Pfaffenhofen
Gegenstimmen werden immer lauter

Gemeinden lehnen die geänderte Trassenführung der neuen Erdgasleitung Forchheim - Finsing ab

18.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Pipeline: Gemäß dem Raumordnungsverfahren zur Loopleitung Forchheim - Finsing könnte es schon bald weitere Schilder wie dieses an der B16 nahe Münchsmünster in der Flur von Pförring, Münchsmünster und Vohburg geben. - Foto: Lamprecht

Pfaffenhofen (PK) Als im Sommer von Open Grid ein erstes Schreiben mit der damals geplanten Trassenführung für die neue Loopleitung Forchheim – Finsing vorgelegt wurde, bereitete dies den Verantwortlichen im Landkreis wenig Kopfschmerzen. Jedoch änderte sich das bald grundlegend.

Das Raumordnungsverfahren sieht nun vor, dass die Trasse für die Erdgasleitung nicht wie ursprünglich geplant durch den Dürnbucher Forst, sondern quer durch die Flur von Pförring, Münchsmünster, Vohburg und Geisenfeld verlaufen soll – und das auch in unmittelbarer Nähe zu bestehender Wohnbebauung. Hinnehmen wollen das Bürgermeister, Gemeinderäte, Anwohner, Grundbesitzer und nicht zuletzt auch der Bayerische Bauernverband nicht.

Die Gründe für die Ablehnung sind dabei vielfältig: Die Gemeinden etwa führen ins Feld, dass diese Trassenführung nicht nur ein extremer Eingriff in die Natur, sondern auch in ihre Entwicklung wäre. Der Geisenfelder Stadtrat hat die Trassenführung bereits einstimmig abgelehnt (PK berichtete). Und auch in Münchsmünster ist man wegen der Umplanung sauer: „Uns wird ein Baugebiet nicht genehmigt, weil da der Kibitz brütet, aber eine Pipeline durch genau das gleiche Gebiet ist kein Problem“, wetterte unlängst Münchsmünsters Bürgermeister Andreas Meyer in einer Gemeinderatssitzung. Auch im weiteren Verlauf Richtung Birkenheide leben Kibitze und andere seltene Bodenbrüter. Dass beim Bau der Pipeline immer auf sie Rücksicht genommen werden kann und wird, bezweifeln viele.

Die Nähe zu bestehender und geplanter Wohnbebauung hat nicht nur planungstechnische Nachteile für die Gemeinden, es geht wie Münchsmünsters Feuerwehrkommandant Simon Wittmann anmerkt, auch um die Sicherheit der Anwohner: „Bei der EPS-Leitung haben wir einen Sicherheitsabstand von 500 Metern einzuhalten. Bei der neuen Leitung haben wir aber viel mehr Druck, brauchen also auch viel mehr Abstand.“ Die wenigen hundert Meter Abstand, die die Pipeline in den Ortsteilen Ober- und Niederwöhr zur schon bestehenden Bebauung hätte, wären also denkbar knapp bemessen.

Aber auch Landwirte und Grundbesitzer zeigen sich alles andere als begeistert von der Trasse. Es seien erhebliche und langfristige Einbußen bei den Ernten zu befürchten, von der Zerstörung der Natur gar nicht zu sprechen.

„Wir fordern ganz klar, dass eine Trassenführung durch den Dürnbucher Forst, wie sie ja ursprünglich auch geplant war, geprüft wird“, sagt Franz Sedlmeier vom Bayerischen Bauernverband. Die Argumente, die Open Grid gegen diese Führung vorbringt, will er indes nicht gelten lassen. Da würde unter anderem der Tierbestand angeführt, ein Gutachten dazu liege allerdings gar nicht vor. Und auch das Thema Schädigung des Bannwaldes, das Open Grid anspricht, ist seiner Ansicht nach kaum ein Argument. „Wir reden hier insgesamt von gerade mal einem Hektar eines Bannwaldes, dessen Grenze augenscheinlich völlig willkürlich gezogen wurde“, sagt Sedlmeier. Es sei kein Problem hier eine adäquate und absolut gleichwertige Ausgleichsfläche zu finden. Eine weitere Querung in den Donauauen, wie sie die geplante Trassenführung nötig mache, sei, da sind sich die Gemeinden sicher, ohnehin der weit schwerwiegendere Eingriff in die Natur.

Der Wunsch aller Kritiker ist es deshalb, die neue Trasse möglichst parallel zur bestehenden zu planen und zu realisieren. Und somit die offiziell stets angestrebte Bündelung von Trassen. „Alternativ“, sagt Sedlmeier, „wäre auch noch eine Trasse entlang der B 300 und dann durch den Forst akzeptabel.“ Diese Möglichkeit habe für den Waldbesitzer den Vorteil, dass ein zusätzlicher, nutzbarer Forstweg entstünde. Der Eingriff in die Natur halte sich, da der Wald in diesem Bereich ohnehin wirtschaftlich genutzt werde, in Grenzen.

Noch bis zum 15. Januar haben Gemeinden, Kreise und Bauernverband, aber auch alle Bürger Zeit, Stellung zu nehmen. Wie es weitergeht, wägt dann die Regierung von Oberbayern als durchführende Instanz des Raumordnungsverfahrens ab. Für Sedlmeier ist aber eines klar: „Wenn die betroffenen Gemeinden und der Bauernverband die gleichen Bedenken und Forderungen vorbringen, dann hat das auf jeden Fall mehr Gewicht.“ Verhindern, da sind sich alle einig, können und werden sie die Pipeline nicht, vielleicht aber, so ihre Hoffnung, Einfluss auf den Verlauf der Trasse nehmen.