Pfaffenhofen
Helfen ist Ehrensache

Seit einem Vierteljahrhundert eröffnen Stadtkapelle und Liedertafel die "Vorweihnacht der guten Herzen"

13.11.2014 | Stand 02.12.2020, 22:00 Uhr

Ein Vierteljahrhundert zurückgeblättert: Kornelia (links) und Angelika Walter spielten schon beim ersten Wohltätigkeitskonzert die Flöte - Foto: Bendisch

Pfaffenhofen (PK) Zum mittlerweile 25. Mal werden Stadtkapelle und Liedertafel am Vorabend des ersten Advents die PK-Aktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ eröffnen.

Ihren Anfang hat diese traditionsreiche Reihe von Benefizkonzerten 1989 gefunden. Auslöser war damals das bewegende Schicksal einer Vohburger Familie.

„Da mussten wir was machen, das war für uns alle klar“, erinnern sich Kornelia und Angelika Walter. Um Spenden für eine vom Schicksal hart getroffene Vohburger Familie zu sammeln, gab die Stadtkapelle im Dezember 1989 auf dem Wochenmarkt ein Konzert, und aus der spontanen Hilfsaktion wurde ein Jahr später mit dem ersten Benefizkonzert im Schyren-Gymnasium eine Tradition. Zum 25. Mal werden Stadtkapelle und Liedertafel am Samstag, 29. November, die PK-Aktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ zugunsten des Vereins Familien in Not eröffnen.

Schlimmer konnte es für Familie B. aus Vohburg nicht kommen: Zusammen mit seinem Arbeitskollegen verlor der Vater im November 1989 bei einem Autounfall sein Leben, die Mutter litt an Multipler Sklerose und saß seit Jahren im Rollstuhl, die kleinen Töchter waren neun und vier Jahre alt. Erst kurz zuvor war die Familie in ihr neues, noch nicht ganz ausgebautes Eigenheim gezogen. Die Existenzsicherung von Mutter und Kindern stellte die Heimatzeitung in den Mittelpunkt ihrer jährlichen Spendenaktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ und löste damit eine Welle der Hilfsbereitschaft aus: Auf den Konten ging erheblich mehr Geld ein, als benötigt wurde. Über 100 000 DM blieben schließlich als Startkapital für den Verein „Familien in Not“, den man im Jahr darauf ins Lebens rief.

Kornelia Walter ist heute Vorstand der Stadtkapelle, obendrein Stabführerin des Spielmannszuges. Diese Bezeichnung mag sie lieber als den Titel Tambourmajorin: „Wir spielen natürlich Märsche, aber das hört sich so militärisch an.“ Von Anfang an sind sie und ihre Schwester mit ihren Flöten bei den Benefizkonzerten dabei; weitere 20 Musiker der Stadtkapelle – sie zählt rund 120 Aktive – sind ebenfalls Mitwirkende der ersten Stunde.

Für die damalige Vorsitzende Heidi Schätz und Dirigent Auwi Geyer stand schnell fest, dass aus dem Musizieren für eine gute Sache eine vorweihnachtliche Tradition werden sollte, allerdings wollte man vom Wetter unabhängig sein: Am 30. November 1990 fand dann das erste Konzert in der Aula des Schyren-Gymnasiums statt, das gemeinsam mit der Liedertafel unter dem damaligen Vorsitzenden von Georg Gallinger gestaltet wurde. Durch das Programm führte der frühere Chorleiter und heutige Kirchenmusiker Max Penger.

Kornelia Walter hat das Programmhefterl aufbewahrt: „Wir laden Sie sehr herzlich ein, Freude an Musik und Gesang mit Wohltätigkeit zu verbinden“ heißt es darin, und dem begeisterten Publikum wurde gleich zur Premiere ein beachtlicher Querschnitt durch viele musikalische Genres geboten. Der reichte vom „Herzog von Braunschweig“ über „Also sprach Zarathustra“ und „Die Oberkrainer kommen“ bis zu „Lippizaner im Morgenrot“ und „Jesus Christ – Superstar“. Mit dem „Hirtenlied“ , „Macht hoch die Tür“ oder „Wir sagen Euch an“ führte die Liedertafel im zweiten Teil des Abends musikalisch in die staade Zeit – das wurde als bewährtes Konzept über alle Jahre beibehalten.

Kleinere Pfaffenhofener Ensembles wie Die Klarinettenmusik, die Stubenmusi De sechs Griabigen oder auch die Lehrerband der Städtischen Musikschule gestalteten als Gäste in den ersten Jahren das Programm mit; später wurden unter anderem mit dem Orchester des Bundesgrenzschutzes in München, dem Vocal-Ensemble CantArte aus Regensburg oder dem Audi-Werksorchester auch auswärtige hochkarätige Gruppen eingeladen.

Vorbereiten, Organisieren, intensives Proben: Für die vielen Mitwirkenden auf der Bühne und hinter den Kulissen fängt die Arbeit schon an, wenn die Zuhörer noch längst nicht auf Weihnachten eingestellt sind. Nicht nur das Konzert, sondern viele Freizeitstunden werden in den Dienst der guten Sache gestellt und die Familien mit eingespannt; sei es beim Plakatieren oder beim Pausenverkauf, dessen Erlös ebenfalls auf das Spendenkonto fließt. Helfen ist für alle Ehrensache.