Pfaffenhofen
"Du hast den Farbfilm vergessen"

Nostalgie-Schlager-Komödie "Ab in den Süden" amüsiert das Publikum

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

Der Schöne und das Biest: Jeanne-Marie Nigl als "Resi" und Fabian Böhle als "Johnny". - Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Voll auf ihre Kosten gekommen sind die Schlagerfans am Freitag im Stockerhof. Ein buntes Kaleidoskop unvergesslicher Melodien rankte sich um eine Story wie in einem Boulevardtheater. Das waren Show, Konzert und Komödie zugleich, zum Vergnügen des Publikums.

Die Zuschauer amüsierten sich prächtig, denn es passte einfach alles: Das Bühnenbild mit Liegestuhl, Palme und Poolbar im Vordergrund, dahinter der Hotelbau mit Blick ins Ferienparadies. Und dazu drei Pärchen, die kurz nach ihrer Ankunft miteinander ins Gespräch kommen: Torben (Dominic Niedenzu) und Marina (Eva Kurperion) aus Düsseldorf, er kurz vor dem Abi, sie süße blonde 17, seit acht Monaten liiert und auf ihrer ersten gemeinsamen Reise. Dann das glamouröse Paar aus München-Schwabing mit dem Filou Johnny (Fabian Böhle) und seiner Anita (Dalma Viczina), die seit zehn Jahren auf seinen Heiratsantrag wartet. Dann aber, oh Schreck, ausgerechnet Torbens Mathelehrer Michael (Sven Prüwer) mit Gattin Resi (Jeanne-Marie Nigl). "Du hast den Farbfilm vergessen", singt die den Titel von Nina Hagen, und macht gleich klar, dass sie in dieser Ehe die Hosen anhat.

"Ab in den Süden" aber ist der Starttitel, mit dem das Ensemble das Publikum schon mal in Stimmung bringt. "Wie habt ihr euch kennengelernt", will später die Marina von der Anita wissen, und prompt folgt "Schuld war nur der Bossa Nova". Und so geht es weiter, die Story hangelt sich an den insgesamt 44 Musiktiteln entlang, die so exakt zur jeweiligen Szene passen, als wären sie Bestandteil eines Musicals. Wie auch die Kostüme, die typgerecht ausgewählt sind: Der Mathelehrer khakifarben und in kurzer Hose, mit Ringelsocken und Sandalen ein typisch deutscher Italientourist früherer Jahre. Oder der Dandy aus Schwabing in Designerklamotten wie auch die Marina im Minikleidchen. Und man kommt sich näher und stellt fest: "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben", was prompt gekontert wird mit "Du gehörst zu mir".

Zu jedem der Darsteller findet sich der passende Song wie "17 Jahr, blondes Haar", "Anita", "Männer sind Schweine" oder "Wärst du doch in Düsseldorf geblieben". Was die Anita an ihrem Johnny findet, erklärt sie schwärmerisch mit "Er hat ein knallrotes Gummiboot". Absoluter Publikumsliebling aber ist die Resi, die ein wenig an Trude Herr erinnert und fast zwangsläufig "Ich will keine Schokolade" singt. Überhaupt zeigt die Resi ein absolut komödiantisches Talent, in Mimik, Gestik und auch stimmlich und setzt das auch ein, sehr zur Freude der Zuschauer.

Bei den Dialogen ist der Spaßfaktor hoch, wenn zum Beispiel die Marina "Viagra" nicht kennt, dafür aber "Niagara". Sie will beruflich entweder zum Ballett, erklärt sie, "oder was mit Tieren machen". "Also Metzgerin", vermutet der Michael. So folgt Gag auf Gag, ein Titel dem anderen, manchmal überraschend, manchmal vorhersehbar, was den Spaß keineswegs schmälert. So entwickelt sich die Komödie zu einem turbulenten "Bäumchen wechsle dich"-Spiel, bei dem sich die Liebe oder Eifersucht ein fröhliches Stelldichein geben: "Du hast mich 1000-mal belogen", wendet sich die Anita gesanglich an den Johnny, der aber meint "Ein bisschen Spaß muss sein".

Ein wenig aber entwickelt sich die amüsante, locker-leicht konzipierte Musikkomödie zunehmend in Richtung Klamauk. So zum Beispiel, als der Torben im Bananenkleidchen und mit zwei Halbkugeln auf der Brust zu "Zwei Apfelsinen im Haar" über die Bühne tanzt. Oder als die Marina einen "Cowboy als Mann" will, sich den aus dem Publikum holt und auf dessen Rücken sie unter die Zuhörer reitet. Aber die hatten ihren Spaß, wie auch am Ende beim "Fliegerlied", bei dem das ganze Publikum steht und zusammen mit dem Ensemble die Flug-, Schwimm- und Sprungbewegungen mitmacht, Gesang natürlich inbegriffen.

Insgesamt ein äußerst vergnügliches Erlebnis, mit Ohrwürmern am laufenden Band und teilweise neu arrangiert. Leider aber wurde das Vergnügen etwas getrübt durch manche Misstöne vor allem im Satzgesang. Das überraschte, denn im Dezember 2015 hatte Regisseur Espen Nowacki mit "Musical Moments" an gleicher Stelle eine fantastische Show geboten, die keine Wünsche offen ließ. Aber die kommt ja wieder, am 21. Januar 2018 im Pfaffenhofener Stockerhof.