Pfaffenhofen
Hauptsache, es leuchtet

St. Martin oder Laternenfest? Den Burzlbaam-Kindern war die hitzige Debatte letztlich egal

11.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:26 Uhr

Viel Spaß beim Laternen- und Lichterfest des Pfaffenhofener Kindergartens Burzlbaam hatten diese fünf Kinder. Wichtig war den Kleinen letztlich nur, dass sie ihre gebastelten Laternen durch die nächtlichen Straßen tragen durften. Die Debatte im Vorfeld war den Kindern gestern Abend vollkommen egal - und ihren Eltern letztlich auch - Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Hohe Wellen hat die Debatte rund um das Laternenfest am Burzlbaam geschlagen. Als die Mädchen und Buben gestern singend vom Schillerring hoch zu ihrem Kindergarten gezogen sind, war alles vergessen: Die Kinder waren glücklich, die Eltern entsprechend zufrieden.

Ganz hoch hebt die Kleine ihre Laterne, die wie ein Fliegenpilz aussieht. Die Mama kann das Lämpchen nicht schnell genug einsetzen. Schließlich muss sie rüber zu ihrer Freundin, die ihr leuchtendes Glühwürmchen schon voller Stolz vor sich herträgt. „Ich geh mit meiner Laterne“, schallt der erste Gesang vom Ende des Parkplatzes herüber.

Das einzige kleine Drama, das sich am Rande des Wohngebiets Radlhöfe abgespielt hat, erlebt der kleine Bub, dessen Mütze ihm viel zu weit ins Gesicht gerutscht ist. Das stört ihn zwar nicht. Aber als sein Lämpchen ausgeht, schießen ihm fast die Tränen in die Augen. Papa muss helfen. Und kann es zum Glück auch. „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“, singen die Kinder mit ihren Müttern. Alles ist gut. An die Debatte rund um traditionelle Feste und deren christliche Wurzeln (siehe auch Leserbriefe auf Seite 20) der vergangenen Tage denkt keiner. „Was ist den Kindern schon wichtig“, fragt die Elternbeiratsvorsitzende Barbara Stallmeister. „Dass sie mit ihren Laternen herumwandern dürfen. Alles andere spielt keine Rolle.“

So wie sie sehen es offenbar die allermeisten, die sich am Umzug beteiligen. Ob es sich nun um ein Laternenfest oder einen klassischen Martinsumzug handelt, interessiert nur am Rande. „Hauptsache, es gefällt allen“, sagt eine Mama. „Das wichtigste ist doch, dass die Kinder gemeinsam eine Laterne basteln und hinterher damit rumlaufen.“ Der Mann neben ihr nickt zustimmend. „Die Kinder sind noch so klein, recht viel mehr kann man ihnen eh nicht vermitteln.“ Dass sie nicht kommen, stand für die Familien nicht zur Debatte. „Es geht ja um die Kinder, wir können das unmöglich verpassen.“ Vor allem weil viele der Eltern der Burzlbaam-Kinder gar nicht aus dem katholischen Oberbayern kommen, ist die Diskussion der vergangenen Tage am Schillerring kein Thema. Viele sind es aus ihrer Heimat gewohnt, Lichtfest und nicht St. Martin zu feiern.

Stallmeister kann es nach wie vor kaum fassen, wie heftig die Diskussion geführt wurde. „Es ist schade, dass der Burzlbaam immer wieder politisch ins Rampenlicht gerückt wird“, sagt sie. Unnötig sei das gewesen. Denn schließlich könnten sich alle Eltern stets an sie wenden, wenn sie Anliegen hätten. „In den ersten Jahren haben wir einige Debatten geführt. Aber zuletzt war es völlig ruhig. Es hat allen immer gefallen.“

„Es hätte doch nur ein kleiner Denkanstoß werden und nicht solche Ausmaße annehmen sollen“, kommentierte CSU-Stadtrat Hans Bergmeister das ganze Heckmeck um seine Facebook-Seite „Rettet den St. Martinsumzug“. Über 20 000 Leuten gefiel die Seite, bis er sie gestern Nachmittag einstampfte. „Jetzt muss wieder Ruhe einkehren. Mir tut es leid, dass mein Vorstoß solche Wellen schlug. Ich wollte dem Kindergarten nicht schaden, der so engagiert geleitet wird.“ Burzlbaam-Leiterin Andrea Mischke und Bergmeister haben schon wieder Frieden geschlossen. „Wir sind da in etwas hineingeraten, das wir alle unterschätzt haben“, sagte sie. Die Diskussion sei hart gewesen. „Jetzt geht es darum, die Wogen zu glätten. Und dann können wir diskutieren, wie es mit dem Umzug weitergeht.“