Pfaffenhofen
Ein Ort zum Streiten, Raufen und Küssen

Beate Frank und Hans Schöffer übernehmen feste Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen

02.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Anschauliche Lebensberatung: Mit Holzklötzen stellen Beate Frank (von links), Rosmarie Scholz und Hans Schöffer gemeinsam mit ihren Klienten verschiedene Lebenssituationen nach - Foto: Stephan

Pfaffenhofen (PK) Wer im Leben nicht mehr weiter weiß, braucht häufig Unterstützung – sei es alleine, als Paar oder Familie. Hilfe bieten die Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen (EFL) der Diözese Augsburg. Für Pfaffenhofen, Neuburg und Schrobenhausen wurden zwei neue feste Stellen geschaffen.

Viele Jahre haben die Beratungsstellen nur das gemacht, was dem Namen nach ihre Aufgabe war: beraten. Seit einiger Zeit arbeiten sie auch präventiv, bieten zum Beispiel Vorträge an. „Damit Hilfe nicht erst kommt, wenn es kriselt, sondern das vielleicht vermieden werden kann“, erklärt die Schrobenhausener Stellenleiterin Rosmarie Scholz, die seit zehn Jahren beratend tätig ist. „Die Diözese sieht es als Auftrag, die Menschen verlässlich in Lebenskrisen zu unterstützen.“

Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, wurden zwei Mitarbeiter der EFL fest eingestellt: Beate Frank und Hans Schöffer arbeiteten bereits auf der Basis einer Honorarkraft und haben dafür eine vierjährige Weiterbildung für Ehe-, Familien- und Lebensberatung absolviert. Während Frank im Juli neben ihren Aufgaben als Erzieherin und Sozialpädagogin 19,5 Stunden für die Beratungsstellen in Schrobenhausen und Pfaffenhofen übernommen hat, ist Klinikseelsorger Schöffer seit Januar ebenfalls mit 19,5 Stunden in Neuburg angestellt.

Da sowohl Frank als auch Schöffer schon von Beruf aus mit Menschen in schweren Lebenskrisen in Kontakt kommen, fühlen sie sich bei den Beratungsstellen gut aufgehoben. „Als Seelsorger war mir klar, dass ich mich da mehr qualifizieren muss, um diesen Menschen helfen zu können“, erklärt Schöffer. Während der Weiterbildung haben die Mitarbeiter gelernt, wie mit Krisen umgegangen werden kann und vor allem zu erklären, warum eine Situation kompliziert geworden ist. „Was die Ausbildung ausmacht, ist ihr Praxisbezug“, sagt Frank.

Während ihrer Zeit bei den Beratungsstellen sind Frank, Schöffer und Scholz vielen Menschen begegnet, bei denen sie dieses Wissen gut anwenden können. „Grundsätzlich sind das Leute, die sagen: ,So geht es nicht mehr weiter!’“, sagt Scholz. Seien dies nun Personen, die energielos sind, Menschen, die ihren beruflichen Weg nicht sehen können, zerstrittene Frischverliebte oder seit 30 Jahren verheiratete Ehepaare, die sich nichts mehr zu sagen haben – die Berater nehmen sich jedes Schicksal zu Herzen. Auch traumatische Erlebnisse spielen oft eine Rolle. „Zu mir kam mal eine Frau, die bei einem Unfall die Nachfahrende war“, erzählt Schöffer. „Sie hat die Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen.“

In jedem Fall wollen er und seine Kollegen den Klienten helfen, aus ihrer Situation herauszukommen. „Die Menschen verfahren sich oft im Negativen“, sagt Scholz. „Wir wollen mit ihnen entdecken, dass es da auch etwas anderes gibt.“ Das kann ganz konventionell über Reden ablaufen. „Wir schauen mit ihnen, was Ärger macht, welche Erwartungen man hat, oder wie ich mal die Türe hinter mir zu machen kann“, erklärt Scholz. Es gibt auch ein paar Tricks, die die Berater ihren Klienten mit nach Hause geben. Scholz hat einem Paar einst die Aufgabe erteilt, weiterzustreiten. „Aber nur in Unterwäsche und nur im Bad“, verrät er. „Das war der Kick, dann ist es wieder gelaufen.“

Das gelingt nicht immer, doch die Mitarbeiter der EFL sehen in ihrer Arbeit vor allem einen positiven Aspekt: „Ich habe schon den Eindruck, dass das richtig lebendige Arbeit ist und die Menschen anders gehen, als sie kommen“, sagt Scholz. In ihren Beratungsstunden haben die Mitarbeiter deshalb sowohl einigen Trennungen als auch Versöhnungen beigewohnt. „Ich habe es schon erlebt, dass sich Paare geküsst oder in den Armen gelegen haben“, erinnert sich Schöffer. Das kurioseste Erlebnis hatte er aber wohl zu Beginn seiner Ausbildung: „Die haben sich richtig auf dem Boden, auf dem Teppich gerauft.“

Wer sich kostenlos beraten lassen möchte, kann sich bei folgenden Stellen unverbindlich melden: Neuburg, Spitalplatz 196, (0 82 52) 8 31 02; Schrobenhausen, Alte Schulgasse 5 (0 82 52) 8 31 02; Pfaffenhofen, Ambergerweg 3 (0 84 41) 8 08 37 00.