Größte Gefahr war ein Hühnerknochen

26.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:28 Uhr

Nach dem Vortrag (v.l.n.r.): Luis Stitzinger, Alix von Melle und Alpenvereinsvorsitzender Sepp Hobmeier. - Foto: Gruber

Pfaffenhofen (eg) Auf Einladung der DAV-Sektion Pfaffenhofen-Asch waren Alix von Melle und Luis Stitzinger nach Pfaffenhofen gekommen, um hier über ihre Nanga-Parbat-Expedition im Jahr 2008 zu berichten.

Wie groß das Interesse unter den Bergfreunden war, zeigte sich daran, dass die aufgestellten Stühle im Sparkassencasino nicht ausreichten. Und jeder Besucher ging nach über zwei Stunden begeistert nach Hause.

"Nanga Parbat – dreimal unterwegs am deutschen Schicksalsberg" so nannten die beiden ihren Multivisionsvortrag, zu dem sie abwechselnd die Erklärungen sprachen, knapp, aber klar. Braun gebrannt beide, Alix von Melle jederzeit für ein Sportbekleidungsmodel zu halten, Luis Stitzinger schlank und drahtig, sicher ohne ein Gramm Fett, machten sie nicht viel Aufhebens von ihrer grandiosen Leistung am deutschen Schicksalsberg, wegen der vielen Toten dort auch als Killerberg bezeichnet. Und doch war es auch Leistung hoch drei, was am Nanga Parbat vollbracht wurde: die Besteigung über die Diamirflanke, die Überschreitung des Mazeno-Kamms und die Skiabfahrt durch die Diamirflanke.

Bei ihrem Vortrag zeigten die beiden Höchstleistungsbergsteiger auch Bilder aus dem Leben in Pakistan und in den Bergtälern, die sie durchqueren mussten, um zum Nanga Parbat, das heißt nackter Berg, zu gelangen, der eigentlich ein kleines Gebirge mit acht Erhebungen ist. Schon 1895 wurde erstmals eine Besteigung versucht, in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde er zum deutschen Schicksalsberg, weil mehrere deutsche Expeditionen dort scheiterten, und wegen der Todesfälle durch Lawinen oder Wetterverschlechterung auch zum Killerberg. 1953 erreichte Hermann Buhl aus Tirol, Mitglied einer deutsch-österreichischen Expedition, den Gipfel im Alleingang, 1970 verunglückte dort Günther Messner, der mit seinem Bruder den Nanga Parbat bestiegen hatte, beim Abstieg. "Und wir", sagte Luis Stitzinger, "haben 2008 den Berg drei Mal erlebt und überlebt."

Genau schilderten die beiden die Vorbereitungen, unter anderem in einer Höhentrainingskammer, die Ausrüstung einer solchen Expedition mit 1,5 Tonnen Material, wofür man 100 Träger benötigte, und zeigten die verschiedenen Routen und die Positionen der Höhenlager auf, ausgehend vom Basislager auf 4250 Metern Höhe bis zum Lager 4 auf 7200 Metern. Beeindruckend waren nicht nur die herrlichen Bilder vom Gebirgspanorama, sondern auch die Originaltonaufnahmen der schweren Atmung in dieser Höhe. Am 21. Juni 2008 erreichten sechs Bergsteiger der Gruppe den Gipfel des Nanga Parbat um 16.15 Uhr und machten sich sofort auf den Abstieg, der zum Teil in der Nacht mit Stirnlampen erfolgte. Grandiose Bilder gab es auch von der Überquerung des zehn Kilometer langen Mazeno-Kamms, die Luis Stitzinger zusammen mit Josef Lunger machte, und der Skiabfahrt durch die Diamirflanke, wo Luis Stitzinger nach einem strapaziösen Aufstieg mit den Skiern in zwei Stunden 3500 Höhenmeter bewältigte.

Gefährlich ist der Nanga Parbat immer noch: Auf 280 Gipfelgänger 2008/09 kamen 80 Todesfälle am Berg. Doch für ihn, so erzählte Luis Stitzinger in der Pause, war die größte Gefahr ein Hühnerknochen, der ihm beim Essen in einem Hotel im Tal im Hals stecken blieb und von Josef Lunger, der Arzt ist, nur unter großen Schwierigkeiten entfernt werden konnte.