruktivität von außen, die es den Betroffenen schwer mache. „Dabei ist eine klare Grenzziehung zwischen Kranken und Gesunden zum einen gar nicht notwendig – und zum anderen meist auch gar nicht möglich.“

Neben dem Künstler-Duo konnte sich auch die Architektin Judith Teklenburg, die in Wolnzach mit ihrem Projekt „Zuhause 100“ ein spezielles Mehrgenerationenhaus ins Leben gerufen hat, über einen weiteren zweiten Preis freuen. In der Wohnanlage ihrer Familie würden Menschen jeden Alters, mit oder ohne Einschränkung, Tür an Tür leben. Um in einer Zeit, in der die herkömmlichen Familien aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt funktionieren, so etwas wie familienähnliche Strukturen zu schaffen. „Jeder kann die Tür hinter sich zumachen, aber auch in Gemeinschaftsräumen Rat suchen“, erläuterte Teklenburg das Gebäude. „Es steht schon. Jetzt hoffe ich, dass es auch funktioniert“, sagte sie. Der Sinn liege jedenfalls darin, das Leben mit anderen Menschen zu teilen. Und dadurch die Versorgung von Pflegebedürftigen, Kindern oder Haustieren zu gewährleisten.

Almuth Rönner, die Namensgeberin des Preises, ist übrigens vor einem Jahr verstorben, nachdem sie der PSAG durch ihr Engagement „viel frischen Wind verliehen hatte“, wie es Suffel-Rinkl formulierte. „Im Gedenken an sie kam es zu der Verleihung. Es wäre schön, wenn es übernächstes Jahr zu einer Neuauflage käme.“