Pfaffenhofen
Hoch lebe die Oboe

Vorletzter Zyklus der Memo-Konzertreihe: Zwei Gastmusiker bringen starke Leistungen

01.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Überzeugte solistisch an der Oboe: George Kobulashvili. Im Hintergrund spielt Manfred Leopold - Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Große Töne in kleiner Besetzung: Einen stimmungsvollen Start in den neunten und vorletzten Zyklus der Memo-Konzertreihe haben die Zuhörer gestern in der gut besuchten Pfaffenhofener Stadtpfarrkirche erlebt.

Mit Oboist George Kobulashvili und Bassbariton Martin Danes hatte Max Penger zwei namhafte Solisten ihres Fachs eingeladen. Kobulashvili ist unter anderem seit 1993 Solo-Oboist des Georgischen Kammerorchester Ingolstadt und somit prädestiniert für das „Adagio“ aus Alessandro Marcellos Oboenkonzert in D-Moll. Das ist das erste richtige virtuose Oboenkonzert der Musikgeschichte. Das getragene „Adagio“ mit seiner schönen langen Melodie verlangt technische Souveränität – und die ist bei Kobulashvili gegeben. Nach einem gefühlvollen Auftakt der Streicher setzt seine Oboe ein. Mit ihrem durchdringenden, nasalen Ton, der sich bis zum harmonisch ausklingenden Ende fortsetzt. Dazwischen bilden die Streicher rhythmische Akzente, während Cello und Kontrabass abschnittsweise ein warmes Fundament unterlegen. Damit bescherte das Ensemble ein reizendes Beispiel venezianischer Barockmusik: klanglicher Balsam für die Ohren.

Ein ganz anderer Schwerpunkt dagegen bei Bachs Kirchenkantate „Ich habe genug“, BWV 82. Das ist keine Andeutung Pengers zum vorläufigen Abschluss der Memo-Reihe, sondern der Anfang einer Verszeile eines unbekannten Dichters, die Bassbariton Martin Danes im ersten Satz der Kantate anstimmt. Danes hat neben anderen Engagements einen Lehrauftrag für Gesang an der Münchener Musikhochschule. Er war für Pengers „Bass vom Dienst“ Nikolai Ardey eingesprungen, der wegen einer Rippenprellung längere Zeit ausfällt.

Und er war kein Ersatz, sondern eine perfekte Alternative, mit sauberer Artikulation, markantem Timbre und einem angenehmen, stimmlichen Vibrato. Überhaupt schöpft die Kantate ihren Reiz durch das Miteinander solistischer Oboenklänge und dem vokalen Vortrag, unterstützt von den Streichern und Basso continuo, der das harmonische Gerüst bildet. Gefühlvoll interpretiert das Ensemble den dritten Satz, die als „Schlummerarie“ eine endlose Ruhe ausstrahlt, bis im fünften und letzten Satz die Aria „Ich freue mich auf meinen Tod“ im Dreiachteltakt den Sänger wie Oboisten solistisch besonders fordert.

Natürlich muss spätestens an dieser Stelle das übrige Ensemble erwähnt werden, das präzise mit den Solisten harmoniert. Kein Wunder, wirken doch bewährte Kräfte mit: Manfred und Uschi Leopold an den Violinen, Irmi Sauer an der Viola, Ulrich Narr am Cello und – erstmals dabei – Monika Aufschläger am Kontrabass sowie Alice Köstler-Hösl an der Truhenorgel. So erleben die Zuhörer in der gut besetzte Stadtpfarrkirche, darunter auch Stadtpfarrer Peter Wagner, ein großes Konzert in kleiner Besetzung: Weniger ist halt manchmal mehr.