Pfaffenhofen
Dunkles Kapitel der Stadtgeschichte beleuchtet

Reinhard Haiplik stellt dritte Auflage seines Buches "Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz" vor

26.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Die ersten druckfrischen Exemplare seines neu aufgelegten Buches „Pfaffenhofen unter Hakenkreuz“ signierte Reinhard Haiplik für die Gäste der Lesung im Rathaussaal - Foto: W. Hailer

Pfaffenhofen (wha) Es gibt wohl wenige deutsche Städte, die ihre nationalsozialistische Vergangenheit so gründlich aufgearbeitet und in Buchform dokumentiert haben wie Pfaffenhofen. Auch ein Denkmal für die Opfer des Nazi-Terrors sucht man andernorts meist vergeblich.

Dass die Kreisstadt beides vorweisen kann, verdankt sie ihrem Heimatforscher Reinhard Haiplik (61), der sich seit Jahrzehnten akribisch mit diesem dunklen Kapitel der Stadtgeschichte beschäftigt und am Mittwochabend die dritte, wesentlich erweiterte Auflage seines Werkes „Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz“ im Rathaussaal vorstellen konnte.

Nach der Erstveröffentlichung im Jahr 2003 und der zweiten Auflage 2005 hat Haiplik sein Werk gründlich überarbeitet und ergänzt. Ein neues Kapitel widmet der Gymnasiallehrer jüdischen Bürgern, die in Pfaffenhofen lebten und Opfer des Holocaust wurden. Bisher unveröffentlichte Fotos aus dem Stadtarchiv ergänzen das Werk, das von 400 auf jetzt 450 Seiten erweitert wurde.

Bereits in den 1980er Jahren hatte Haiplik mit seinen Recherchen begonnen. „Hau ab mit deinem Schmarrn“, solche und andere Kommentare habe er damals zu hören bekommen, erinnert sich der Autor. Dennoch konnte er in einer Artikelserie im Pfaffenhofener Kurier über den Naziterror in Stadt und Landkreis berichten. 2003 erschien die erste Auflage seines Buches „Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz“. Anders als alle vorherigen Veröffentlichungen zur Stadtgeschichte, in denen diese Zeit nur sehr oberflächlich behandelt worden war, schilderte Haiplik detailliert das Leid der Opfer und nannte auch die Täter beim Namen. Nach der Veröffentlichung der Zeitungsartikel und seines Buches musste sich der Verfasser noch als Nestbeschmutzer beschimpfen lassen, sah sich offenen Anfeindungen, anonymen Briefen und Drohungen ausgesetzt. „Diese Zeiten sind heute gottseidank vorbei“, so der Autor.

Dass Haipliks Verdienste um die Geschichtsschreibung seiner Heimatstadt heute in der gesamten Öffentlichkeit anerkannt sind, betonte auch Florian Erdle als Laudator und Moderator des Abends. Sachkundig und pointiert, manchmal auch mit den unvermeidlichen satirischen Erdle-Spitzen, beleuchtete der Stadtjurist die Entstehung des Buches und spendete Lob: An erster Stelle der Stadt, die mit der Herausgabe der mittlerweile 3. Auflage bewiesen habe, „dass sie ihre Finanzmittel teilweise auch sinnvoll einsetzt“. Lob gebühre auch dem Autor, der sich auch durch anfängliche Widerstände und Widrigkeiten nicht von seinen Recherchen und Veröffentlichungen abhalten ließ. Haipliks Schilderung der Pfaffenhofener Verhältnisse in der Zeit nach der Machtübernahme Hitlers mache deutlich, „wie schnell sich eine eigentlich eingespielte Gesellschaftsordnung ändern kann und eine Mehrheit plötzlich für den größten Unfug zu begeistern ist,“ so Erdle. Gerade in der heutigen Zeit müsse man sich fragen, ob ein ähnlicher Stimmungsumschwung wieder möglich wäre.

Um das Schicksal jüdischer Familien in Pfaffenhofen sowie die zunehmende Judenhetze und Kriegspropaganda im Jahr 1939 ging es in den Passagen, die Haiplik aus seinem Buch vorlas. Vor der Lesung bedankte sich der Autor noch bei zahlreichen Unterstützern, besonders bei Altbürgermeister Hans Prechter, der im Jahr 2003 die Erstauflage des Buches ermöglicht hatte. Der lang anhaltende Beifall der fast 100 Zuhörer am Schluss galt auch Franz Garlik mit den jungen Sängern der Städtischen Musikschule, die mit einer Auswahl von Liedern der damaligen Zeit den passenden musikalischen Rahmen setzten. Danach nutzten zahlreiche Gäste die Gelegenheit, sich erste Exemplare des Buches vom Auto signieren zu lassen.