Pfaffenhofen
"Ich habe mich in diese Stadt verliebt"

16.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

Ob mit Froschtasche unterwegs als Gästeführerin oder in ihrem Künstleratelier: Kitt Antoni ist in ihrem Element. ‹Œ

Pfaffenhofen (PK) Seit Beginn der Gartenschau begeistert Kitt Antoni als Gästeführerin die Besucher von der Vielfalt der Natur. Auch privat ist sie gerne auf dem Gelände unterwegs - und verbringt dabei viel Zeit an einer ganz besonderen Zierkirsche.

Stellen Sie sich einmal vor das Hochbeet und genießen sie den Duft der Blumen. Konzentrieren sie sich völlig auf ihren Geruchssinn", sagt Kitt Antoni zu einer Besucherin auf der Gartenschau. Die Dame schließt ihre Augen, nähert sich vorsichtig mit ihrer Nase dem bunten Beet und hält für einen Moment inne: "Wow, das riecht ja wirklich wunderbar", sagt sie. In diesem Moment ist Kitt Antoni gerade nicht im Dienst als Gästeführerin. Dennoch möchte sie die Besucher davon überzeugen, die Vielfalt der Gartenschau in Pfaffenhofen mit allen Sinnen wahrzunehmen und zu genießen.

Eigentlich arbeitet die 53-Jährige als Zahnmedizinische Assistentin - doch nur drei Tage in der Woche. An den restlichen vier Tagen widmet sie ihre freie Zeit momentan der Gartenschau. "Es macht so viel Spaß, die Leute zu begeistern, ihnen alles zu zeigen und die Freude in ihren Augen zu sehen, wenn ich sie über das Gartenschaugelände führe und ihnen die tolle Vielfalt hier zeige", sagt Antoni. Mit elf Jahren ist sie von ihrer Heimat Düsseldorf mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern zuerst in den Dachauer Landkreis und dann nach Pfaffenhofen gezogen. "Ich habe mich einfach in diese Stadt verliebt", erzählt sie.

Als die Stadt Pfaffenhofen Gästeführer für die Gartenschau suchte, habe sich Antoni sofort beworben: "Ich kann so viel über Pfaffenhofen erzählen, bin ja quasi hier aufgewachsen und fühle mich auch verwurzelt." Im vergangenen November nahm sie dann mit rund 60 anderen Bewerbern an einem Intensivkurs zur Ausbildung zum Gartenschauführer teil. Im April folgten schriftliche und mündliche Prüfung und dann gehörte Antoni zu den rund 40 finalen Besucherführern. "Wir haben uns in der Vorbereitung so viel Wissen angeeignet, bekamen beispielsweise Baustellenführungen über das gesamte Gelände und lernten all die wunderbaren Gärtner, Aussteller und auch Verantwortlichen und Mitarbeiter kennen", erzählt sie. Mittlerweile seien sie und ihre Kollegen wie eine kleine Familie zusammengewachsen.

Zahlreiche Besucher hat Antoni bereits von der Gartenschau in ihren Führungen begeistern können. "Ich begrüße jeden meiner Besucher persönlich mit Hanschlag, jeder bekommt einen Lolli, und ich nehme mir auch Zeit für alle Fragen und gehe auf die Leute ein", betont die 53-Jährige. Bei der Führung eines Zahnarztes, der Geburtstag hatte, und mit seinen Gästen gekommen war, hat sie sogar für jeden Teilnehmer Wäscheklammern mit einem Zahn aus Moosgummi darauf gebastelt. "Jede Besuchergruppe ist anders, stellt andere Fragen und jeder interessiert sich für etwas anderes mehr oder weniger", sagt sie. "Es bleibt immer spannend." Damit sie ihre Schützlinge auf dem Gelände nicht verliert, hat sich Antoni extra eine spezielle Gartenschautasche gebastelt. So hat sie beim Einkaufen einen Waschlappen entdeckt, der wie ein Frosch aussieht, und ihn dann auf ihre Umhängetasche aufgenäht, "mein persönliches Markenzeichen sozusagen".

Doch auch wenn Antoni gerade keine Führungen hat, ist sie gerne auf der Gartenschau und hat auch den einen oder anderen Lieblingsplatz. Einer davon hat einen bewegenden Hintergrund. Am Todestag ihres Vaters ist sie mit ihrem Mann durch den Sport- und Freizeitpark spaziert und hat eine blühende Zierkirsche entdeckt. "Da wusste ich, dass ich diesen Baum meinem Papa in Form einer Patenschaft widmen möchte, ich habe es gespürt", sagt die 53-Jährige. Ihr Vater ist im Waldfriedhof in Berlin begraben, quasi mit "Blick" auf das Olympiastadion. "Von seiner Wohnung aus konnte er auf einen Fußballplatz schauen und hat den jungen Leuten immer gerne beim Kicken zugesehen. Das war der Grund, warum wir ihn dort in Berlin begraben haben und auch genau diese Zierkirsche auf der Gartenschau der Baum wurde, den ich ihm widmen wollte, da man von diesem aus auch auf den gegenüberliegenden Fußballplatz sehen kann", erzählt Antoni. "Wenn ich dann an der Zierkirsche stehe, fühle ich mich ihm nahe und bin bei ihm." Ein anderer Platz, an dem sich die 53-Jährige wohlfühlt, ist im Bürgerpark, bei den Stufen an der Ilm. "Hier sitze ich sehr gerne, alleine mit einem guten Buch oder einem Glas Wein, oder auch mit meiner Familie und Freunden", berichtet sie.

Mit Blick auf das baldige Ende der Gartenschau wird Antoni etwas wehmütig: "Es ist wirklich sehr schade. Aber Teile, etwa der Bürgerpark, bleiben ja bestehen", sagt sie. "Es ist auch einfach so toll, welchen Mehrwert die Stadt aus der Gartenschau gezogen hat." So seien immer wieder Besucher auf sie zugekommen und haben ihr gesagt, dass sie definitiv wieder nach Pfaffenhofen kommen werden, weil ihnen auch die Stadt so gut gefallen hat.

Neben ihrem Beitrag zur Gartenschau als begeisternde Besucherführerin hat Antoni auch Programmbeiträge wie etwa einen Tangokurs oder auch Workshops für Kinder, in denen sie beispielsweise eine Gießkanne mit Acryl bemalen, beigesteuert. Und diese kreative Ader ist ein weiteres Standbein der 53-Jährigen, denn sie ist Künstlerin und hat in Pfaffenhofen ihr eigenes Atelier. Vor etwa zehn Jahren kam sie eher per Zufall zur Malerei. "Mein Mann hat mir damals einen Malkoffer geschenkt. Und irgendwann fing ich dann an, an Kursen teilzunehmen und auch an Akademien und Workshops", erzählt sie. Antoni, deren Lieblingsfarben Weiß und Grau sind, arbeitet überwiegend mit Acrylfarben auf Leinwänden. Und malt aus dem Bauch heraus, wie sie sagt: "Es ist alles spontan. Ich gebe meinen Bildern auch keine Namen, sondern nummeriere sie nur durch. Doch hinter jedem Bild stecken auch Emotionen, egal ob Freude, Trauer oder Wut, das ist ganz unterschiedlich."

Obwohl sie ihre Bilder mittlerweile in Galerien ausstellt und auch verkauft, sei der finanzielle Faktor nicht der Hauptgrund für ihre Malerei: "Ich mache das für mich selbst, auch als Ausgleich. Ich verschanze mich dann in meinem Atelier und lasse meiner Kreativität freuen Lauf", sagt Antoni. "Das tut mir gut, und ich achte auch nicht darauf, wie lange ich für ein Bild brauche. Wenn ich denke, es ist fertig, dann ist es fertig." Nach dem Ende der Gartenschau wird sich Antoni in ihrer Freizeit neben dem Lesen, Reisen und der Familie auch wieder voll und ganz der Malerei widmen. Die nächsten Projekte stehen auch schon an: "Ich werde erstmals den Schritt auf eine Kunstmesse wagen. Das wird sicher sehr aufregend", sagt sie.