Pfaffenhofen
Eine neue Nummer acht

Hauptplatz-Bauantrag eingereicht Entwurf wird teils gelobt, teils kritisiert

26.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr

Dem Hauptplatz-Ensemble steht der nächste Eingriff bevor: Der frühere "Eisen Urban" - das hellblaue Gebäude rechts zwischen Markt-Apotheke (rot) und Café Hipp (rosa) - soll weichen. - Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Der ehemalige "Eisen Urban", Hauptplatz 8, soll bald Geschichte sein: Der Eigentümer des Geschäftshauses am Unteren Hauptplatz will den Altbau, in dem derzeit eine Modeboutique betrieben wird, abreißen und durch ein modernes Wohn- und Geschäftshaus mit Satteldach ersetzen.

Der Bauherr hat für das Hauptplatz-Grundstück Nummer acht einen Bauantrag, der heute Nachmittag im Bauausschuss des Stadtrats auf der Tagesordnung steht, sowie einen Antrag auf denkmalschutzrechtliche Erlaubnis eingereicht. Die reine Traufhöhe des Neubaus ist laut beigefügtem Plan mit rund elf Metern ein wenig größer als beim Altbau. Durch das steile Satteldach mit zwei Dachgeschossen würde der First die beiden denkmalgeschützten Nachbargebäude - die Markt-Apotheke und das Café Hipp - aber merklich überragen. Die Rede ist von rund 18 Metern Höhe bis zur Giebelspitze. Die städtische Bauverwaltung hält das für vertretbar: Das Bauvorhaben füge sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung in die nähere Umgebung ein, heißt es in den Unterlagen der Stadträte. Und so wird dem Bauausschuss vorgeschlagen, dem Bauantrag bei der heutigen Sitzung das gemeindliche Einvernehmen zu erteilen.

Der Altbau des "Eisen Urban", der teils als baufällig gilt, ist mitnichten ein architektonisches Kleinod, sondern ein eher schlichter Zweckbau der 60er oder 70er Jahre. Trotzdem ist der Heimat- und Kulturkreis Pfaffenhofen entsetzt: Die ehrenamtlichen Denkmalschützer bangen um das Hauptplatzensemble und befürchten, dass die nächste seelenlose Fassade mit schmalen, hohen Fenstern entstehen könnte. Die Vorsitzende Ursula Beyer etwa warnt vor einer "neuen Bausünde zwischen zwei kleinen Baudenkmälern". Vor allem wegen der "schmalen Fensterschlitze" ähnle der Entwurf "dem von der Bürgerschaft abgelehnten C&A-Gebäude". Weiter würde die Höhe der Pfaffenhofener Gestaltungsfibel widersprechen. Diese sei zwar nicht rechtsverbindlich, regle aber klar, dass Ersatzbauten auch bei zeitgemäßer Bauweise an die überlieferten historischen Proportionen und Gestaltungsabsichten des Gesamtensembles anzulehnen seien.

Aus Sicht der Verwaltung ist das aber durchaus der Fall: Laut Architekturbüro Dömges, das die besagte Gestaltungsfibel erarbeitet hat und nun um eine neutrale Fachmeinung zum Bauantrag gebeten wurde, fügen sich Fassadengestaltung, Proportion, Dachform und Dachneigung ein. Stadtbaumeister Gerald Baumann verteidigt den vorliegenden Entwurf der bekannten Pfaffenhofener Architektin Rita Obereisenbuchner sogar ausdrücklich: "Grundsätzlich entspricht er unserer Gestaltungsfibel", schickt er voraus. Weiter attestiert der Chef der Bauverwaltung, seines Zeichens selbst Architekt, der Fassade sogar "reizvolle Spiele in der dritten Dimension". Sie sei keine lieblose, ebene Fläche, wie man sie bei anderen modernen Neubauten kritisieren könnte. Stattdessen würde die Fassade durch einen Rücksprung untergliedert - ähnlich wie bei einem Erker, nur eben nach innen. Auch die paarweise angeordneten Fenster seien senkrecht mit Tiefenunterschieden gegliedert. "Ich glaube, dass diese vor- und zurückgesetzten Elemente gut wirken werden", sagt Baumann beim Blick auf die neuen Entwürfe. Der Stadtbaumeister betont allerdings, dass letzten Endes auch die Materialfrage wichtig sei: "Eine Putzfassade mit Holzfenstern wäre für mich die einzig richtige Antwort", sagt er. Solche Details und der Farbton müssten wegen des Ensembleschutzes aber sowieso noch mit Stadt und Denkmalpflege abgestimmt werden.

Wie Architektin Obereisenbuchner vorab verrät, soll es ein warmer Ton werden, womöglich Ocker. Dieser füge sich gut ins Ensemble ein, da an der Nordseite des Unteren Hauptplatzes rötliche Farbtöne vorherrschen. Auf Höhe des Erdgeschosses ist zudem eine raue Natursteinverkleidung in Granit vorgesehen.

Wann gebaut werden soll und was in den Geschäftsräumen einmal zu finden sein wird, ist übrigens noch nicht bekannt. Der Bauherr selbst war gestern leider nicht zu erreichen.