Pfaffenhofen
Inklusion und Kunst

Außergewöhnliche Gruppenausstellung feiert Vernissage

30.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:43 Uhr

Über 100 Besucher hat die Vernissage der neuen Kunstausstellung im Haus der Begegnung gezählt - eröffnet mit einer Lesung von Raphael Müller. - Foto: Böld/AK Inklusion

Pfaffenhofen (PK) Bereits im Foyer begrüßt die "Prinzessin mit autistischen Gedanken" von Laura Lange das Publikum der Ausstellung "Inklusion und Kunst" in der Städtischen Galerie im Haus der Begegnung. Auch der Leitsatz "Der Autismus ist das Gefängnis des denkenden Menschen" stammt von ihr.

Er soll Impuls sein für den Themenkomplex Inklusion-Kunst-Autismus, mit dem sich die Gruppenausstellung beschäftigt. Sie ist Teil einer durch die "Aktion Mensch" geförderten, dreiteiligen Ausstellungsprojektreihe in der Region 10.

Insgesamt 23 Künstler mit 28 Exponaten waren dem Aufruf gefolgt, dieses Leitmotiv aus ihrer Perspektive umzusetzen: Wacky Singer, Tita Heydecker, Kollektiv ag hohe warthe, Tatti und Bruni Auberer, Laura Lange, Manfred Mensch Mayer, Helene Charitou, Natalie Ponsot, Tita Heydecker, Ulrike Blechschmidt, Stefan Egerer, Günter Merkl, Habl-Kunst, Dagmar Strumiensky, Kiki Mittelstaedt, Brigitte Bieber, Manfred Bergmeier, Markus Döring, Daniela Koch, Alfred Kügler, Florian Sturm, Caroline Jung und Richard Kienberger. Initiatoren und Träger der Ausstellung sind der Arbeitskreis Inklusion, Pro Familia und die Offenen Hilfen des Landkreises, Regens Wagner Hohenwart, Lebenshilfe-Werkstätten der Region 10 und das Heilpädagogische Zentrum Pfaffenhofen.

Die weit über 100 Besucher der Vernissage am Samstag wurden von leisen Gongschlägen eingestimmt. Eröffnet wurde die Vernissage durch Texte von Raphael Müller, einem im Rollstuhl sitzenden jungen Mann. Mittels Prosa und Lyrik schilderte er aus eigener Sicht das Leben und die Gedankenwelten eines Menschen mit Autismus. Da er nicht sprechen kann, wurde ihm von seiner Mutter gefühlvoll die Stimme geliehen, und die mittels der Technik der "Gestützten Kommunikation" entstandenen Texte vorgelesen. Die vorgetragenen Passagen stammten aus seiner Autobiografie "Ich fliege mit zerrissenen Flügeln" und einer aktuellen Reflexion über das vorgegebene Ausstellungsmotto.

Eva Sindram vom Arbeitskreis Inklusion und Pro Familia begrüßte die Besucher und berichtete über die Vorgeschichte der Ausstellung und würdigte den Gedankenimpuls von Laura Lange. Eine wohltuend unkonventionelle Laudatio hielt die Kunstpädagogin Anna-Maria Schirmer. "Inklusion bedeutet nicht, dass wir an unseren Vorstellungen von normal festhalten und Menschen, die unsere Normvorstellung aus welchen Gründen auch immer nicht erfüllen können, trotzdem einen Platz unter uns gewähren", führte sie aus. Sie bedeute, "dass wir Unterschiedlichkeit zur Normalität erklären, und alles, von unserer Haltung bis hin zu unseren Institutionen so formen, dass Diversität möglich und gewünscht ist." Und weiter: "Vorsichtige Annäherungen zeigen uns die Werke der Ausstellung: Sie zeigen uns, wie wir versuchen können, Fäden - nicht des Verstehens, aber des Verstehenwollens - zu spinnen zwischen mir und dir, ihr und ihm. Und wenn wir gut genug geübt haben, Fäden zu spinnen, dann können wir vielleicht auch Inklusion." Die Ausstellung zeigt Auseinandersetzungen und Sichtweisen mit dem Thema Autismus - mittels Malerei, Fotografie, Skulptur oder Objekt. Geöffnet ist sie montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 16.30 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Am letzten Ausstellungstag, Sonntag, 12. Februar, werden im Rahmen einer Finissage ab 14.30 Uhr eine Kurzlesung von Manfred Mensch Mayer und eine Führung angeboten.