Pfaffenhofen
Dubioses Angebot

Kriminalpolizei warnt vor der Annahme eines lukrativen Nebenjobs als Paketagent – er ist illegal

19.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:46 Uhr

Pfaffenhofen (str) Das Jobangebot klingt verlockend. Zwei- bis dreitausend Euro im Monat versprechen dubiose Geschäftemacher im Internet für die Annahme und das Umpacken von Paketen. Dass das Geschäftsmodell illegal ist, und der „Paketagent“ dann der Leidtragende ist, verschweigen die Geschäftemacher natürlich.

Vor allem Langzeitarbeitslose wollen die Kriminellen laut der Ingolstädter Kriminalpolizei damit ködern. Dabei entstand beispielsweise im Fall eines 59-Jährigen aus dem Landkreis Pfaffenhofen ein Gesamtschaden in Höhe von 12 500 Euro.

„Versandunternehmen und Kreditkartenfirmen nehmen den Paketagenten zivilrechtlich in die Pflicht, das heißt, in der Regel muss er für den entstandenen Schaden aufkommen“, schreibt die Kriminalpolizei in einer Pressemitteilung. „Bei einem durchschnittlichen Wert von 700 Euro pro weitergeleitetes Paket kommt da einiges zusammen.“ Der hohe Wert komme dadurch zustande, dass von den Tätern hauptsächlich teure Elektronikartikel bestellt werden.

Im vergangenen Jahr nahmen 70 Paketagenten im Zuständigkeitsbereich der Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt Pakete an und leiteten diese hauptsächlich an Adressen in Osteuropa weiter. Heuer zählt die Polizei schon 60 Personen, die als Paketagenten benutzt wurden.

„Aufgabe des Paketagenten ist es generell, Warensendungen von Versandunternehmen entgegen zu nehmen“, erklärt die Kriminalpolizei. „Im Anschluss wird die Ware durch den Agenten umgepackt und an eine neue Adresse versandt. Für diese Tätigkeit wird ihm eine Entlohnung in Höhe von zwei- bis dreitausend Euro monatlich und teilweise pro Paket noch 25 Euro extra versprochen.“ Zu Gesicht bekommen die Paketagenten ihre Auftraggeber nie. „Der Kontakt erfolgt ausschließlich über Telefon und E-Mail.“

Alleine die Höhe der angekündigten Geldzahlungen für die vergleichsweise geringe Tätigkeit sollte Interessenten stutzig machen. Außerdem ergebe das Umpacken und Weiterleiten der Pakete auf den ersten Blick keinen tieferen Sinn. Hintergrund ist, dass der Inhalt der Pakete bei verschiedenen Versandunternehmen mit missbräuchlich verwendeten Kreditkartendaten bezahlt wird. „Die international operierenden Tätergruppen nutzen dazu das Internet. Leicht wird es ihnen dabei auch von den Versandunternehmen selbst gemacht, die üblicherweise keine Identitätsprüfung des Bestellers vornehmen“, erklärt die Polizei. Die einzig tatsächlich existierende Person ist der Paketagent, an den die betrügerisch erlangte Ware verschickt wird.

Schlussendlich muss sich mit der Sache die Kriminalpolizei beschäftigen. Diese leitet nach erfolgter Anzeigenerstattung durch die geschädigten Firmen strafrechtliche Ermittlungen wegen Geldwäsche und anderer Delikte ein. Im Fall eines 59-Jährigen aus dem Landkreis Pfaffenhofen ist das Strafverfahren bereits abgeschlossen. Er hatte in 24 Fällen Pakete weitergeleitet. Eine Verurteilung zu einem Jahr und vier Monaten Haft auf Bewährung und 200 Arbeitsstunden wegen Geldwäsche waren die Folge.

Die Kriminalpolizei rät vor allem Langzeitarbeitslosen in diesem Zusammenhang zu äußerster Vorsicht bei Jobangeboten, die oft über unerwünschte Werbemails im E-Mail Postfach landen. „Dabei werden die angeworbenen Personen, die oft händeringend jahrelang auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sind, von den Tätern schamlos für ihre Zwecke ausgenutzt.“

So auch der 59-jährige aus dem Landkreis. Seine Firma war pleitegegangen, er schlitterte in die Privatinsolvenz. 180 Bewerbungen hatte er laut eigener Aussage vor Gericht schon verschickt – erfolglos. Als er dann per E-Mail das Angebot des Europäischen Paketversands erhielt, konnte er offenbar nicht widerstehen. Zu verlockend war wohl der hohe Verdienst für die wenige Arbeit. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, was da läuft“, sagte er vor Gericht. Genau das sollte jeder, der auf Jobsuche ist, laut Polizei aber tun – und sei er noch so verzweifelt: „Gehen sie also keinesfalls auf ein Jobangebot in der beschriebenen Form ein und prüfen sie ihnen vorliegende Angebote mit der entsprechenden Sensibilität.“