Pfaffenhofen
Gut gemäht ist halb gewonnen

Wo viele Menschen miteinander zu tun haben, braucht es Regeln – das gilt auch bei der Pfaffenhofener Heimgartenvereinigung

01.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:17 Uhr

Die Gartlergemeinschaft feiert bei mehreren Gelegenheiten (oben rechts), dann packen viele Vereinsmitglieder mit an (unten links). Was die Gartler in ihrer Parzelle anbauen und pflanzen, ist ihnen selbst überlassen (oben links, unten rechts).

Pfaffenhofen (PK) 86 Parzellen, eine Gemeinschaft. Zumindest solange sich alle an die Satzung halten. Vermutlich weil genau das gut funktioniert, gibt es auf der Anlage der Pfaffenhofener Heimgartenvereinigung am Stadtrand noch das, was es in vielen Klubs nicht mehr gibt: ein echtes Vereinsleben.

Der Rasen auf den Wegen der Pfaffenhofener Heimgartenanlage ist gut gepflegt. Das Gras ist auf die richtige Länge gemäht, an den meisten Zäunen wurde sogar mit dem Trimmer gearbeitet. Aber halt: Auf dem Rundweg im nördlichen Teil der Anlage sieht es anders aus. Nur auf der einen Hälfte des Weges ist der Rasen gestutzt, auf der anderen Seite wuchert Unkraut, die Blüten gelber Blumen sind schon aufgegangen. „Mit dem Gartenfreund werden wir mal reden müssen“, sagt Harry Welker, der Schriftführer des Heimgartenvereins. Denn jeder Gartler muss seine Hälfte des Weges in Ordnung halten.

Das ist in der Gartenordnung des Pfaffenhofener Heimgartenvereins so geregelt. „Jeder Pächter ist verpflichtet, seinen Garten und die angrenzende Gesamtanlage stets in Ordnung zu halten.“ Wer eine neue Gartenhütte bauen will, muss sein Vorhaben dem Vorstand mitteilen. „Gartenlauben, Werkzeugkisten und Komposthaufen sollen sich nach Möglichkeit im hinteren Teil des Gartens befinden.“ Photovoltaikanlagen dürfen eine Fläche von einem Quadratmeter nicht überschreiten, der Einbau von Türen und Toren in die äußere Umzäunung ist nicht gestattet, die Wege dürfen zu Spielzwecken nicht einmal von Kindern benutzt werden.

Und: Damit der Heimgarten „eine Stätte der körperlichen Betätigung und der Erholung“ sein kann, gelten natürlich Ruhezeiten. Generatoren und Motorrasenmäher dürfen an Werktagen zwischen 12 und 14 Uhr sowie an den Samstagen von 12 bis 13 Uhr und nach 15 Uhr nicht betrieben werden. An Sonn- und Feiertagen ist absolute Ruhe einzuhalten. „Lautes Singen und das Verursachen von anderen störenden Geräuschen ist untersagt.“ Die Tierhaltung ist ausnahmslos verboten, das Befahren der Anlage ist nur in begründeten Ausnahmefällen zulässig, außerdem ist jeder Gartenpächter auch noch dazu verpflichtet, einmal im Jahr bei der Pflege der Anlage mitzuhelfen. „Sonst wird eine Gebühr für nicht geleistete Gemeinschaftsarbeit von 25 Euro pro Gartenjahr erhoben.“

Über die Einhaltung der Satzung wacht der Vorstand. Der Chef ist Helmut Treffer, der Zweite Vorsitzende Andreas Bock, Schriftführer Harry Welker und Kassier Bernd Haberer. Dazu kommen noch die Beisitzer Hans Rapp, Peter Pelzl und Rudi Krenn, Kassenprüfer ist Egon Thalmaier. Zwei mal im Jahr finden Gartenbegehungen statt, bei denen der Vorstand nach dem rechten schaut. Die Parzellen müssen auf alle Fälle gepflegt werden. „Es muss was passieren in den Gärten. Man darf nicht einfach alles plattmachen und Rasen ansäen“, sagt Welker.

Und obwohl sich das alles recht streng anhört, sind die Gärten immer verpachtet. Alles ausgebucht, es gibt sogar eine Warteliste. Bis ein Interessent einen Garten bekommt, kann es schon einmal ein paar Jährchen dauern. Die Preise sind human, Welker zahlt für seinen nur etwa 100 Euro pro Jahr, dazu kommt eine Ablöse (maximal 2500 Euro) an den Vorpächter und natürlich das, was jeder Gartler selber reinrichtet.

Einen Garten bekommen kann nur jemand, der in Pfaffenhofen gemeldet ist. Außerdem gilt: „Das Ziel ist es, die Gärten an Leute zu vergeben, die daheim keinen Garten haben“, sagt Welker. Wer einmal eine Parzelle hat, gibt sie so schnell meist nicht mehr her. Die verdientesten Gartler haben ihr Fleckchen im Grünen seit 40 Jahren.