Pfaffenhofen
Das große Gewusel

01.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:27 Uhr

Projektleiterin Karin Pröbstl vom Kreisjugendring Pfaffenhofen präsentiert das Spielgeld Hallertown.

Pfaffenhofen (DK) Eine Stadt von Kindern für Kinder: In Hallertown leben und arbeiten jetzt Hunderte von Buben und Mädchen. Als Beamte, Handwerker, Künstler und Angestellte beleben sie zehn Tage lang die Kinderspielstadt des Kreisjugendrings im Scheyerer Prielhof.

Die beiden Spezl Sebastian Kugler und Felix Morgenstern haben einen der begehrtesten Jobs in Hallertown: Die Buben aus Pörnbach sind die ersten Feuerwehrmänner der Kinderstadt. „Wir waren beide auch das letzte Mal vor zwei Jahren schon da – und auch bei der Feuerwehr“, erzählt Sebastian. Bevor es im Spiel in den leicht übergroßen Jacken der Reichertshausener Wehr an Brandbekämpfung und technische Hilfeleistung geht, gibt’s für die Nachwuchs-Retter vom echten Feuerwehrmann erst mal eine Einweisung für Atemschutzmaske und Mini-Spritzenwagen.

Feuerwehrfrau Melanie

Feuerwehr ist keine reine Männersache. Als erste und bisher einzige Feuerwehrfrau trägt die elfjährige Melanie Prawda aus Manching selbstbewusst ihren orangfarbenen Helm. „Ich freu mich am meisten aufs Löschen und den Einsatz“, sagt sie. Ihr erklärtes Ziel in der Spielstadt: Geld verdienen und ein Haus bauen.

Bei der verspäteten Eröffnung auf dem Stadtplatz im Innenhof des Klosterguts bei Scheyern liegt schon der Duft von Nudeln mit Tomatensoße in der Luft. Bevor es aber wieder an die Arbeit oder ans Essenfassen geht, ist während dieses offiziellen Akts mit Begrüßungsreden und Ansprachen zehn Minuten Stillsitzen angesagt. Doch kaum sind die vorbei, springen die Kinder auf und das große Gewusel geht los.

Helmut Münzhuber hilft

Die Müllabfuhr leert Tonnen, in der Malerei „Klexl“ wird im Auftrag des Kinder-Fernsehsenders „Haller-TV“ ein Pult für Nachrichtensprecher gelb-rot bemalt. In der Schreinerei bearbeiten fünf Buben Holzbalken mit Stemmeisen. Sie bauen Eckpfeiler für Bungalows – Fertighäuser, die später andere Kinder vom ersparten Spielgeld kaufen können. Tobias Eules aus Geisenfeld ist als einer der Größeren bei den Handwerkern dabei. Wie schon vor zwei Jahren. „Ich wollte schon immer Zimmerer werden“, sagt der 13-Jährige.

Angeleitet werden die Nachwuchs-Schreiner und -Zimmerer von Helmut Münzhuber aus Manching. Seit acht Jahren betreut der Heimwerker als einer der vielen ehrenamtlichen Helfer verschiedene Werkstätten von Hallertown. „Letztes Jahr habe ich sogar eine Geisterbahn gebaut“, erzählt er. „Es macht Spaß, den Kindern beizubringen, was man mit den eigenen Händen alles machen kann.“

Es gibt aber auch klassische Frauenberufe, etwa bei „Flinke Nadel, Rockzipfel & Co.“, wo die neunjährige Maria Grazia Cabras aus Streitdorf als Näherin ihr Geld verdient. „Wir machen gerade zwei Stecknadelkissen, einen Kissenbezug, zwei Schlampermäppchen und eine Handtasche“, berichtet sie ganz stolz. Die Produkte können später gegen Spielgeld im Hallertown-Kaufhaus erworben werden. Sie selbst will aber ihren Lohn erst einmal ansparen.

Die Eltern müssen freilich draußen bleiben. Vor dem Tor zum Klostergut halten ein paar Burschen mit Stecken Wache, damit sich auch ja kein Erwachsener ins Kinderland einschleicht. Vorne dabei ist der elfjährige Marc Holz. „Manche, wie der Landrat, dürfen rein“, erklärt der Geisenfelder. „Aber nur, wenn es befohlen wird.“ Selbiger, gemeint ist Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU), hatte den Kindern kurz zuvor bei der Eröffnungsrede noch freie Hand versprochen: Er wolle den Kindern nicht hineinregieren. „Die Zuständigkeit habe ich draußen am Torbogen abgegeben.“

Startspiel am Beginn

Bevor neue Kinder mit einem Beruf loslegen können, müssen sie erst das Startspiel absolvieren. Das ist eine Art Schnitzeljagd durch die Kinderspielstadt Hallertown – „damit die Kinder das Gelände kennen lernen“, erklärt Projektleiterin Karin Pröbstl vom Kreisjugendring Pfaffenhofen.

In den kommenden Tagen in Hallertown wird nun gearbeitet, gespielt sowie Geld verdient und wieder ausgegeben. Der Hof wird sich dann mit Spielhäusern und vielleicht sogar neuen Geschäften füllen.

Scheyerns Bürgermeister Albert Müller (WGS) freut sich, dass sich das Projekt des Kreisjugendrings Pfaffenhofen in der fünften Auflage so gut etabliert hat. „Da werden Spielen, Spaß und Spannung miteinander verbunden“, lobt er die Organisatoren und die gesamten Helferinnen und Helfer. Projektleiterin Pröbstl ist zufrieden mit dem ersten Tag: „Es ist alles problemlos angelaufen“, sagt sie. „Und das geht nur dank der ehrenamtlichen Helfer, von denen viele ihren Urlaub rein stecken.“