Pfaffenhofen
Die Zigarette muss draußen bleiben

Seit fünf Jahren gilt in Bayern das absolute Rauchverbot in Gaststätten – glücklich damit sind nicht alle

03.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Foto: DK

Pfaffenhofen (PK) Wer rauchen will, muss raus. Daran müssen sich Gaststättenbesucher schon seit fünf Jahren halten. Anfangs herrschte große Aufregung bei den Gastronomen im Landkreis, zwei Dutzend mal musste die Lebensmittelüberwachung Verstöße ahnden. Heute ist das Rauchverbot aber längst Normalität.

Wer rauchen will, muss vor die Türe gehen – so steht es im Gesetz. Doch nicht überall wird es eingehalten. Am Landratsamt Pfaffenhofen wurden bisher 24 Verfahren wegen Verstößen gegen das Gesetz eingeleitet. 17 davon in den ersten drei Jahren. „Unsere Lebensmittelüberwacher führen in Gaststätten im Landkreis regelmäßig Kontrollen durch. Wie oft, kann man pauschal nicht sagen, aber bei Vorfällen werden in kürzerem Abstand Nachuntersuchungen vorgenommen“, erklärt Angela Rottler vom Landratsamt. Inzwischen hat sich die Zahl der Vorfälle enorm verringert.

Nichtsdestotrotz leiden etliche Gaststätten, insbesondere Kneipen unter dem Gesetz. „Das strikte Rauchverbot, das uns jetzt schon seit fünf Jahren quält, hatte anfangs große Schließungswellen in ländlichen und getränkebezogenen Gastronomien zur Folge“, erzählt Bernhard Stocker, Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, über die Folgen des Volksentscheides. Er fand die vorherige Regelung besser. „Damals konnten die Wirte in Eigenverantwortung entscheiden, ob das Rauchen in ihrer Gaststätte erlaubt ist oder nicht“, sagt Stocker. Es habe immer eine rauchfreie Zone geben müssen, aber ein striktes Verbot gab es nicht.

Stocker zufolge haben Gaststätten, die auf Getränke spezialisiert sind mit Umsatzeinbußen und weniger Kundschaft zu kämpfen. Kneipenbesitzer Herbert Graf aus Geisenfeld bestätigt das: „Für die reine Thekenwirtschaft ist das Rauchverbot einfach ein echtes Übel“, bemängelt er. Von finanziellen Einbußen und weniger Kundschaft ist aber nicht nur seine Kneipe betroffen. „Einigen anderen geht es genauso, wenn nicht sogar schlimmer“, bestätigt Graf. Einige Gäste kommen nicht mehr oder halten sich vor dem Lokal auf. Etwas dagegen unternehmen können sie jedoch nicht. „Gesetz ist Gesetz, man muss damit leben“, klagt Graf.

Etliche Speiselokale profitieren hingegen vom Gesetz: „Sowohl für das Personal, als auch für die Gäste ist es angenehmer, dass nicht mehr geraucht werden darf – es war eine Zumutung“, sagt Bernd Weinhart, Wirt der Gaststätte Müllerbräu in Pfaffenhofen. Er war schon vor der Einführung des Gesetzes gegen das Rauchen in seiner Wirtschaft. Negative Auswirkungen habe das keine gehabt. Ebenso sieht es Alois Wiesenberger, Wirt des Wolnzacher Musikbistros Tandem. Er kann rückblickend nur Positives berichten: „Die ganze Zeit im Rauch zu arbeiten ist nicht unbedingt gesundheitsfördernd.“ Insgesamt sei die Umstellung locker über die Bühne gegangen, auch wenn sich anfangs vereinzelte Gäste aufgeregt hätten.

So war es auch in der Gaststätte Alter Wirt in Rohrbach. Wirtin Silvia Obermüller musste anfangs den einen oder anderen Gast an das Rauchverbot erinnern, ansonsten sind ihre Gäste froh über die rauchfreie Umgebung beim Essen. Grundsätzlich sei sie erleichtert, dass der Gesetzgeber die Entscheidung für sie übernommen hat. Allerdings bemängelt sie, dass Essensgäste nicht mehr so lange bleiben, wie früher. „Sie essen, trinken einen Kaffee, aber schauen dann, dass sie nach Hause kommen. Da können sie eine rauchen“, erzählt Obermüller. Sogar Stammtischgäste kommen aufgrund des Rauchverbotes teilweise gar nicht mehr.

Ein Stammtischgast vom Pfaffelbräu in Pfaffenhofen bestätigt: „Manche Stammtischgäste sind weggefallen, weil sie nicht mehr rauchen durften.“ Die Runde bemängelt, dass es umständlich gewesen sei und sie einschränkte. Aber jetzt sei es in Ordnung, man habe sich daran gewöhnt. Zwei weitere Gäste empfinden es als sehr angenehm, dass in den Räumen der Wirtschaft nicht mehr geraucht werden darf: „Die Luft ist nicht mehr so stickig.“ Draußen störe das Rauchen aber nicht. Pfaffelbräuwirtin Verena Gschwendtner sagt: „Für die Angestellten und die Gäste ist es angenehmer“. Gerade im Pfaffelbräu habe sich der Rauch in den kleinen Räumen mit niedrigen Decken schnell gestaut.

Mit dem Gesetz müssen sich letztendlich alle abfinden. Ob sie wollen oder nicht. Die meisten haben es inzwischen akzeptiert. Wie Silvia Obermüller sagt: „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.“