Pfaffenhofen
Erzählungen aus dem Nahen Osten

Christoph Peters liest im Pfaffenhofener Rathausfestsaal aus "Selfie mit Sheikh"

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

"Selfie mit Sheikh": Steffen Kopetzky (links) moderierte die Lesung seines Schriftstellerkollegen und Freundes Christoph Peters zum Auftakt der diesjährigen Pfaffenhofener Literaturtage. - Foto: Frye-Weber

Pfaffenhofen (PK) Die Frankfurter Buchmesse ist gerade zu Ende gegangen und viele interessante Autoren haben dort ihre Bücher vorgestellt. Direkt im Anschluss bietet die Kreisstadt mit der Pfaffenhofener Lesebühne ein kleines Literaturfest.

Den Auftakt zu dem viertägigen Kulturereignis hat Christoph Peters am Donnerstagabend im Festsaal des Rathauses gemacht und aus seinem jüngsten Werke "Selfie mit Sheikh" gelesen. Moderiert wurde die Veranstaltung von seinem Freund, dem Pfaffenhofener Kulturreferenten und Schriftstellerkollegen Steffen Kopetzky.

"Selfie mit Sheikh" ist ein Erzählband, der erst im September erschienen ist und der in 14 Geschichten die Verhältnisse zwischen dem islamischen Orient und dem christlichen Westen unter den verschiedensten Gesichtspunkten thematisiert. Christoph Peters, der zahlreiche Länder des Nahen Ostens, wie die Türkei, Pakistan, Saudi-Arabien und Ägypten, intensiv bereist hat, lässt in seine Geschichten viel Selbsterlebtes einfließen. Kombiniere er in manchen Erzählungen autobiografische und fiktionale Elemente, so habe sich die in der Geschichte "Rote Zone" beschriebene Szene nahezu genauso zugetragen.

Eindrücklich beschreibt er Alltagssituationen in Pakistan, erwähnt den allgegenwärtigen Geheimdienst und schildert, wie sein Protagonist unvermittelt in Polizeigewahrsam genommen wird. Atmosphärisch dicht stellt er die Vernehmungssituation durch die pakistanischen Offiziere dar, in denen der Held nicht nur über seine Verfehlung im Unklaren gelassen wird, keinerlei Rechte mehr zu haben scheint, ihm Beispiele von Willkürjustiz in anderen arabischen Ländern durch den Kopf gehen und er zunehmend an einem guten Ausgang zweifelt.

In der weiteren Geschichte "Grüße von Yunus", die Christoph Peters bei der mit nur rund 30 Zuhörern besuchten Lesung vortrug, legt er anschaulich seine Irritation dar, als er zum ersten Mal Istanbul besucht hat. Er beschreibt einen Moscheebesuch, in dem er Vertrautes und Fremdes gleichermaßen fasziniert darstellt, doch auch hier ist wieder die Verunsicherung und Furcht seines Protagonisten spürbar.

Im begleitenden Gespräch mit Steffen Kopetzky erläutert Christoph Peters seine Faszination für den Orient und den Sufismus, eine Strömung im islamischen Kulturkreis mit asketischen Tendenzen und einer spirituellen Orientierung. So erinnert er an seine Kindheit am streng katholischen Niederrhein sowie seine Erziehung in einem katholischen Internat. Hier verortet er die Wurzeln für seine Diskutierfreude und seine Spiritualität. Ausdrücklich wehrt er sich gegen verallgemeinernde Äußerungen über den Islam, der ebenso viele Ausprägungen habe wie das Christentum. Angesprochen auf abergläubische Tendenzen im Islam zieht er Parallelen zu seiner Kindheit, als solche Ausprägungen auch im katholischen Alltag noch präsent waren. Grundsätzlich glaube er, dass die verschiedenen Religionen zu unterschiedlichen Zeiten aus demselben göttlichen Ursprung entstünden.