Pfaffenhofen
Ein tägliches Kommen und Gehen

Nur in Pfaffenhofen, Manching, Hohenwart und Münchsmünster pendeln mehr Menschen ein als aus

13.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:13 Uhr

Jeden Morgen verlassen rund 28 460 Pendler den Landkreis - hier am Pfaffenhofener Bahnhof - Foto: Paul

Pfaffenhofen (PK) Zwischen Ingolstadt und München gelegen ist Pfaffenhofen ein Pendler-Landkreis: Nur zwei von fünf Beschäftigten, die hier wohnen, arbeiten auch hier. Anderthalbmal so viele pendeln hingegen aus. Und fast jeder Zweite, der im Kreis sein Brot verdient, kommt von Außerhalb.

Der Anteil der Pendler im Landkreis Pfaffenhofen ist gewaltig – und zwar in beide Richtungen: rein und raus. Das zeigen die Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung. Im Kreis leben demnach rund 47 130 Beschäftigte – von diesen arbeiten allerdings nur 18 670 hier. Die übrigen der etwa 34 100 Arbeitsstellen bei rund 7000 Unternehmen werden von etwa 15 430 Pendlern aus anderen Landkreisen besetzt. Noch mehr Verkehrsaufkommen herrscht in der Gegenrichtung: 28 460 Menschen, die im Landkreis Pfaffenhofen leben, verlassen diesen, um zu arbeiten – allen voran in Ingolstadt, gefolgt von München. Diese aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes (Stichtag 30. Juni 2012) beziehen sich auf sogenannte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, vereinfacht ausgedrückt also auf Arbeitnehmer mit einem Einkommen von über 450 Euro, nicht jedoch auf selbstständige Unternehmer oder Freiberufler wie Ärzte, Steuerberater oder Künstler.

Der Landkreis hat unterm Strich deutlich mehr Aus- als Einpendler zu verzeichnen – doch dieser Auspendlerüberschuss wird laut Landratsamt immer kleiner: „Die Zahl der Einpendler steigt schneller, als die der Auspendler“, erklärt Johannes Hofner, Leiter des Kommunalunternehmens Strukturentwicklung des Landkreises. Doch dass der sogenannte Pendlersaldo einmal kippt, also mehr Menschen in den Landkreis kommen, um ihr Brot zu verdienen, als ihn verlassen, hält Wirtschaftsförderer Hofner für unwahrscheinlich. Dabei sei ein Auspendlerüberschuss ein Nachteil für die heimische Wirtschaft: „Es pendeln viele Fachkräfte aus, an denen im Landkreis eigentlich Bedarf besteht.“ Aber nicht nur wirtschaftliche Konsequenzen drohen, auch gesellschaftliche. Stichwort: Schlafstädte.

Der Pendlersaldo gilt auch als Indikator für die Wirtschaftskraft. Bei den meisten der 19 Landkreisgemeinden verlassen mehr Bürger die Kommune zum Arbeiten, als Pendler von außen kommen (siehe Grafik). Die einzige Ausnahme mit positivem Saldo war in den vergangenen Jahren Manching: Seit im Dezember 2008 die Cassidian-Zentrale von Ottobrunn in den Markt verlegt wurde, stehen den rund 3600 Auspendlern über 5400 Einpendler gegenüber.

Doch nach den neuesten Zahlen können auch drei weitere Kommunen einen Einpendlerüberschuss vorweisen: Münchsmünster sowie erstmals auch Hohenwart und Pfaffenhofen. In der Kreisstadt leben rund 9500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, von denen aber nur gut ein Drittel (3270) dort arbeitet. Allerdings übersteigt die wachsende Zahl der Einpendler (6397) erstmals leicht die der Auspendler (6226). „Dahinter steckt die Zunahme von Arbeitsplätzen“, erklärt der städtische Wirtschaftsförderer Matthias Scholz. Als Grund nennt Scholz „die Attraktivität des Standortes“ – vor allem die gute Verkehrslage. „Der Zuwachs zieht sich über alle Sparten und vom Kleinstunternehmen bis zum großen Konzern“, erklärt er. Pfaffenhofen profitiere bei dieser positiven Entwicklung von vergleichsweise krisensicheren Branchen – etwa Handwerk, Babynahrung oder Medizin. Derzeit würden 1400 Personen mehr in die Kreisstadt einpendeln, als noch vor vier Jahren. Und gleichzeitig sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Pfaffenhofener um 700 gestiegen.

Auch wenn in Münchsmünster die Zahl der Einpendler (1000) die der Auspendler (974) dank neuer Arbeitsplätze vor allem im Industriepark erstmals seit 2009 wieder übersteigt, steht der große Zuwachs erst noch bevor: Allein mit dem neuen Audiwerk entstehen derzeit 700 bis 800 Arbeitsplätze im Gemeindegebiet. „Wir wollen, dass man im Ort leben und arbeiten kann“, betont Münchsmünsters Bürgermeister Andreas Meyer (CWG) – derzeit tun dies allerdings nur rund 158 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. „Nicht pendeln zu müssen, ist nicht nur günstiger, sondern ein Stück Lebensqualität“, betont Meyer. Schließlich fehle Pendlern die Zeit, die sie morgens und abends auf der Landstraße oder im Zug verbringen, für ihre Familien oder das gesellschaftliche Leben im Heimatort – von Umwelt- und der Verkehrsbelastung ganz zu schweigen.

Ins gleiche Horn stößt der dritte Bürgermeister, dessen Gemeinde nun einen Einpendlerüberschuss erreicht hat: Manfred Russer (CSU) erklärt, dass die Bürger nicht nur Zeit und Geld sparen, sondern auch die Umwelt schonen, wenn sie im Wohnort arbeiten können. Derzeit tun das allerdings nur rund 300 Hohenwarter. Deutlich höher ist die steigende Zahl an Einpendlern. „Wir haben in der Vergangenheit viele Betriebe angesiedelt und entsprechend ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse gestiegen“, erklärt der Bürgermeister die Entwicklung, die vor allem auch von der guten Verkehrslage an der Bundesstraße B 300 profitiere. „Und Regens Wagner trägt auch seinen Teil bei.“ Einpendler würden den Kommunen außerdem helfen, dem demografischen Wandel entgegenzuwirken: Schließlich bestehe die Chance, dass sich junge Fachkräfte mit ihren Familien irgendwann am Arbeitsort niederlassen.