Pfaffenhofen
Ein Mann mit Visionen

29.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Reno Wohlschläger leitet ab September die Georg-Hipp-Realschule. - Foto: Daiber

Pfaffenhofen (DK) Reno Wohlschläger wird neuer Rektor der Pfaffenhofener Georg-Hipp-Realschule und hat viel vor. In einem Gespräch mit uns verrät er mehr über seine Pläne auf dem neuen Posten.

Gratulation zur Beförderung. Blicken Sie mit Freude oder mit Sorge auf Ihren neuen Posten?

Reno Wohlschläger: Ich war 15 Jahre Stellvertreter, elf davon in Pfaffenhofen - jetzt bin ich bereit für diesen nächsten Schritt. Jetzt freue ich mich, die Verantwortung an der Georg-Hipp-Realschule zu übernehmen.

 

Walter Schröpf geht in den Ruhestand. Die Nachfolge wurde intern geregelt. War das ein logischer Schritt oder eher eine Überraschung?

Wohlschläger: Eine nicht alltägliche Entscheidung, doch umso mehr freue ich mich. Ich habe mir die Bewerbung gut überlegt und kann Ihnen versichern: Das Geld war es nicht, das den Ausschlag gegeben hat. Ein Rektor muss eine gehörige Portion Idealismus mitbringen.

 

Was versprechen Sie sich von dem neuen Posten. Inwiefern ändern sich Ihre Aufgaben?

Wohlschläger: Ich will - zumindest ein wenig - weg von der Verwaltungsarbeit. Mir geht es auch darum, Visionen zu verwirklichen.

 

Sie kennen das Kollegium lange und gut. Haben Sie den nötigen Rückhalt, um etwas verändern zu können?

Wohlschläger: Vieles kann bleiben, wie es ist. Die Kollegen kennen meinen Führungsstil. Ich muss nicht alles über den Haufen werfen. Ein "neuer Besen" müsste dies womöglich, um sich Respekt zu verschaffen. Ich denke, dass ich mir den schon erworben habe. Nach den schwierigen Sanierungsarbeiten kann jetzt etwas Ruhe einkehren.

 

Sie haben ihre Visionen angesprochen. Wo wollen Sie anpacken, um die Schule zu verbessern?

Wohlschläger: Die Kommunikation ist mir ein Anliegen. Wer für die Schule wichtig ist, den will ich einbinden: die Schulleitung, die Lehrer, aber auch die Schüler und deren Eltern. Wir haben ein Schulforum gebildet, das sich aus Vertretern dieser Gruppen und vom Sachaufwandsträger, also dem Landkreis, zusammensetzt. Es sollte öfters tagen als bisher. Die Ideen haben hohes Gewicht.

 

Sehen Sie sich mehr als Patriarch oder als Teamspieler?

Wohlschläger: Unsere erweiterte Schulleitung besteht aus sieben Personen - und hier ist mir Teamwork sehr wichtig. Ebenso wie die Zusammenarbeit mit dem Personalrat. Natürlich trifft der Rektor die Entscheidungen, er muss ja auch den Kopf hinhalten. Aber sie sollen trotzdem transparent sein - und ich werde immer erklären, warum sie so ausfallen und nicht anders.

 

Noch einmal zurück zu Ihren Visionen. Können Sie diese auch schon etwas präzisieren?

Wohlschläger: Wir haben drei Grundsatzziele vereinbart, die wir umsetzen wollen. Zum einen möchten wir die Schüler fördern und fordern. Dann wollen wir die Identifikation der Kinder mit der Schule stärken.

 

Wie könnte das funktionieren?

Wohlschläger: Vor allem durch sich gegenseitig schätzenden Umgang. Auf Vollversammlungen sollen sich alle eingebunden fühlen. Und dann schweben mir Gemeinschaftsaktionen vor, um ein besseres Wir-Gefühl zu erzeugen.

 

Sie möchten auch eine Schülersprechstunde einrichten. Was ist darunter zu verstehen?

Wohlschläger: Die Mädchen und Buben haben die Möglichkeit, direkt mit den Lehrern über Ihre Lernfortschritte zu sprechen. Dadurch fühlen sie sich ernst genommen - und können etwas für sich mitnehmen.

 

Und das dritte Ziel lautet?

Wohlschläger: Es ist am schwersten umzusetzen und es geht mir darum, den Jugendlichen bei der sinnvollen Freizeitgestaltung zu helfen. Viele gehen nach dem Unterricht heim und lassen sich von Handy, PC oder Fernseher berieseln. Dabei gibt es viel mehr. Und da möchten wir einen Beitrag leisten.

 

Eigentlich eine Aufgabe der Eltern. . .

Wohlschläger: . . .die diese aber zunehmend nicht mehr schultern können. Auch weil vielen die Zeit fehlt. Ich wurde als Kind von meiner Mutter nachmittags einfach nach draußen geschickt, um zu spielen, mich zu bewegen, Freunde zu treffen. So läuft das heute nicht mehr.

 

Also hilft die Schule nach. Mit welchen Angeboten?

Wohlschläger: Ich bin Sportlehrer. Und ich halte Sport für den besten Ausgleich, um den Kopf freizubekommen. Da möchte ich einiges auf die Beine stellen. Aber nicht alle Kinder stehen auf Sport. Viele wollen andere Angebote. Da gibt es unzählige Möglichkeiten. Den kreativen Bereich. Chor, Orchester, Theater. Von mir aus bieten wir einen Kurs in Kalligrafie an, also im Schönschreiben. Wenn es den Kindern gefällt und sie mit Begeisterung dabei sind, ist das klasse.

 

Drei Jahre wurde die Realschule umgebaut. Hat es sich gelohnt?

Wohlschläger: Auf alle Fälle. Es war viel Arbeit, viel Stress. Aber ab dem nächsten Schuljahr sind unsere Klassenzimmer wie neu und mit allem ausgestattet, was wir brauchen.

 

Schon jetzt laufen in der Realschule nicht die Lehrer von Zimmer zu Zimmer, sondern die Schüler. Hat das mehr Vor- oder Nachteile?

Wohlschläger: Es ist ein Vorteil. Zwar gehen durch die Schülerwanderungen ein paar Minuten verloren. Aber die Lehrer haben das gesamte Material, alle Bücher und Medien bei sich. Sie können sofort loslegen und den Schülern sehr viel bieten.

 

Die Schülerzahlen sinken leicht. Ist die Entwicklung bereits besorgniserregend?

Wohlschläger: Im Moment ist sie noch gesund. Wir haben 1080 Schüler, nächstes Jahr sind es wohl etwa 30 weniger. Dadurch werden die Eingangsklassen etwas kleiner und die individuelle Betreuung wird sogar etwas besser. Das ist aber nur so lange positiv, bis uns das Lehrerbudget gekürzt wird. Daher sollten wir unbedingt schauen, dass wir die 1000-Schüler-Marke nicht unterschreiten.

 

Zum neuen Schuljahr kommen drei syrische Kinder an Ihre Schule. Ist das eine Herausforderung oder eine Freude zu sehen, dass die "Flüchtlingskrise" auch Positives mit sich bringt?

Wohlschläger: Es ist toll, dass diese Kinder so schnell unsere Sprache lernen, dass sie den Übertritt schaffen. Wir haben 15 Schüler mit Migrationshintergrund. Für sie richten wir eine spezielle Deutsch-Förderstunde ein, damit ihre Grammatik sattelfester wird.

 

Auch ein Baustein, die Realschule attraktiv zu halten.

Wohlschläger: Genau. Wir müssen auch unsere Zusatzangebote bewahren, den Sportbereich und die Zusammenarbeit mit den Vereinen ausbauen. Wir brauchen da vor allem mehr Personal.