Pfaffenhofen
Eine Kirche in drei Anläufen

Bau der Kreuzkirche: Krieg und Inflation werfen die Pfaffenhofener Protestanten immer wieder zurück

28.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Stolz präsentierte man sich bei der Hebauffeier im Jahr 1925 dem Fotografen. - Fotos: Archiv Pfarrei

Pfaffenhofen (PK) Mit einem Kirchenkonzert und einem Gemeindefest feiert die evangelische Pfarrei am Wochenende den runden Geburtstag der Kreuzkirche. Heute vor 90 Jahren, am 29. Juni 1926, wurde das Gotteshaus eingeweiht. Kirchenvorsteher Manfred Eibisch hat in der Chronik geblättert.

Der Bau der Kreuzkirche zieht sich über drei Jahrzehnte hin. Es beginnt damit, dass sich am 25. Februar 1895 Protestanten aus Pfaffenhofen und Mainburg im "Verein Evangelische Diaspora Pfaffenhofen/Mainburg und Umgebung" zusammenschließen. Der erste evangelische Gottesdienst mit Feier des Heiligen Abendmahls findet am 21. März 1897 anlässlich des 100. Geburtstages Kaiser Wilhelms I. statt. Er wird - mangels eigener Kirche - im Rathaussaal gefeiert und von Vikar Dannenbaum aus Kemmoden gehalten.

Kurz danach entsteht der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Die Evangelischen legen dafür Geld auf die Seite: 1903 befinden sich im Kirchbaufonds 710 Mark, Hauptspender ist der Gustav-Adolf-Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Diasporagemeinden zu unterstützen. 1907 sind bereits 2900 Mark zusammen. Aber wo bauen? Ein Grundstück wird gesucht - kosten soll es möglichst wenig. Die Stadt lehnt im August 1908 das Gesuch des Vereins um unentgeltliche Überlassung eines Kirchenbauplatzes ab.

Die Mitgliederversammlung beschließt 1910 die Deponierung des Betsaalfonds bei der königlichen Filialbank in München. Durch eine Verfügung der Regierung des Königreichs Bayern wird genehmigt, dass im dritten Vierteljahr 1913 eine Sammlung in allen protestantischen Gemeinden des Königreichs rechts des Rheins für die Erbauung einer protestantischen Kirche in Pfaffenhofen durchgeführt werden darf. Diese Sammlung erbringt den Betrag von 1500 Mark.

In einem Schreiben vom 2. April 1913 teilt dann der Magistrat der Stadt mit, dass der gewünschte Bauplatz an der Münchener/Moosburger Straße für den Kirchenneubau nun käuflich erworben werden kann. Auf diesem Grundstück stand das Armenhaus, fünfzig Jahre vorher war in der Nähe noch der Richtplatz. Am 20. August 1913 stimmt die Mitgliederversammlung dem Kauf zu. Der Preis beträgt 5400 Mark. Den Abbruch des Armenhauses veranlasst und zahlt die Stadt. Im Betsaalfonds befanden sich 18 000 Mark. 1914 wird ein Wettbewerb um Vorentwürfe für den Kirchenbau eingeleitet.

In den Kriegsjahren 1914 bis 1918 ruhen die Planungen. Die Kollekten werden nun für die Kriegsgebiete und Lazarette verwendet. Dennoch steigt der Kirchbaufonds weiter an, 1916 enthält er 30 000 Mark. Mit dem Zusammenbruch des Kaiserreiches 1918 geht allerdings das gesamte Geld verloren.

Zum zweiten Mal nehmen die Protestanten Anlauf. Im Dezember 1921 gehen wieder mehrere größere Beträge für den Kirchenbaufonds ein, unter anderem vom Gustav-Adolf-Verein in München (700 Mark) und vom Grafen zu Toerring-Jettenbach (2000 Mark). 1922 bekommt der Fonds wieder viele Spenden. So von einem Mitglied des Vereins 1000 Mark, vom Radfahrclub Pfaffenhofen 500 Mark und vom Freiherrn von Lindenfels 500 Mark sowie einige kleinere Geldbeträge, zusammen 2675 Mark. Durch Beschluss der Evangelischen Landessynode werden 1923 für den Kirchenneubau 90 000 Mark aus Mitteln der Landeskirchensteuer bereitgestellt. Die Spendenfreudigkeit wird immer größer. Zum 1. April erreicht der Baufonds 214 360 Mark. Eine große, stattliche Summe, die immer noch größer wurde. Wegen der fortschreitenden Geldentwertung wird am 8. Juli der Beschluss gefasst, das nun vorhandene Kapital von 1,5 Millionen Mark zum Ankauf von Baumaterial zu verwenden. Neu eingehende Spenden werden in wertbeständigen Anleihen angelegt. Ein Bauausschuss wird gegründet, ihm gehören Fräulein Ell, Herr Baumeister Scheuermann, Herr Eisen, Herr Vitzthum und Herr M. Bauer an.

Doch die Inflation breitet sich schnell aus. Spenden von einer Million bis zu acht Millionen Mark sind keine Einzelfälle. Nach den Millionen dann Milliarden. Auch bei den Kollekten macht sich die Inflation bemerkbar. Am 7. Oktober 1923 waren es 177 Millionen, am 1. November dann 148 Milliarden und am 1. Advent 1923 drei Billionen. 1924 wird die Rentenmark eingeführt, die Spenden sind erneut verloren. Die Enttäuschung war groß. Doch wieder lassen sich die Protestanten nicht unterkriegen.

Es muss zum dritten Mal gesammelt werden. Bereits Ende des Jahres 1924 betragen die Spenden 15 800 Reichsmark. Außerdem liegen 100 000 Ziegelsteine und 47 große Baumstämme (gestiftet unter anderem von Graf Toerring-Jettenbach und Freiherr von Cetto) bereit. Viele Einzelspenden kommen aus den umliegenden Gemeinden und besonders aus der Gemeinde Kemmoden. Durch den Beschluss der Landessynode vom Juli 1924, für den Bau der Kirche 20 000 Reichsmark (je 5000 RM in den Jahren 1924 bis 1927) bereitzustellen, wird der Evangelische Verein Pfaffenhofen ermutigt, den Bau zu beginnen. Auch der Gustav-Adolf-Verein hilft wieder mit Beträgen, sodass Ende 1924 fast alle zum Bau benötigten Ziegelsteine (150 000 Stück) angekauft sind.

Der erste Spatenstich erfolgt am 14. Mai, die feierliche Grundsteinlegung am 21. Juni. Das Richtfest wird am 25. Juli gefeiert. Im Februar 1926 gewährt der Landeskirchenrat weitere Zuschüsse, im März wird das Tonnengewölbe fertiggestellt. Am 25. Mai 1926 wird eine von der Schwestergemeinde Rosenheim gestiftete Glocke von Kirchenrat Riegler gesegnet und kommt in den Turm.

Am 29. Juni 1926 wird die neue Kirche von Oberkirchenrat und Kreisdekan Baum festlich eingeweiht. Die Architekten sind Herr Brendel und Herr Kälberer, beide aus Nürnberg. Die örtliche Bauleitung hat der Bezirksbaumeister Scheuermann. Die Erd-, Beton-, Maurer-, Zimmermanns- und Verputzarbeiten werden den beiden Baumeistern Thalmeir und Eichstädter übertragen. Das Bauholz wird im Sägewerk Alois Stocker zugeschnitten. Die Fenstereinglasung übernimmt Glasermeister Georg Grabmeir, die Schlosserarbeiten Georg Lutzenburger und Franz Arzmiller. Der Außenverputz wird von der Firma Hennigs aus München ausgeführt. Die Blitzableiteranlage montiert Georg Schmuttermayr. Schreinerarbeiten werden ausgeführt von Michael Birk, (Türen, Altar, Kanzel und Empore), Jakob Kaiser (Treppen und Fußböden), Paul Karg und Franz Schmid (Bänke).