Pfaffenhofen, Mainburg
Grundversorgung an beiden Häusern

Ilmtalklinik legt "Strategie 20" als medizinisches Konzept für Mainburg und Pfaffenhofen fest

27.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr
Das Mainburger Krankenhaus bleibt erhalten - und der OP-Bereich wird sogar ausgebaut und auf Vordermann gebracht. −Foto: Kistler

Pfaffenhofen (PK) Baulich werden die Krankenhäuser in Pfaffenhofen und Mainburg saniert - aber beim medizinischen Konzept der Ilmtalklinik GmbH bleibt das meiste beim Alten. Verbesserungen sind freilich etliche geplant, mit denen das Defizit in den nächsten zehn Jahren gesenkt werden soll.

Nach eingehender Beratung des medizinischen Konzepts im Aufsichtsrat traten diesen Montag der Kreisausschuss und der Sozialausschuss des Landkreises Kelheim zusammen. Dort präsentierten Ingo Goldammer und Christian Degen als Klinikgeschäftsführer sowie Kai Ullrich von der Unternehmensberatung Ernst & Young die neuesten Erkenntnisse. Die Ilmtalklinik setzt demnach ab sofort auf die "Strategie 20", die eine weitgehende Bewahrung des Status quo samt umfassender Sanierung der beiden Krankenhäuser gleichkommt. "Alle vorhandenen Fachrichtungen in Pfaffenhofen und Mainburg werden auch in Zukunft vorgehalten", heißt es in einer Mitteilung der Klinik, die gestern verschickt wurde. Das bedeutet: Innere Medizin mit Kardiologie und Gastroenterologie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Allgemein- und Viszeralchirurgie bleiben an beiden Standorten bestehen.

In Pfaffenhofen setzen die Verantwortlichen zusätzlich auf die Neurologie mitsamt ihrer zertifizierten Schlaganfalleinheit sowie auf die Gynäkologie und Geburtshilfe. "An beiden Standorten ist somit eine umfassende Grund- und Regelversorgung auf höchstem Niveau gewährleistet", so Bianca Frömer, die an der Klinik für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Beide Notaufnahmen bleiben rund um die Uhr geöffnet und sichern die Notfallversorgung der Bevölkerung.

Zugleich soll die Profilierung der medizinischen Leistungsangebote an beiden Standorten vorangetrieben werden. So will Pfaffenhofen seinen Schwerpunkt im Rahmen der Akut- und Notfallversorgung sowie der Geburtshilfe ausbauen - "und auch für komplexe Eingriffe im Rahmen eines zu planenden Darmzentrums bestmögliche Kompetenz vorhalten", wie es weiter heißt. Die Kardiologie wird zusätzlich eine Brustschmerzeinheit (im Fachjargon "Chest Pain Unit" genannt) aufbauen. In Mainburg bleibt das Endoprothetikzentrum ein zentraler Baustein und ergänzt das internistische Angebot.

Es gab aber auch einen Plan B: eine Variante, die eine komplette Verlagerung der Chirurgie nach Pfaffenhofen vorgesehen hätte. Die Umstrukturierung hätte zwar den Effekt, Personalkosten und bauliche Investitionen einzusparen, beinhaltet allerdings auch Risiken wie die kaum abschätzbare Abwanderung eines Teils der Patienten aus dem Mainburger Raum in andere Häuser. "Das wäre der Einstieg in den Ausstieg aus dem Krankenhaus der Grundversorgung", unkte Peter-Michael Schmalz (ÖDP) und fasste damit die Gedanken der Mehrheit seiner Ausschusskollegen zusammen. Nach nur einer Gegenstimme im Sozialausschuss stimmte der Kreisausschuss geschlossen für die "Strategie 20".

Die Kelheimer haben mit diesem Votum dem Beschluss des Aufsichtsrats entsprochen. Dessen Vorsitzender Martin Wolf (CSU) begrüßte die Entscheidung. "Wir haben uns im Aufsichtsrat für die Fortsetzung der Fusion und eine Grund- und Regelversorgung an beiden Häusern ausgesprochen", kommentierte er die Entwicklung. "Kelheim sieht das genauso." Positiv sei zu werten, dass der Nachbarlandkreis auch die hohen Investitionen, die vor allem in den bestehenden und zudem in einen zweiten Operationssaal fließen werden, schultern wollen.

Bemerkenswert ist die klare Haltung der Kelheimer, weil die gesamte Neuausrichtung für sie keineswegs zum Nulltarif zu haben ist. Die Geschäftsführung rechnet bei aller Vorsicht mit einem Investitionsbedarf von 81,7 Millionen Euro an beiden Häusern, davon 24,3 Millionen Euro am Standort Mainburg - und damit für den Landkreis Kelheim. Diese Zahlen seien allerdings kaum belastbar, wie Geschäftsführer Goldammer betonte.

Diese Festlegungen sind gleichzeitig die Voraussetzungen für die Generalsanierungen, die in beiden Häusern notwendig sind. Derzeit läuft in Pfaffenhofen nach wie vor die Brandschutzsanierung. Für die Generalsanierung lagen bekanntlich bereits Pläne vor, die jedoch in letzter Zeit für gehöriges Aufsehen gesorgt hatten. Es wurde nämlich bekannt, dass einzelne Gebäudeteile der Klinik (Physikalische Therapie, Küche und die freien Praxen) bei den Planungen komplett ausgespart wurden. Als dies den Geschäftsführern auffiel, wurde die Planung vergangenen Herbst gestoppt. Jetzt sollen diese wieder aufgenommen werden.

Wenn sich der Pfaffenhofener Kreisausschuss in seiner heutigen Sitzung sowie kommende Woche der Kreistag mit dieser Problematik befasst haben, werden diese Aspekte noch einmal aus Pfaffenhofener Sicht beleuchtet. Die nächsten Schritte werden allerdings Zeit in Anspruch nehmen. "Zentrale Ergebnisse zum Fortschritt der Planung sind erst im Spätsommer oder Herbst dieses Jahres zu erwarten", heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Sogar nach viel weiter in die Zukunft zielt die finanzielle Prognose, die Ingo Goldammer in Kelheim vorgelegt hat. Derzeit beläuft sich das jährliche Defizit noch auf fast fünf Millionen Euro. Ein Zahl, die im nächsten Jahr sogar noch leicht anwachsen könnte: auf vermutlich 5,3 Millionen Euro. Spätestens ab 2020, wenn die Brandschutzsanierung in Pfaffenhofen abgeschlossen ist, soll es mit den tiefroten Zahlen aber nach unten gehen - und zwar auf "nur" noch 1,25 Millionen Euro im Jahr 2028.

So wirklich glauben mochte zumindest in Kelheim diese deutliche Verbesserung der Klinikfinanzen zwar keiner. Einen triftigen Grund, den Empfehlungen nicht zu folgen, sahen die Räte aber auch nicht. Andreas Kreitmeier (CSU) brachte den Grund für das für ihn alternativlose Ja auf den Punkt: "Kein Schwein weiß, was auf uns zukommen wird - auch in der großen Politik nicht."