Pfaffenhofen
"Das wird eine Herausforderung für mich als Sachse"

Nachwuchsautor Matthias Jügler kommt als erster Lutz-Stipendiat nach Pfaffenhofen – Dort will er an seinem nächsten Roman arbeiten

15.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Matthias Jügler. - Foto: Komnick

Pfaffenhofen (PK) Bei Matthias Jügler ist die Freude groß: Der 29-Jährige aus Leipzig erhält das erste Dichter-Stipendium der Stadt Pfaffenhofen und darf im Mai für drei Monate in den Flaschlturm einziehen. Jügler hat Germanistik, Skandinavistik und Kunstgeschichte in Deutschland und Norwegen studiert.

Heuer erscheint sein erster Roman.

 

Herr Jügler, waren Sie überrascht über die Entscheidung der Jury?

Matthias Jügler: Ich war gerade bei Ikea, als der Anruf kam. Ich war total überrascht. Man weiß ja, dass man nicht der Einzige ist, der sich beworben hat. Die Chance stand eins zu 66.

 

Wirklich? Immerhin haben Sie schon Wettbewerbe gewonnen und einen Roman geschrieben.

Jügler: Es zählt der Text, den man einsendet (zwei Kapitel aus meinem Roman „Raubfischen“) und dieser Text muss ja gefallen. Da spielt es keine Rolle, ob man schon seit 20 Jahren Bücher schreibt oder erst ganz am Anfang steht.

 

Sie leben in Leipzig. Waren Sie denn schon einmal in Pfaffenhofen?

Jügler: Noch gar nicht. Ich kannte Pfaffenhofen nur dem Namen nach, und wusste, dass es irgendwo in Bayern liegt. Das wird eine kleine Herausforderung für mich als Sachse.

 

Eine sprachliche Herausforderung?

Jügler: Nein – aber generell. Irgendwann kommt immer die Frage: Und wie ist das so als Ossi? Wie war das in der DDR? Ich war sechs, als die Mauer fiel.

Warum haben Sie sich um das Lutz-Stipendium beworben?

Jügler: Entweder ich arbeite oder ich schreibe. Beides geht nicht gut. Im Flaschlturm bekomme ich Geld fürs Schreiben. Besser geht es nicht. Außerdem erschien mir das Stipendium der Stadt Pfaffenhofen seriös – bei anderen Stipendien oder Preisen kommt es schon mal vor, dass man erotische Texte schreiben soll. Das kann ich nicht so gut.

 

Was für Nebenjobs machen Sie denn sonst?

Jügler: Norwegischunterricht, journalistische Arbeit. Vor allem Reportagen, das sind die kleinen Brüder der Kurzgeschichten, und deshalb ziemlich interessant für mich als Autor.

 

Ihr Debütroman „Raubfischen“ kommt im September in den Buchhandel. Worum geht es denn da?

Jügler: Es ist die Geschichte eines Abschieds. Der junge Erzähler nimmt seinen ALS-kranken Großvater mit auf eine letzte Reise nach Schweden. Mir ging es um einen kitschfreien Umgang mit dem Tod.

 

Und was haben Sie sich für Pfaffenhofen vorgenommen?

Jügler: Ich werde Ideen sammeln für einen neuen Roman und erste Kapitel schreiben.

 

Kommt im neuen Roman vielleicht auch Pfaffenhofen vor?

Jügler: Ich glaube nicht.

 

Die Stadt erwartet auch noch einen anderen Text von Ihnen.

Jügler: Ja, in Anlehnung an den Dichter Lutz soll ein Text entstehen, der sich einem Pfaffenhofener Zwischenfall widmet. Dazu gibt es dann auch eine Lesung am 24. Juli.

 

Wird man Sie also oft auf der Straße sehen? So ein Zwischenfall passiert ja nicht, wenn Sie nur im Dichterturm hocken.

Jügler (lacht): Ich werde mich sicher nicht den ganzen Tag in den Flaschlturm zurückziehen. Ich möchte schon gerne wissen, wie die Pfaffenhofener so sind. Ich werde aufstehen, schreiben und dann raus in die Stadt gehen.

 

Sie sind also keiner, der ganze Nächte durchschreibt?

Jügler: Ich kenne kaum einen Autor, der Nächte durchschreibt. Aufstehen, Kaffee, dann schreiben – so sieht mein Arbeitstag aus. Manchmal ist nach einer Stunde schon Sense, manchmal erst nach acht. Aber natürlich weiß ich, dass es ein Luxus ist, zu bestimmen, wann, wo und wie viel ich arbeite. Dafür gibt’s aber auch kein festes Gehalt.

 

Das Interview führte

Julia Romlewski.