Pfaffenhofen
Leitung tot, Patient in Not

Ausfall der Teleradiologie löst nächtliche Verlegungsaktion aus

08.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:59 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Auf die Ilmtalklinik trifft inzwischen der alte Fußballerspruch zu: "Erst hatten sie kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu." In der Nacht von Freitag, 2., auf Samstag, 3. Juni, fiel wegen eines technischen Problems des Internetproviders im Krankenhaus die Teleradiologie vollständig aus, ein Vorgang, mit dem radiologisches Bildmaterial via Internet übertragen wird.

Infolge dessen mussten mehrere Patienten nachts von Pfaffenhofen in andere Krankenhäuser gefahren werden.

"Die Teleradiologie ist keine ungewöhnliche Lösung in Häusern unserer Größe und stellt sicher, dass auch außerhalb der regulären Dienstzeiten die Befundung von Computertomographien (CT) gewährleistet ist", erläutert Renate Emmer, die Leiterin des Beschwerdemanagements an der Ilmtalklinik.

"Denn beileibe nicht alle Ärzte können auch kompetent ein CT auswerten", sagt Eduard Fuchshuber, der Sprecher der bayerischen Krankenhausgesellschaft, dafür seien die Mediziner inzwischen viel zu spezialisiert. Und nicht an jedem Klinikum seien durchgehend alle Fachrichtungen generell vertreten oder gar mit mindestens einem Vertreter rund um die Uhr präsent.

Die Teleradiologie, so Fuchshuber, sei deshalb grundsätzlich eine feine Sache - "auch weil man dadurch heute Patienten eine anstrengende Verlegung in eine Spezialklinik ersparen kann, wo es früher aus Sicherheitsgründen erfolgt ist, medizinisch aber mitunter gar nicht notwendig war", so Fuchshuber.

Allerdings sei Teleradiologie auch ein technisch sehr aufwendiges und mitunter ziemlich störungsanfälliges Unterfangen, erläutert der Sprecher der Krankenhausgesellschaft. Bei einer CT beispielsweise werden bei einer Untersuchung zwischen 50 und 100 Bilder gemacht, da kommen locker bis zu 20 Megabyte an Datenvolumen zusammen - für einen einzigen Patienten wohlgemerkt. Bei einer Sonografie kommen womöglich noch Videosequenzen hinzu. Wer daheim mitunter Fotos oder Filme mailt, weiß, was das bedeutet.

Wenn dann noch das Internet spinnt - und das passiert, gerade aufgrund der immer stärker beanspruchten Leitungen speziell in den ländlichen Räumen, häufiger -, dann ist es ganz aus. Irgendwas wird hier technologisch noch geschehen müssen, denn Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hat erst kürzlich den Ausbau der Telemedizin speziell an Provinz-Krankenhäusern zu einem medizinischen Vorrangprojekt im Freistaat erklärt, um so die Ärzteknappheit zu kompensieren. Doch wenn es hakt, ist eben auch nicht immer gleich ein IT-Techniker zur Stelle - auch Telekom & Co. spüren den Fachkräftemangel.

An der Pfaffenhofener Ilmtalklinik jedenfalls kam es vor Pfingsten zu genau dieser Verkettung unglücklicher Umstände, als mehrere Patienten ein umgehend zu befundendes CT benötigten. Da eine Beurteilung über die Teleradiologie nicht möglich war, "wurden einige wenige Patienten in andere Kliniken verlegt, um sicherzustellen, dass die unmittelbare Befundung ohne zeitliche Verzögerung erfolgte", erklärte Renate Emmer vom Beschwerdemanagement der Ilmtalklinik. Trotz sofortiger Meldung an den Internetanbieter habe es schließlich im aktuellen Fall mehrere Stunden gedauert, bis das Problem behoben werden konnte, so Emmer.