Pfaffenhofen
Eine vogelwilde Mischung

Hasemanns Töchter sorgen für einen gelungenen Abschluss der diesjährigen Pfaffenhofener Winterbühne

02.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Als Hasemanns Töchter bieten Maria Hafner und Julia Loibl eine wilde Mischung aus Kabarett, Musik, Schauspiel, Slapstick, Ausdruckstanz und Clownerie - Foto: Schüler

Pfaffenhofen (PK) Letzte Station der 3. Pfaffenhofener Winterbühne ist am vergangenen Sonntag die Intakt-Musikbühne gewesen. Zu Gast waren Hasemanns Töchter mit ihrem bayerischen Musik-Kabarett „Das volle Programm“. Der Zuschauerraum war mit etwa 80 Besuchern gut gefüllt und man sah ob des bevorstehenden Bühnenprogramms durchaus in erwartungsfrohe Gesichter, wenngleich auch einige der Anwesenden schon zu wissen schienen, was sie zu erwarten hatten.

Hasemanns Töchter, das sind die beiden Straubingerinnen Maria Hafner und Julia Loibl alias Hase I und Hase II. Verstärkt durch ihre beiden Akkordeons singen sie „Lieder vom Leben, Lieben und Laufen in München auf der Alm und anderswo“. Nach ihren eigenen Worten handelt es sich dabei selbstverständlich um absolut notwendiges Liedgut. Sobald die beiden Hasen in Dirndl und Ringelshirt die Bühne betreten und mit ihrem einzigartigen Programm beginnen, versucht man als Zuschauer innerlich ihre künstlerischen Charaktere zu erschließen. Dabei wechselt man immer wieder zwischen Lisl Karlstadt, Pipi Langstrumpf und Erni Singerl hin und her. Die beiden singen, philosophieren, reimen, jodeln und erzählen von alltäglichen Skurrilitäten, alpenländischen Gewächsen wie dem Edelweiß, das kulturell eigentlich auch nur total überbewertet wird. Hasemanns Töchter sind eine vogelwilde Mischung aus Kabarett, Musik, Schauspiel, Slapstick, Ausdruckstanz und Clownerie. Den ganzen Abend über musste man damit rechnen, dass irgendwann der humoristische Wahnsinn ausbricht oder Karl Valentin und Fredl Fesl auch noch die Bühne betreten. Manche nennen das „virtuos-kabarettistisches-Akkordeonduell“. Andere sehen darin die „Inkarnation der bayerischen Volkssängerinnen“ und wieder andere gar „Dadaistischen Soubretten“. Für die weniger schöngeistigen Kritiker sind sie aber auch einfach nur „die aufstrebendsten Knallerbsen Bayerns“ oder „zwei bayerische Weltwunder“.

Dabei ist das Genre von Hasemanns Töchtern nur sehr schwer zu greifen. Es ist eine Mischung aus traditioneller volkstümlicher Stubenmusi, Gstanzln und urbayerischem Poetryslam. An jeder Stelle wird die bayerische Lebensart an sich pointiert und gekonnt auf die Schippe genommen.

Aber auch ein Ausflug in die Schlagerwelt von Helene durfte natürlich nicht fehlen und mit Titeln wie „Bitte reich mir die Rouladen, mach das Licht aus Marie“ dürften die beiden Hasen über jegliche Zweifel an einer großen musikalischen Karriere erhaben sein.

Neben ihrer Musik setzten die Künstlerinnen auch virtuos ihre Sprache ein und hätten sie an den entscheidenden Stellen nicht bewusst Nachdenkpausen für das Publikum gesetzt, wäre die eine oder andere grandiose Pointe einfach hinten runter gefallen.

Hasemanns Töchter sind auf eine ganz besondere Art und Weise hintersinnig gesellschaftskritisch. Charmant-bissig zerlegten sie bayerische Traditionen wie den Trachtenvereins-Gau-Vorstand oder übersetzen den „Saubären“ für das imaginäre internationale Publikum ins Englische. Dabei spielten sie stets gekonnt mit ihrem Publikum. Die Sicht auf Bayern und seine Schönheiten aus den Augen eines Preußen war durch ein aufgesetzt eingefrorenes Lächeln so überzeugend, dass danach sogar den Zuschauern die Gesichtsmuskeln wehtaten. Selbst ihr Dialog über Leberkas und dessen kulinarische Variationen „Leberkäs-Carpaccio“ und „Mouse au Leberkäs“ war witzig, aber an keiner Stelle billig oder albern. Auch wenn ihre Geschichten überall in Bayern passieren könnten, merkt man schon deutlich einen starken Bezug der beiden zu ihrer Münchener Wahlheimat, handeln doch viele ihrer Stücke von Örtlichkeiten in der Landeshauptstadt, wie etwa der „renovierten Isar, die da hineinrenaturiert wurde“. Das tat aber dem insgesamt hohen Unterhaltungswert keinerlei Abbruch. Ebenso wie die Erkenntnis des einen oder anderen Anwesenden, dass „des g’wies ned normal is“.

Insgesamt zeigten die beiden Künstlerinnen Musik und Komik auf einem sehr hohen Niveau, spielten und sangen sich in die Herzen der Zuschauer und machten den Abend zu einem absolut gelungenen Abschluss der diesjährigen Pfaffenhofener Winterbühne.