Pfaffenhofen
Ein aktiver Rentner als Chef

Gustav Neumair tritt bei der ÖDP die Nachfolge des verstorbenen Ludwig Gaßner an

08.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:32 Uhr

Foto: Andre Paul

Pfaffenhofen (PK) Einstimmig haben die Mitglieder des ÖDP-Kreisverbands am Dienstagabend den 65-jährigen Gustav Neumair zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Neumair tritt die Nachfolge des langjährigen Kreischefs Ludwig Gaßner an, der im Januar überraschend im Alter von 64 Jahren verstorben war.

Sein neues Amt wird der gelernte Landwirt Neumair aus dem Scheyrer Ortsteil Scheyern, der viele Jahre als Bankkaufmann tätig war und nun nach eigenen Angaben ein ehrenamtlich sehr aktiver Rentner ist, zunächst auch nur bis zum nächsten Jahr und den regulären Vorstandswahlen ausüben. Dann stellt sich die gesamte ÖDP-Kreisverbandsspitze in Pfaffenhofen zur Neuwahl.

Der Tod ihres Mitbegründers und geistigen Vordenkers Gaßner hatte den Kreisverband hart getroffen, die Stimmung im Pfaffenhofener Gasthaus Müllerbräu war eher gedämpft - das war auch nach der Gedenkminute im weiteren Verlauf des Abends noch zu spüren. Seit Januar hatte der Pfaffenhofener Stadtrat Richard Fischer den Parteiverband kommissarisch geleitet und führte an diesem Abend auch die Sitzung.

Unabhängig von der Wahl des neuen offiziellen Kreischefs war zu spüren: Der Lehrer vom Pfaffenhofener Schyren-Gymnasium fungiert in seiner Partei bereits als eine Art Spiritus Rector. Er war es, der die thematischen Akzente setzte. "Wir müssen uns ganz intensiv um neue Mitglieder bemühen", spornte Fischer seine Parteifreunde an. Noch stehe man dahingehend im Landkreis gut da. "Aber wir zehren von der Substanz." Lediglich ein Parteimitglied sei unter 30 Jahre alt - der Altersdurchschnitt in Pfaffenhofen läge somit über jenem der Gesamtpartei. Die aktuelle Eintrittswelle bei der SPD infolge der Kanzlerkandidatur von Martin Schulz zeige, so Fischer, "dass auch junge Menschen noch für politische Parteien zu begeistern sind". Politisch Fuß fassen wolle man etwa in Wolnzach.

Reinhard Haiplik, für die ÖDP sowohl im Kreistag wie im Pfaffenhofener Stadtrat tätig, berichtete anschließend aus der Arbeit in den Kommunalparlamenten. Die Bilanz für die Kreisebene fiel dabei etwas besser aus. Man profitiere davon, eine eigene Fraktion bilden zu können und personell gut aufgestellt zu sein. Beim Thema "Ilmtalklinik" scheine sich "endlich Besserung anzubahnen - auch wenn wir das natürlich schon oft gehofft haben".

Auch in der Flüchtlingsproblematik, so Haiplik weiter, befinde man sich im Landkreis auf einem guten Weg: "Ein Lob hier auch Landrat Martin Wolf, er leistet da mehr als mancher seiner Kollegen in den Nachbarlandkreisen." Für die Zukunft wünsche er sich mehr Radwege im Kreis und einen Ausbau der Wanderwege.

Durchwachsener geriet die Einschätzung zur Arbeit im Stadtrat. Zwar sei "fast alles, was wir - von vielen belächelt - vor 20 Jahren gefordert haben, inzwischen umgesetzt", referierte der Stadtrat, der auch die gemeinsame Fraktion mit den Grünen führt. Ganz mit vorn dranstehe die Verkehrsberuhigung am Hauptplatz. Aber es gäbe auch diverse Rückschläge - aktuell vor allem "der monströse Bau auf der Insel, der einfach nicht in unsere Stadt passt". Auch gäbe es in der Innenstadt noch immer zu viel Auto- und zu wenig Radlverkehr.

Darüber hinaus müsse die ÖDP aufpassen, dass sie nicht "aus Loyalität zur Bunten Koalition ihre Ideale vergisst". Inzwischen werde nämlich häufig nur noch die SPD als Macher und Manager der Koalition und der Stadtpolitik wahrgenommen, die Eigenständigkeit der ÖDP sei dadurch gefährdet, man dürfe nicht zum Stimmvieh werden.