Pfaffenhofen
Fulminantes Klanginferno

Beifallsstürme für "Percussion total" in der Stadtpfarrkirche

19.08.2013 | Stand 31.01.2017, 21:52 Uhr

Pfaffenhofens Kulturförderpreisträger Michael Leopold (im Vordergrund) und seine Kollegen lösten Beifallsstürme aus. - Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Das war kein Beifall mehr, das war fast ein Tumult: Stehende Ovationen, Bravo-Rufe und schiere Begeisterung brachten das Geläut der ehrwürdigen Stadtpfarrkirche fast zum Schwingen. Und das von einem Publikum, das sonst eher der klassischen Musik zuzuordnen ist.

Was auch immer Kirchenmusiker Max Penger ins Programm nimmt, es funktioniert. Und er genießt beim Publikum mittlerweile einen derart großen Vertrauensvorschuss, dass man einfach hingeht in dem Bewusstsein, immer etwas Besonderes erleben zu dürfen. Egal ob klassisch oder experimentell, hinsichtlich der Besetzung oder der Instrumentierung. So auch wieder am Sonntag mit dem Gastspiel von „Percussion total“, einem Quartett junger Musikstudenten der Münchener Musikhochschule. Die sind alle Anfang der Zwanzig und haben sich schon ihre Meriten im Zusammenspiel mit bekannten Orchestern erworben. Und das war unüberhörbar, denn die jungen Talente Michael Leopold, Moritz Knapp, Michael Ahne und Mathias Lachenmayr präsentierten sich in beeindruckender Weise.

Zu Beginn im Mittelschiff der Kirche, mit einem leicht zu transportierenden Instrumentarium in Form von vier Triangeln, deren erste Klänge zunächst an den Stundenschlag einer alten Wanduhr erinnerten. Dass das Anschlagen an unterschiedlichen Stellen der Triangel sogar Kompositionen ermöglicht, da staunt der Laie und das verblüfft auch so manchen Fachmann, der sich über dieses Instrument eher selten den Kopf zerbricht. So wurden in der atemlosen Stille der fast voll besetzten Kirche Klangnuancen erzeugt, die das relativ einfache Instrument in all seinen Facetten aufzeigten.

Rüdiger Pawassers Komposition „Sculpture In Wood“ dagegen ist ganz der Marimba gewidmet. Vier dieser großen, xylophonartigen Instrumente mit ihren hölzernen Klangstäben hatten gerade noch vor den Kirchenbänken Platz gefunden, ein Bild, das man so wohl eher selten zu sehen bekommt. Gar nicht hölzern dagegen das virtuose Spiel der Vier, die mit Ihren Schlegeln, oft in jeder Hand zwei, musikalisch das Werden einer Holzskulptur nachempfanden. Da hallten, instrumententypisch exotische Klänge durchs Kirchenschiff, ungewohnt, aber faszinierend.

Überhaupt ist „Faszination“ wohl der richtige Ausdruck, der das Empfinden des Publikums beschreibt. Oder fast ungläubiges Staunen über das Gehörte und auch die physische Leistung, die erforderlich ist, den Tonumfang in der ganzen Breite des Instruments auszunutzen. Das gilt auch für die beiden Vibraphone, die bei „Mallet Quartet“ zwei der Marimbas ersetzten.

So erfuhr das Programm nach und nach eine akustische Steigerung, die mit dem afrikanischen „Marimba Spiritual“ ihren Höhepunkt erreichte: japanische Gongs und Klangschalen leiteten über zu ekstatischen Trommelrhythmen, zunächst grollend wie ein aufziehendes Gewitter, dann ekstatisch, rhythmisch und aufwühlend. Im Vordergrund Michael Leopold an der Solo-Marimba, auf der eine Klangkaskade nach der anderen folgte, aus dem Hintergrund immer wieder ergänzt durch exotische Instrumente wie Belltree, Klangschale, Kuppelgong, Wahagong und andere, nie gehörte Klangkörper mehr, darunter sogar eine echte Bremstrommel aus einem Pkw. Ein fulminantes, furioses Finale, verstärkt durch Schreie, die dramaturgisch in die Komposition gehörten und irgendwie logisch dazupassten.

Genauso vielfältig waren aber auch die Höreindrücke, die das Publikum staunen ließen, die es umstellten und beeindruckten. Der Applaus am Ende explodierte förmlich, da hielt es niemanden mehr auf den Kirchenbänken. Das veranlasste das Quartett zu einer Zugabe namens „Millennium Bug“, die dem vorher gehörten in nichts nachstand und es den begeisterten Zuhörern noch schwerer machte, das Ende des Konzerts zu akzeptieren.