Pfaffenhofen
Fusion: Kampf um jede Stadtratsstimme

CSU-Kreischef Straub ist verwundert über Äußerungen Pfaffenhofener Parteifreunde

04.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Mit Haken und Ösen wird vor und hinter den Kulissen der Pfaffenhofener Kommunalpolitik um die Pläne für eine regionale Sparkassenfusion gekämpft. Gibt es am Ende trotz des Ausstiegs von Bürgermeister Thomas Herker (SPD) aus den Gesprächen über einen Zusammenschluss doch noch eine Chance für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen oder sind die Fusionspläne wirklich nicht nur tot, sondern sogar "töter", wie der Wolnzacher Bürgermeister Jens Machold (CSU) am Mittwoch seine momentane Einschätzung der Lage formulierte

Das hängt vom Votum des Pfaffenhofener Stadtrates bei einer Sondersitzung ab, die voraussichtlich Ende nächster Woche einberufen wird. Eine Mehrheit des Gremiums stand einer Fusion mit den Sparkassen in Ingolstadt und Eichstätt bisher eher ablehnend gegenüber (PK berichtete). Doch jetzt werden die Räte täglich mit neuen Zahlen gefüttert, die für einen Meinungsumschwung sorgen sollen. Zudem: Nachdem Herker sie nicht über seinen Ausstieg aus den Verhandlungen informiert hatte, kündigten die schwer verärgerten Bürgermeister von Wolnzach und Geisenfeld unverblümt an, dass sie für ihre Kommunen, denen je zehn Prozent der Pfaffenhofener Sparkasse gehören, künftig ein deutlich größeres Stück vom Gewerbesteuerkuchen haben wollen. Das würde den Pfaffenhofener Anteil voraussichtlich spürbar und im sechsstelligen Bereich reduzieren. Bleibt abzuwarten, ob das Donnerwetter aus Wolnzach und Geisenfeld (PK berichtete gestern) bei den Pfaffenhofener Räten Wirkung zeigt.

Gleiches gilt für die vielen Gespräche - mal in kleinen Gruppen, mal unter vier Augen - zu denen vor allem die Fusionsbefürworter derzeit viele Pfaffenhofener Kommunalpolitiker bitten. Im Fokus steht dabei nach PK-Informationen neben den Freien Wählern in erster Linie die CSU-Fraktion, die schließlich in Pfaffenhofen eigentlich die Rolle der Opposition zu übernehmen hat. Im Fall der Fusion hatten die Schwarzen dazu aber bisher wenig Lust und gingen keineswegs auf Konfrontationskurs mit Thomas Herker. Ganz im Gegenteil: Ihr Sprecher Martin Rohrmann äußerte vor Kurzem sogar "vollstes Verständnis" für den Rathauschef. Wenn man auf die Forderungen aus Pfaffenhofen nicht eingehe, "scheint man uns nicht als Partner auf Augenhöhe zu sehen und dann müssen wir auch nicht mitmachen", sagte er. Und mit Altbürgermeister Hans Prechter warf sich ein weiteres führendes Mitglied der CSU-Fraktion ebenfalls an der Seite Herkers ins Gefecht und schoss öffentlich scharf in Richtung Ingolstadt: Er zeigte sich über die Verhandlungsführung der dortigen Sparkasse "entsetzt" und warf die Frage auf, was denn da später wohl noch so alles passieren werde, "wenn die jetzt schon so mit uns umspringen".

Dass Mitglieder der CSU-Fraktion im Stadtrat Herkers Ausstiegs-Kurs öffentlich stützten, kommentiert der Wolnzacher Bürgermeister Jens Machold süffisant: "Noch bevor der Krieg anfängt, zeichnet sich die CSU Pfaffenhofen schon durch bedingungslose Kapitulationserklärungen aus." Der Fusions-Thriller sorgt also auch für gehörigen Funkenflug innerhalb des CSU-Kreisverbandes - Vorsitzender Karl Straub (kleines Foto) ist gefordert. "Dass ich das, was hier gelaufen ist, nicht unausgesprochen stehen lassen kann, ist eine Selbstverständlichkeit", sagt der Parteichef: "Diese Dinge zu klären, ist meine Aufgabe und meine Pflicht, dafür bin ich gewählt worden." Dementsprechend werde er noch vor der Kreisvorstandssitzung im Februar das Gespräch mit Fraktionssprecher Martin Rohrmann und auch mit Hans Prechter suchen. Er sei schon sehr verwundert über die Informationsfülle, die scheinbar vor den Äußerungen der beiden CSU-Politiker vorgelegen habe. Eigentlich sei doch Stillschweigen über die Verhandlungen vereinbart gewesen und das sei zumindest ihm selbst gegenüber auch eingehalten worden, so Straub. "Mich wundert vor allem auch Hans Prechters Beurteilung des Ingolstädter Verhandlungsstils. Ich weiß nicht, woher er diese Erkenntnisse nimmt. Er war nicht dabei und wenn er sich auf einseitige Erzählungen stützt, finde ich das sehr unglücklich." Das Thema werde er mit dem Altbürgermeister "noch ausreden", kündigt Straub an, der keinen Hehl daraus macht, dass er ein wenig verschnupft über die nicht mit ihm abgesprochenen Äußerungen seiner Parteifreunde aus Pfaffenhofen ist: "Ich habe eigentlich zu allen Beteiligten einen guten Draht, darum überrascht es mich, dass vor diesen Aussagen mir gegenüber Stillschweigen herrschte."

Zumindest der CSU-Chef selbst fällt nicht aus der vorgegebenen Rolle, er nimmt den politischen Gegner Herker ins Visier: "Mir ist bewusst, dass es für Herker aus politischem Kalkül heraus durchaus interessant erscheinen könnte, diesen Ausstiegskurs zu fahren, weil er mit dieser Haltung in Pfaffenhofen natürlich ein großes Helau hervorruft. Aber mit weitsichtiger Politik, bei der am Schluss alle Interessen, von der Arbeitnehmerseite bis zur langfristigen Entwicklung der Sparkasse, beleuchtet werden, hat das nichts zu tun." Straubs Schlussappell: "Man sollte uns allen die Chance geben, die Fusionspläne sachlich zu bewerten und ergebnisoffen weiter zu verhandeln. Aus Ingolstadt kommen zumindest Zeichen, dass man bereit wäre, nochmal zu reden. Es geht doch um die Mitarbeiter der Sparkasse, die Zukunftsfähigkeit und vor allem um die Kunden." ‹ŒFoto: Gegger