Pfaffenhofen
Gemeinsam gegen die Flut

2017 könnten Planungen für Pfaffenhofen und Affalterbach beginnen Bürgerbeteiligung vorgesehen

09.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:42 Uhr

Beim Hochwasser 2013 kämpften die Anwohner im Pfaffenhofener Ortsteil Sulzbach mit Sandsäcken gemeinsam gegen die Wassermassen. Um Schäden bei künftigen Hochwassern zu vermeiden, will das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt einen gemeinsamen Hochwasserschutzplan für Affalterbach und Pfaffenhofen umsetzen. Wenn die Regierung von Oberbayern und das Bayerische Umweltministerium zustimmen, können die Planungen kommendes Jahr beginnen. Bis zum Baubeginn würden dennoch mindestens zweieinhalb Jahre vergehen. ‹ŒArch - foto: Eibisch

Pfaffenhofen (PK) Seit Jahren arbeitet das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt daran, die Folgen eines Jahrhunderthochwassers wie 2013 für Pfaffenhofen zu vermeiden. Nun könnten im kommenden Jahr die Planungen beginnen. Wegen der Synergieeffekte soll auch Affalterbach einbezogen werden.

Während in Niederbayern die Menschen immer noch gegen die Auswirkungen der Flut kämpfen, ist der Landkreis Pfaffenhofen heuer von den Fluten verschont geblieben. Um Auswirkungen des Hochwassers auch künftig zu vermeiden, arbeitete das Wasserwirtschaftsamt in den vergangenen Jahren an einem Plan, in den nun auch Affalterbach einbezogen werden soll. 20 bis 25 Millionen Euro wird der gemeinsame Hochwasserschutz ungefähr kosten, sagt Christian Leeb, Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt. Die Hälfte der Kosten übernimmt die Stadt, die andere Hälfte der Freistaat. Bei einem kürzlichen Besuch des bayerischen Finanzministers Markus Söder (CSU) in der Kreisstadt erkundigte sich Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD) bereits, ob denn das Geld im Fall der Fälle bereitstünde. Söder bestätigte das. Damit aber überhaupt etwas passiert, muss erst noch die Regierung von Oberbayern und der Freistaat zustimmen, so Leeb. Er rechnet im Herbst mit einer Entscheidung.

Grundlage für den Hochwasserschutz in Pfaffenhofen ist laut Leeb eine Basisstudie aus dem Jahr 2008, in die vor allem die Erkenntnisse aus dem Jahrhunderthochwasser 1994 einflossen. Ebenso wie bei dem Hochwasser 2013 gehen die Experten davon aus, dass eine solche Katastrophe der Statistik nach nur einmal in hundert Jahren vorkommt. Dass es sich in der Realität bereits zweimal ereignete, sei aber nicht der Grund, weshalb die Planungen nun schon im nächsten Jahr konkret werden könnten. "Das erhöht nur den politischen Druck", so Leeb. Bei der Frage, wie schnell eine Maßnahme umgesetzt wird, gehe es darum, wie groß die Überschwemmungsgebiete und Schadenspotenziale sind. Danach werden die Prioritäten gesetzt. "Wir könnten jetzt eigentlich loslegen", so Leeb. Die gemeinsame Planung von Affalterbach und Pfaffenhofen soll Kosten einsparen, "zum Beispiel bei den Leistungen des Planungsbüros".

Für den Schutz vor den Fluten sollen später Deiche und Mauern an der Ilm gebaut werden. "Leider müssen wir sie in der Innenstadt sehr nah an den Fluss bauen, weil hier wenig Platz ist." Besser sei es eigentlich, dem Fluss noch etwas Platz zu lassen. Eine Herausforderung sei etwa das südliche Gebiet beim Biomasseheizkraftwerk in Pfaffenhofen. "Hier ist die Ilm höher als das Ilmtal." Deshalb müsse ein Deich hier entsprechend hoch ausfallen, "oder man lässt das Wasser auf anderen Wegen in einem Kanal weiterlaufen".

Auch einige Brücken und Stege wie etwa ein Steg an der Moosburger Straße beschäftigen Leeb. Immer wieder verfangen sich dort bei Hochwasser große Äste oder andere Materialien, sodass ein Stau entstehen kann. "Die Stege könnte man zum Beispiel höher anbringen."

Das größte Problem sind sowieso die Ausgleichsflächen, also die Flächen, wohin das Wasser bei Flut ausweichen kann. "Innerorts sind schon einige Rückhalteflächen wegen des Landesgartenschaugeländes verloren gegangen", sagt Leeb. "Eigentlich wären Ausgleichsflächen nur in Richtung Hettenshausen und Scheyern möglich" - auf landwirtschaftlichen Flächen. Leeb weiß, dass das zu Widerständen führen kann. "Die Landwirte wollen lieber ihr Gras ernten, statt es zu kaufen." Bei der gemeinsamen Planung mit Affalterbach kämen vielleicht auch Ausgleichsflächen zwischen dem Ortsteil und der Stadt infrage. "Hier steht aber noch überhaupt nichts fest." Zu dem Thema soll es außerdem eine Bürgerbeteiligung geben, so Leeb.

Bis es soweit ist, dauert es aber noch. Sowohl der Auftrag für das Planungsbüro und für die Baumaßnahmen müssen ein halbes Jahr EU-weit ausgeschrieben werden, dazu kommt das Planfeststellungsverfahren im Landratsamt. "Frühestens in zweieinhalb Jahren können wir mit dem Bau beginnen", so Leeb.

Das gilt auch für die Ufermauer an der Ilminsel in Pfaffenhofen, die gerade saniert wird. Zwar wäre es einfacher, sie auch gleich zu erhöhen, aber das geht nicht. "Das dürfen wir erst tun, wenn die Planung steht", so Leeb.

Auch in der morgigen Ausgabe geht es um ein Hochwasser. In unserer Ilmserie berichten wir in einem Rückblick über das Jahrhundertwasser, das den Landkreis im Jahr 1994 traf.