Pfaffenhofen
Rheumakranke können aufatmen

Kreistag spricht sich für den vorübergehenden Erhalt des Therapiebeckens an der Ilmtalklinik aus

06.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:33 Uhr

887 Unterschriften für den Erhalt des Therapiebeckens an der Pfaffenhofener Ilmtalklinik haben gestern Vormittag Renée Wenninger (rechts) und Josefine Dietrich (links) von der Rheuma-Liga an Landrat Martin Wolf überreicht - rechtzeitig vor der Sondersitzung des Kreistags am Nachmittag, der sich ebenfalls mit dem Thema befasst hat. - Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Der Pfaffenhofener Kreistag strebt eine langfristige Lösung für das von der Schließung bedrohte Therapiebecken in der Ilmtalklinik an. Welcher Plan aber genau verfolgt wird, das soll in nächster Zeit noch geprüft werden.

Sehr wahrscheinlich ist jetzt allerdings schon, dass das Therapiebecken nach der etwa zweimonatigen Schließung aus Brandschutzgründen ab 1. Juli bis zur Generalsanierung im betreffenden Gebäudeteil in drei bis vier Jahren wieder geöffnet wird. Das haben Politiker fast aller Fraktionen gestern bei der Sondersitzung des Kreistags zum Ausdruck gebracht. "Ich denke, es gibt einen grundlegenden Konsens dazu", sagte Landrat Martin Wolf (CSU). Ein Beschluss dazu soll spätestens im Sommer fallen. Vermutlich wird der Landkreis die Kosten für die Brandschutzmaßnahmen in Höhe von rund 60 000 Euro genauso tragen wie das jährliche Defizit in Höhe von rund 50 000 Euro für die Jahre 2017 bis 2020. Insgesamt sind das etwa 260 000 Euro.

Wie es danach weitergehen soll, wollen die Kreispolitiker noch genauer überprüfen lassen. Nach der Sitzung gestern stehen noch zwei Varianten im Raum: Die eine sieht vor, dass das Becken an der Ilmtalklinik 2020 geschlossen wird, die Kurse könnten dann im neuen Pfaffenhofener Hallenbad stattfinden. Die andere Möglichkeit ist, dass der Landkreis das Becken an der Ilmtalklinik für kalkulierte 500 000 Euro saniert und danach das jährliche Defizit von dann rund 40 000 Euro trägt. Ein Problem könnte laut Kreiskämmerer Walter Reisinger sein, dass alles eine freiwillige Leistung des Landkreises wäre, das heißt ein finanzielles Engagement könnte Begehrlichkeiten wecken: "Die Schaffung von Bezugsfällen gilt es zu beachten."

Alle anderen Varianten, wie eine Privatisierung, also eine Vermietung an einen Physiotherapeuten, oder eine Auslagerung der Gruppen in das Schwimmbecken am Heilpädagogischen Zentrum kommen aber wohl nicht in Betracht. So dürfte es laut Reisinger in der Praxis nicht möglich sein einen Mieter zu finden, das Becken am HPZ ist ausgelastet.

Kreisräte fast aller Fraktionen hatten sich aber dafür ausgesprochen an einem langfristigen Konzept zu arbeiten. "Eine Lösung muss es geben", sagte Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD). Er gab zu bedenken, dass es im neuen Pfaffenhofener Hallenbad kein echtes Therapiebecken geben könne. "Den Zahn muss man gleich mal ziehen." Die Mischnutzung eines Beckens sei aber möglich. Max Hechinger (FW) ließ durchblicken, dass er das Bewegungsbecken langfristig an der Ilmtalklinik erhalten möchte. "Das könnte dem Image der Klinik gut tun", sagte er. Allerdings solle der Kreis auch das Gespräch mit der Stadt Pfaffenhofen wegen des neuen Hallenbads suchen. "Man muss gut gegenrechnen, was es bei der Stadt kostet." CSU-Fraktionschef Reinhard Heinrich stellte klar, dass der Landkreis in der Pflicht ist. "Ein Therapiebecken muss der Landkreis bezahlen, nicht die Klinik", erklärte er. "Wir sollten an einer mittel- bis langfristigen Lösung sehr stark interessiert sein."

Verwundert zeigte sich gestern FDP-Landratskandidat Franz Niedermayr in einer Pressemitteilung. Er stellt die Zuständigkeit des Kreistags infrage. "Ich bin ja dafür, dass das Therapiebecken offenbleibt, aber wo kommen wir hin, wenn die Klinikleitung sich jede Entscheidung vom Kreistag genehmigen lassen muss", fragt Niedermayr. "Offenbar traut sich niemand mehr Entscheidungen zu, wenn es um die Ilmtalklinik geht, dabei verliert der Landkreis wertvolle Zeit, anstatt ein Gesamtkonzept vorzulegen, wie die Klinik für die Menschen im Landkreis erhalten werden kann."

Es sieht also so aus, als ob sich der Kampf der Pfaffenhofener Rheuma-Liga ausgezahlt hat. Mitglieder hatten ab der zweiten Februarwoche Unterschriften für den Erhalt des Beckens gesammelt. Listen lagen unter anderem in Arztpraxen, Apotheken und Kindergärten aus. Mitglieder haben auch privat Unterschriften zusammengetragen - überwiegend auch von aktuellen und ehemaligen Nutzern - von Babyschwimmen bis Bewegungstherapie. Es sind noch nicht wieder alle Listen zurückgegangen, trotzdem haben schon 887 Unterstützer unterzeichnet, überwiegend aus dem südlichen Landkreis. Aber auch rund 150 Bürger aus den Nordgemeinden sind dabei. Gestern Vormittag haben Vertreterinnen der Rheuma-Liga die Unterschriften an Wolf überreicht.