Pfaffenhofen
Mit Strohhut und Caprihemd

Adi Andre blickt zurück auf eine Faschingsfeier der Deutschen Blaudruck GmbH im Jahr 1954

23.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Man hatte harte Zeiten hinter sich. Doch Anfang der 1950er Jahre kam nach den Kriegsjahren in Pfaffenhofen der Fasching wieder so richtig in Schwung. "Es gab zahlreiche Faschingsveranstaltungen mit Musik und Tanz", weiß der Pfaffenhofener Adi Andre. Gerne erinnert er sich noch an diese bunten Feste - und so ist ihm auch eine Faschingsfeier gut im Gedächtnis geblieben, die im Jahr 1954 von seiner damaligen Lehrfirma, der Deutschen Blaudruck GmbH, veranstaltet wurde.

Diese Firma mit Sitz am Münchener Vormarkt stellte zunächst Schürzen, später auch Hemden her. Gut 100 Mitarbeiter hatte das Unternehmen Anfang der 50er Jahre, in denen die Firma einen enormen Aufschwung erlebte. Bis auf 220 Mitarbeiter wuchs die Belegschaft bis Anfang der 60er Jahre, ehe in den 70er Jahren wegen der ausländischen Billig-Konkurrenz der Niedergang begann und schließlich das Aus kam.

1954 war für die Mitarbeiter der Deutschen Blaudruck GmbH aber die Welt noch in Ordnung. Viele von ihnen trafen sich zur Firmen-Faschingsfeier im damaligen Gasthaus Moosburger Hof. "Die Musiker der Tanzkapelle Weinberger sorgten schnell für Hochstimmung", so Adi Andre. Die Faschingsfeier, die schon am Nachmittag begonnen hatte, endete für viele Tanzfreudige erst spät in der Nacht. Andre: "Alle Gäste waren maskiert, oft mit tollen von den Damen selbst geschneiderten Kostümen, die ein farbenprächtiges Bild abgaben." Strohhüte waren in dieser Zeit übrigens hoch aktuell - und zwar bei Damen und Herren. Und die männlichen Gäste trugen bevorzugt sogenannte Caprihemden, die von den Damen selbst geschneidert worden waren. Bei dem Faschingsfest im Moosburger Hof waren die Damen klar in der Überzahl, dementsprechend gab es für ihre männlichen Kollegen kaum eine Pause, eine Tanzaufforderung folgte auf die andere. Walzer, Foxtrott, Tango, langsamer Walzer, Rumba, Slow-Fox, Beguine oder Charleston waren damals angesagt. "Zufallswalzer, eine Schunkelrunde und lustige Einlagen brachten die Stimmung auf den Höhepunkt", erzählt Adi Andre. Er und auch viele andere ehemalige Blaudruck-Mitarbeiter kommen jedenfalls heute noch ins Schwärmen, wenn sie Erinnerungen an diese Betriebs-Faschingsfeier austauschen. Adi Andre: "Schade, dass es solche Veranstaltungen heute kaum mehr gibt, aber die meisten der damaligen Lokale, in denen solche Feste stattfanden, sind ja längst aus dem Stadtbild verschwunden und die Musikkapellen von damals existieren natürlich auch schon lange nicht mehr..."