Pfaffenhofen
Ganz besondere Herzen

Mit selbst genähten Kissen helfen Frauen und Schwestern an der Ilmtalklinik bei Brustkrebsbehandlungen

24.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Mit Herzkissen bei Brustoperationen helfen: Irmgard Burger (links) und Hildegard Hofman-Brommert sowie Claudia Reisinger (kleines Foto) kümmern sich um die Aktion. - Fotos: A. Ermert, Frömer

Pfaffenhofen (PK) Weltweit gibt es die Bewegung seit etwa 20 Jahren, seit fast zwei Jahren setzen sich auch an der Ilmtalklinik Pfaffenhofen Frauen für die Aktion "Herzkissen" für Brustkrebspatientinnen ein: Irmgard Burger, Claudia Reisinger und Hildegard Hofmann-Brommert.

Irmgard Burger, besser bekannt als "Schwester Irmgard", hat zusammen mit der selbst betroffenen Patientin Hildegard Hofman-Brommert diese Herzkissenaktion in Pfaffenhofen initiiert. "Die Herzkissen sollen Hoffnung geben und ein Zeichen von Mitgefühl, Solidarität und Zuversicht sein", erklärt Schwester Irmgard. "Mir geht immer das Herz auf, wenn ich sehe, wie viel Anklang diese Herzkissen finden. Ich habe noch keine Patientin gehabt, die es nicht haben wollte, alle sind begeistert." Die Patientinnen freuen sich sehr über diese therapeutische Hilfe und sehen es als Zeichen der Anteilnahme: "Ein Herz fürs Herz." Die Form des Herzkissens ist so konzipiert, dass man es bequem unter dem Arm tragen kann. Es lindert Narbenschmerzen und Lymphschwellungen oder Druck unter dem Arm. Man liegt damit bequemer und kann es auch im Auto unter dem Gurt tragen.

Nach 30 Jahren Pflegedienst in der Ilmtalklinik ist Schwester Irmgard Anfang des Jahres in eine Frauenklinik in München ins Belegungsmanagement gewechselt, eine neue Herausforderung für sie - doch auch dort will sie das Projekt "Herzkissen" weiter fördern. Schwester Irmgard hat deshalb in der Ilmtalklinik den Stab für die Herzkissenaktion an Schwester Claudia Reisinger übergeben, die diese Initiative für Brustkrebspatientinnen immer schon toll fand und sie nun weiterführen wird. "Wenn ich sehe, wie sich die Patientinnen über die Kissen freuen, ist dies ein Grund für mich weiterzumachen." Man will das Interesse der Öffentlichkeit wecken, die Aktion "Herzkissen" bekannter machen und zeigen, dass auch von Seiten des Ehrenamtes und der Pflege hierfür viel Engagement eingebracht wird. "Beim Tag der Offenen Tür in der Ilmtalklinik am Sonntag, 23. April werde ich an einem Stand diese Herzkissen präsentieren", verrät Schwester Claudia.

Schwester Irmgard kannte die Herzkissenaktion aus Inseraten und Zeitungsartikeln, aber den letzten Anstoß gab Hildegard Hofman-Brommert. "Ich erinnere mich genau, wie sie mit ihrem rotweiß-karierten Herzkissen wegen ihrer Operation einpassieren musste. Ich wollte wissen, wo man so ein Kissen kaufen kann." Und erfuhr: "Die kann man in keinem Geschäft kaufen, ich habe mir dieses Kissen selbst genäht, als ich meine Diagnose erhielt und mich damit beschäftigen musste", teilte ihr Hofman-Brommert mit, die Mitglied in einer Patchworkgruppe ist. Frauen aus dieser Gruppe, die auch an Brustkrebs erkrankt waren, gaben ihr den Tipp für das Herzkissen. Heute ist Hildegard Hofman-Brommert gerne bereit, solche Kissen für betroffene Frauen zu nähen. Auch nach zwei Jahren benutzt sie ihr Herzkissen immer noch: "Es ist etwas zum Festhalten, es beruhigt einfach ein bisschen, es ist etwas für die Seele. Ich glaube, es ist die Herzform, sie passt genau zu der Situation."

Beim ersten Zusammentreffen kam Schwester Irmgard die Idee, die Herzkissen in der Ilmtalklinik einzuführen, und ihre damalige Patientin war später gerne bereit ihr bei dieser Aktion behilflich zu sein. Die Idee war also geboren, doch sie auch umzusetzen, war nicht ganz einfach. Man musste es im Team vorstellen und Unterstützer finden, Bedenken ausräumen, wie soll das ganze Prozedere ablaufen, man musste den Chef dafür begeistern und überzeugen. "Ich bekam schnell freie Hand, ich musste nur noch jemand finden, der mitmacht", erzählt Schwester Irmgard und fährt fort: "Geplant hab ich das Projekt allein, aber dann ging es in die Verwaltung, die Hygienebedingungen mussten noch abgeklärt werden, wie man es anwendet und danach wurde es modifiziert."

Wenn heute eine neue Patientin kommt, findet sie das Herzkissen auf ihrem Bett zusammen mit einer Art Beipackzettel in Herzerlform. "Das ist alles unbürokratisch, ohne großen finanziellen Aufwand, aber mit höchster Effektivität. Die Patientin freut sich über diese Aufmerksamkeit, über diese seelische Hilfe, die ihr gegeben wird." Die drei engagierten Frauen bezeichnen die Herzkissen "als unser Baby".

Dieses "Baby" gibt es nun seit zwei Jahren und in dieser Zeit hat Hildegard Hofman-Brommert ehrenamtlich und auf eigene Kosten etwa 200 Herzkissen genäht und gespendet.

"Es ist vor allem der Verdienst von Hofman-Brommert, was da aufgezogen wurde, unterstreicht Schwester Irmgard.

"Dass man den betroffenen Frauen Mut und eine Freude machen kann, ist eine Bestätigung für uns, dass man das Leid etwas lindern kann", freut sich Schwester Irmgard. Das kann man tatsächlich, man gibt mit dem Kissen etwas in die Hand, denn gegen die Diagnose selbst ist man machtlos. "Denn es ist nichts mehr wie vorher, die Angst begleitet einen Tag und Nacht und dann hat man vielleicht das Herzkissen im Arm und fühlt eine gewisse Erleichterung", wie Hildegard Hofman-Brommert aus eigener Erfahrung bestätigen kann.