Pfaffenhofen
Eine App für florierende Innenstädte

PK TRIFFT Kevin Tretter und Max Schröfelbauer, die mit einer Onlinelösung die Kauflaune steigern wollen

06.04.2016 | Stand 02.12.2020, 20:00 Uhr

Auf dem Weg zur Selbstständigkeit: Die Studenten Kevin Tretter (links) und Max Schröfelbauer sind jung, hochmotiviert und haben eine Idee, die zuvor in der Form noch keiner hatte. - Foto: Grindinger

Pfaffenhofen (PK) Kevin Tretter und Max Schröfelbauer haben eine innovative Marketingplattform entwickelt und bewerben sich mit ihrer Idee um den Gründerpreis Ingolstadt. Im letzten Teil unserer Serie über die Kandidaten zeigen wir, wie die beiden Männer die Innenstädte attraktiver machen wollen.

Zalando, Amazon und Co. laufen dem stationären Einzelhandel zunehmend den Rang ab. Schröfelbauer und Tretter aus Pfaffenhofen möchten dies ändern, und zwar mit einer Onlinelösung. Das klingt zunächst paradox, ist es jedoch nicht. "Back2Life" - so heißt die App der beiden jungen Männer - soll den stationären Handel mit den Vorzügen des E-Commerce verbinden.

Die kostenfreie App sieht ein Bonusprogramm vor: Für jeden Ladenbesuch und jeden Einkauf erhalten die Kunden Bonuspunkte. Ab einer gewissen Punktezahl wird dies mit einem digitalen Einkaufsgutschein honoriert, den der App-User wiederum in den teilnehmenden Geschäften einlösen kann. Die App registriert dies automatisch. Händler haben zudem die Möglichkeit, über ein Unternehmensporträt Basisinformationen wie Öffnungszeiten zu veröffentlichen und Kunden via Push-Nachrichten über aktuelle Angebote zu informieren. Ist der Kunde erst einmal im Laden, ist die Chance groß, dass er dort auch einkauft, so der Grundgedanke.

"Ähnliche Angebote gibt es zwar bereits, doch bieten sie nur einzelne Funktionen unserer App. In diesem Umfang ist unsere Idee einzigartig", betont Schröfelbauer. Gemeint sind beispielsweise Payback, regionale Bonussysteme oder die App "Shopkick", die ebenfalls auf einem Bonusprogramm basiert. "Im Gegensatz zu ,Shopkick' liegt unser Fokus aber auf der Vernetzung des regionalen Einzelhandels", so der 21-Jährige. Daher ist die Teilnahme von großen Ketten ausgeschlossen; es sollen ausschließlich Läden und Dienstleister dabei sein, welche "die Innenstädte besonders machen." Und das seien eben nicht H&M, Zara und ähnliche Anbieter. Ziel der Jungunternehmer ist es, über die App vor allem die junge online-affine Zielgruppe wieder zum Gang ins Geschäft zu bewegen und so zur Belebung der Innenstädte beizutragen. Start soll zunächst in Pfaffenhofen, Ingolstadt und der gesamten Region 10 sein; wobei die App natürlich deutschlandweit eingesetzt werden könne, wie die Jungunternehmer betonen.

Die Idee zur App ist aus einem Studienprojekt im Mai 2015 entstanden. Tretter hat sich hierfür mit dem Wandel der Mobilität beschäftigt und Innenstädte in der Region analysiert. "Als ich Befragungen in der Fußgängerzone durchführen wollte, stellte ich fest, dass dort nichts los ist. Das finde ich echt schade", erzählt der 22-Jährige. Er sieht in jedem Onlinekauf "ein Stück gestorbene Innenstadt und verlorene Arbeitsplätze." Auch Studienkollege Max Schröfelbauer war sofort von der App-Idee überzeugt und kam mit ins Boot. Seither haben die jungen Männer viel Freizeit und Herzblut investiert. Doch das stört sie nicht, im Gegenteil: "Unsere Motivation ist riesig, schließlich investieren wir in die eigene Sache", so Tretter, der mittlerweile wie sein Kommilitone den Bachelor-Abschluss im Wirtschaftsingenieurwesen in der Tasche hat. Den Schritt zur Selbstständigkeit haben sich die Freunde wohl überlegt. Schön sei es, "so vielseitig zu arbeiten und sich selbst die Aufgaben zu stellen. Kurz: der eigene Chef zu sein", so Tretter.

Als große Herausforderung sehen die beiden es, die Einzelhändler zu überzeugen. "Händler haben einen stressigen Berufsalltag und möchten möglichst keinen Aufwand im Marketing. Das können wir ihnen bieten", sagen sie. "Back2Life" funktioniert voll automatisiert. Dem Händler entstünden weder ein Risiko noch große Kosten; lediglich die Ladenbesuche und Verkäufe müssten sie vergüten. "Dies wird sich voraussichtlich im Bereich zwischen 10 und 25 Cent bewegen", fügt Tretter an. Nach ihrer Präsentation für den Ingolstädter Gründerpreis wurden sie prompt von einigen Einzelhändlern aus dem Publikum angesprochen. "Die Resonanz war sehr positiv. Die Händler merken, dass es zunehmend schwierig wird, Kunden in die Läden zu bekommen", sagen die Pfaffenhofener.

Der Businessplan steht; auch das Marketing und die technische Umsetzung sind geklärt. Lediglich der Punkt Finanzierung ist noch offen. Tretter und Schröfelbauer sind derzeit auf der Suche nach Investoren. Wenn alles nach Plan läuft und sich Investoren finden, könnte die App im Herbst 2016 an den Start gehen. Ziel der Jungunternehmer ist es, "Back2Life" zu ihrer Haupterwerbsquelle zu machen. "Wir glauben fest an unsere Idee. Die Notwendigkeit ist da," sind Tretter und Schröfelbauer überzeugt.